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Die Legende der Wächter 4: Die Belagerung

Die Legende der Wächter 4: Die Belagerung

Titel: Die Legende der Wächter 4: Die Belagerung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathryn Lasky
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sondern türkisblau. Sie war eine Kjellschlange und stammte von der Sturminsel in der Kjellbucht. Kjellschlangen hatten so muskulöse Leiber und so harte Fangzähne, dass sie sogar Tunnel und Gruben ausschachten konnten.
    Ezylryb war als Erster auf den Gedanken gekommen, diese Schlangen, die nicht blind waren wie die rosafarbenen Nesthälterinnen, in den Kampf zu schicken. Er hatte eine Eliteeinheit aus Kjellschlangen zusammengestellt, die unterirdisch in Feindesgebiet eindringen konnte. Damals hatte in den Nordlanden der sogenannte „Krieg der Eisklauen“ gewütet. Bei einem dieser Einsätze hatte Oktavia ihr Augenlicht eingebüßt, und Ezylryb hatte nicht nur einen verstümmelten Fuß davongetragen, sondern vor allem seine geliebte Gefährtin verloren. Danach wollten beide vom Kämpfen nichts mehr wissen und hatten sich viele Jahre lang auf die Insel der Glaux-Brüder im Bittermeer zurückgezogen. Doch nun war abermals ein Krieg ausgebrochen.
    „Was würde Ezylryb von der Idee halten?“, erkundigte sich Soren.
    „Tj a … da müsst ihr ihn schon selbst fragen. Was mich betrifft, so bin ich zwar nicht mehr die Jüngste, aber ich würde beim Graben helfen“, erwiderte Oktavia.
    „Wir Höhlenkäuze auch!“, rief Digger begeistert.
    „Ja, j a …“ Oktavia zögerte, als wollte sie eigentlich noch mehr sagen.
    Digger fuhr ungeduldig fort: „Sollen wir Ezylryb gleich fragen? Und die anderen Parlamentsmitglieder auch?“
    „Nein!“ Oktavia ringelte sich zusammen, richtete sich halb auf und blickte streng in die Runde. „Jetzt hört mir mal gut zu! Die Sache bleibt unter uns. Kein Wort zu Otulissa, Martin oder sonst jemandem aus eurer Brigade der Besten. Ihr habt mich draußen auf dem Gang angesprochen, aber wir haben uns zum Glück gleich in eure Höhle begeben. Ich schlage vor, dass ihr auch Ezylryb zu euch einladet und ihm euren Plan vorstellt. Wie soll ich es sage n … Es gibt hier im Baum gewisse Sicherheitslücken. Es könnte sein, dass der Parlamentssaal abgehört wird.“
    Soren und die drei anderen fuhren zusammen. Waren sie etwa nicht die Einzigen, die herausgefunden hatten, dass die Wurzeln unter dem Parlamentssaal den Schall weiterleiteten? War ihnen jemand heimlich gefolgt und hatte ihren Horchposten entdeckt?
    „Wartet hier“, sagte Oktavia. „Ich hole Ezylryb jetzt gleich. Wir dürfen keine Zeit verlieren.“ Ihre blaugrünen Schuppen leuchteten matt, als die alte Kjellschlange in den dunklen Gang hinausglitt.

Kukukuruu!

    Ezylryb kniff das gesunde Auge zusammen und betrachtete Sorens Kratzzeichnung. Die feindlichen Truppen waren lauter kleine Kreuze. „Das dauert mindestens einen Monat“, urteilte er schließlich.
    „Einen Monat!“, rief Digger aus. „Es gibt drei Höhlenkauz-Einheiten. Wir schaffen das in einer knappen Woche.“
    „Das ist ja gerade das Problem. Die Angelegenheit muss streng geheim bleiben. Je weniger Eulen eingeweiht sind, desto besser. In diesem Baum haben die Wände Ohren.“
    Oktavia nickte bestätigend.
    „Ich möchte, dass außer dir, Digger, nur noch zwei andere Höhlenkäuze einbezogen werden, nämlich Sylvana und Muriel.“
    „Und was ist mit Wamme?“, fragte Soren.
    „Die nicht.“ Ein unbehagliches Schweigen trat ein, dann räusperte sich Oktavia.
    „Ich hätte da einen Vorschlag, Lyze.“ Nur Oktavia sprach Ezylryb noch mit seinem alten Nordlandnamen an und auch die Schlange benutzte ihn für gewöhnlich nicht in Gegenwart anderer Eulen.
    „Ich höre, meine Liebe.“ Wenn er mit der betagten Kjellschlange sprach, wurde Ezylrybs sonst so barscher Ton sehr viel milder.
    „Können Morgengrau, Soren und Gylfie nicht auch mitmachen? Die drei sind natürlich keine Höhlenkäuze, aber müssen sie darum untätig bleiben? Digger könnte ihnen das Graben beibringen. Dann geht das Ganze auch ein bisschen schneller.“
    „Eine ausgezeichnete Idee, Oktavia.“ Der weise, alte Kreischeulerich musterte die drei Jungeulen. „Was haltet ihr davon? Traut ihr euch das zu?“
    „Jawohl!“, riefen die drei im Chor.
    „Dann fangt am besten gleich damit an.“
    Es war eine anstrengende Arbeit. Es war eine schmutzige Arbeit. Doch auch wenn die sechs Eulen vom Hunger geschwächt waren, am Ende des Tunnels winkte die Freiheit, und das verlieh ihnen neue Kraft. Oktavia half wie versprochen mit. Sie war zwar alt und beleibt, aber besonders geschickt, was knifflige Biegungen des Tunnels betraf.
    Zu Sorens Überraschung wurde beim Graben viel geredet und gesungen. Immer

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