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Die Legende der Wächter 4: Die Belagerung

Die Legende der Wächter 4: Die Belagerung

Titel: Die Legende der Wächter 4: Die Belagerung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathryn Lasky
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hatte.
    „Jetzt weiß der Feind über unsere Fallen Bescheid“, sagte Morgengrau halblaut.
    „Bestimmt passen sie beim nächsten Angriff besser auf“, stimmte ihm Soren zu.
    „So was bleibt nun mal nicht ewig verborgen“, kam es von Gylfie.
    „Apropos verborgen“, meldete sich Digger wieder zu Wort. „Angeblich sind unsere Vorkehrungen im westlichen Quadranten ausgespäht worden.“
    „Wie bitte?“
    „Sylvana befürchtet, dass der Feind unsere Gruben entdeckt hat.“
    „Welche von den Gruben genau?“, wollte Morgengrau wissen.
    „Die mit der Glut.“
    „Unsere Feuerwaffen?“ Morgengrau war von seinem Lager aufgeflattert. „He, das betrifft uns!“ Der Bartkauz spielte darauf an, dass die Brigade der Besten für das Flammengeschwader eingeteilt war. Es wurde auch „Rums-Brigade“ genannt. Bei den Eulen hieß es: „Das Feuer rumst“, wenn es besonders heiß brannte. Dann waren die Flammen bläulich mit gelber Mitte und grünem Rand. Ein solches Feuer loderte auch in Bubos Schmiedeesse.
    Das waren beunruhigende Neuigkeiten. Doch irgendwann schliefen die Freunde trotzdem ein.
    „Seid aber bitte ganz leise!“, schärfte die untersetzte Schnee-Eule Soren, Gylfie, Morgengrau und Digger ein. Dann ließ sie die vier in die Krankenstube eintreten. „Und sprecht die fremde Schleiereule nicht an. Sie ist eine Kriegsgefangene.“
    Die vier wechselten einen Blick.
    Das ist bestimmt die Eule, die sich in unserem Netz verfangen hat, dachte Soren.
    Otulissas Krankenlager war weich mit Dunen gepolstert. Die Fleckenkäuzin machte einen kerngesunden Eindruck.
    „Man sieht dir gar nicht an, dass du verwundet bist“, sagte Gylfie.
    „Bin ich ja auch nicht! Dass man mich hierhergebracht hat, ist völliger Blödsinn.“
    „Was ist denn passiert?“, fragte Soren.
    „Mich hat backbords ein Schnabelhieb gestreift. Strix Struma hat darauf bestanden, mich hier einzuliefern, weil ich danach angeblich komisch geflogen bin.“
    „Komisch?“
    „Ach, bloß ein bisschen schief. Das hat sich auf dem Rückflug aber schon wieder gegeben. Strix Struma ist eben übervorsichtig.“
    „Wie war das, als du in die feindliche Formation reingeflogen bist?“, fragte Morgengrau gespannt.
    Otulissa drehte den Kopf weit herum und beäugte die gefangene Schleiereule argwöhnisch. „Wahrscheinlich ist sie nicht bei Bewusstsein, aber man weiß ja nie. Darum rede ich lieber nicht über unsere Pläne. Und euch würde ich dasselbe raten.“
    „Ach so.“ Morgengrau war enttäuscht.
    „Dann reden wir eben über etwas anderes“, lenkte Digger ein. „Worüber denn?“
    Soren beobachtete Otulissa. Sie war irgendwie anders als sonst. Vielleicht veränderte es einen, wenn man einen Angriff gegen den Feind geflogen war.
    Da streckte plötzlich Wamme den Kopf in die Krankenstube. „Gütiger Glaux, Otulissa! Was machst du denn hier?“
    „Otulissa ist verwundet“, erklärte Gylfie.
    Blöde Frage, dachte Soren. Was soll Otulissa wohl sonst hier machen?
    „Und was machst du hier?“, fragte Digger zurück.
    „Ic h … ä h …“, stotterte die Höhlenkäuzin, riss sich zusammen und erwiderte knapp: „Ich mache Krankenbesuche.“
    Otulissa sah die Ga’Hoolologie-Ryb forschend an und entgegnete: „Das ist aber nett von di r – und dabei hast du gar nicht gewusst, dass ich hier bin! Vielen, vielen Dank. Bestimmt wissen auch die anderen Verwundeten deinen Besuch zu schätzen.“
    Wamme hatte sich wieder gefangen. „Stimmt schon, ich wusste nicht, wen ich hier alles vorfinde, aber ich dachte mir, ein Besuch ist unter diesen Umständen nun wirklich das Mindeste.“ Ihre Augen verschleierten sich, sie schien in weite Ferne zu blicken. „Wer hätte gedacht, dass es einmal so weit kommt?“, sagte sie leise, wie im Selbstgespräch. „Dass es Krieg gibt“, setzte sie fast flüsternd hinzu.
    Soren, Morgengrau und Gylfie waren noch zwei weitere Nächte an den Netzen im Einsatz, doch sie erwischten nur noch wenige feindliche Eulen. Überhaupt war wenig los. Stattdessen herrschte wie zuvor bedrückende Stille. Die Winterwinde hatten nachgelassen, aber es war bitterkalt geworden. Auf dem Hoolemeer schwammen die ersten Eisschollen. Die eingelagerte Verpflegung wurde streng eingeteilt. Man schickte Jagdtrupps aus, aber es schien, als hätten sich alle Beutetiere vor der klirrenden Kälte in ihre Baue unter der Erde verkrochen. Die Nächte wurden lang und finster, denn der Mond war geschwunden und würde sich erst in ein paar Tagen wieder blicken

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