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Die Legende der Wächter 4: Die Belagerung

Die Legende der Wächter 4: Die Belagerung

Titel: Die Legende der Wächter 4: Die Belagerung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathryn Lasky
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glaube, dass Meister Ezylryb in Wahrheit nicht allzu viel von Wamme hält.“
    „Warum lobt er sie dann?“, fragte Soren.
    „Gute Frage“, erwiderte Digger. „Und ich kann dir darauf keine Antwort geben.“ Er machte eine Pause. „Noch nicht.“
    Soren war felsenfest davon überzeugt, dass Digger von ihnen allen der Nachdenklichste und vielleicht auch der Klügste war. Natürlich waren auch Gylfie, Morgengrau und er selbst nicht dumm. Gylfie besaß eine rasche Auffassungsgabe und wusste eine Menge. Morgengrau dachte nie lange nach, sondern handelte spontan, allerdings war er unschlagbar darin, sich bei noch so unklaren Lichtverhältnissen zurechtzufinden. Und er selbst, Sore n … Sich selbst konnte er nicht einschätzen. Doch Digger kam oft auf ganz ungewöhnliche Gedanken. Erst beobachtete er nur und setzte dann alles, was er gesehen hatte, in einen Zusammenhang. Seine Andeutung über Wamme fand Soren aufregend und beängstigend zugleich.

Belagert

    Winterstürme fegten über die Insel und der mächtige alte Baum ächzte. Eisige Luft kroch durch jeden Spalt und jede Ritze. Die Freunde hatten in ihrer Schlafhöhle das Fell eines von Morgengrau geschlagenen Opossums vor die Wand gehängt. Das Fell hielt zwar die Zugluft ab, aber es erinnerte die vier schmerzlich daran, dass es schon lange kein frisches Fleisch mehr gab. Das getrocknete schmeckte nach gar nichts. Man hätte genauso gut Baumrinde herunterschlingen können. Es ging das Gerücht, dass auch die Ga’Hoole-Nüsse allmählich knapp wurden. Soren und seine Freunde hatten abgenommen, das war nicht zu übersehen. Ihr Gefieder hatte seinen Glanz verloren, ihre Augen waren matt. Als die Portionen im Speisesaal begannen, immer kleiner zu werden, hatten sie anfangs noch von früheren Mahlzeiten geschwärmt.
    „Wisst ihr noch, wie Mr s Cook immer Milchbeerkuchen mit Ahornsirup gemacht hat?“
    „Ich wär auch schon mit dem Sirup ohne Kuchen zufrieden.“
    Solche Unterhaltungen fanden inzwischen nicht mehr statt. Sie waren immer noch hungri g – so hungrig wie noch nie. Aber wenigstens hatten sie sich an das ständige Magenknurren gewöhnt. Die Lust auf Kuchen erschien ihnen nun albern. Sie hatten nur noch einen Wunsch: am Leben zu bleiben und nicht zu verhungern.
    Wenn der Winter in ein paar Wochen seinen eisernen Griff lockern würde, wenn der gefrorene Boden taute und sich die Mäuse und Maulwürfe wieder aus ihren unterirdischen Gängen wagte n – würden sie dann überhaupt auf die Jagd fliegen können? Die Reinen und ihre Söldnertruppen hatten den Baum umzingelt. Immer enger zogen sie die Schlinge. Sie wollten die Wächter aushungern und sich selbst in den Jagdgründen der Insel dick und fett fressen.
    „Was machst du da?“, fragte Morgengrau. „Suchst du nach Käfern?“
    Soren scharrte auf dem staubigen Boden der Höhle herum. Er konnte sich nicht dazu aufraffen, wie die anderen auf einen Wandvorsprung zu fliegen und sich zu unterhalten. Allerdings verlief die Unterhaltung stockend, weil alle entkräftet waren. Um sich die Zeit zu vertreiben, hatte Soren mit der Kralle Linien in den Staub gezogen. Jetzt senkte er den Blick und stellte fest, dass die Linien eine Art Zeichnung ergaben.
    Gylfie kam zu ihm heruntergeflogen. „Was soll das darstellen?“
    „Das sind wir.“
    „Kapier ich nicht.“
    „Das hier ist der Baum. Wir sitzen alle hier drin und die Feinde sind drum herum. Sie können nicht herein, weil der Baum keine Angriffspunkte bietet, aber wir können auch nicht heraus. Wir warten nur ab, so wie Ezylryb angekündigt hat.“
    „Mit anderen Worten, wir sitzen in der Falle“, sagte Morgengrau sachlich. „Und was folgt nun daraus?“
    „Na j a … vielleicht können wir ja doch heraus.“ Soren sah Digger an und sprach weiter: „Könnte man nicht einen Fluchttunnel graben? Durch einen unterirdischen Gang könnten unsere Truppen unbemerkt ins Freie gelangen und den Feind von zwei Seiten angreife n – so!“ Soren reckte den Fuß und kniff zwei Krallen zusammen, als wollte er eine Fledermaus fangen. Seine Gefährten spürten, wie sich ihre Muskelmägen wieder regten. Auf einmal waren sie alle hellwach und Gylfie sprach das entscheidende Wort beziehungsweise den entscheidenden Namen aus: „Oktavia!“
    „Ein Zangenangriff! Keine schlechte Ide e …“, sagte die alte Nesthälterin von Madame Plonk und Ezylryb im schleppenden Dialekt der Nordlande. Oktavias Schuppen waren nicht rosafarben wie die der anderen Nesthälterinnen,

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