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Die Legende der Wächter 5: Die Bewährung

Die Legende der Wächter 5: Die Bewährung

Titel: Die Legende der Wächter 5: Die Bewährung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathryn Lasky
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reingeflogen!“
    „Das wollte ich nicht“, sagte Eglantine ausdruckslos.
    Digger drehte den Kopf in den Nacken. Was bei Glaux stimmt mit Eglantine nicht? , überlegte er zum x-ten Mal.
    Primel schien spurlos verschwunden zu sein. Die Suchtrupps waren in alle Himmelsrichtungen ausgeschwärm t – ohne Erfolg. Kurz vor dem Morgengrauen kehrten sie in den Baum zurück. Die anderen Eulen besprachen noch, ob sie die Lauschgleiter an strategischen Punkten der Südlande verständigen sollten, nur Eglantine verzog sich gleich in ihre Schlafhöhle. Aber sie schlief nicht. Sie saß vom Morgen bis zum späten Nachmittag auf dem Vorsprung über ihrem kratzigen Lager, das nicht mit dem himmlisch weichen Nest in der Höhle ihrer Mutter zu vergleichen war. Ist das alles, was ich noch spüre? Ob mein Lager weich oder kratzig ist? Aber d a – ihr Magen zwickte kaum merklich. Ihr Traum, der Traum, der Wirklichkeit wa r – ach, wie wunderschön er doch war. Ich kann meine Mama jederzeit besuche n – aber warum freue ich mich nicht richtig darüber? Und Ginger ist nett, aber sie ist nicht wie Primel. Primel war nie eifersüchtig auf meine anderen Freunde. Eglantines Magen zwickte kräftiger. Eifersüchti g … Eglantine hörte Primel in Gedanken wieder sagen: „Echte Freunde sind nicht eifersüchtig.“ War Ginger überhaupt eine Freundin? Was für eine Frag e – wie komme ich denn auf einmal darauf?
    Eglantines Gedanken strudelten wie die Strömungen im Hoolemeer, aber sie strengte sich an, um die umherwirbelnden Bruchstücke zu ordnen. Ech t … Echte Freund e … Primel ist eine echte Freundin. Ginger irgendwie nich t … Sind meine Träume echt? Eglantine dachte an ihre Mutter. Dann wieder an Ginger. An ihre Träume. Konnten Träume auch eine Falle sein? Wenn sie nicht mehr in ihren Traum zurückkehrte, würde sich ihre Mutter dann in Luft auflösen? Und würde ihr das etwas ausmachen? Denn eigentlich war ihr ja alles ega l … Eglantines Gedanken drehten sich im Krei s – es lief immer auf dasselbe hinaus, nämlich dass ihr alles egal war. War das womöglich die eigentliche Falle? Bei diesem Gedanken zwickte ihr Magen so heftig, dass sie zusammenzuckte. Aber wie konnte sie der Falle entkommen? Wie konnte sie ihrem Traum entkommen? Wie sollte sie es anstellen, dass ihr nicht mehr alles egal war? Dass sie Richtig und Falsch wieder unterscheiden konnte?
    Wenn ich dem Traum entkommen will, muss ich meiner Mutter in die Augen schauen. Ich muss herausfinden, was an ihr echt ist und was nicht. Dafür muss ich ein letztes Mal in die Schnabelberge fliegen. Bei dieser Vorstellung erstarrte ihr Magen vor Furcht.
    Eglantine freute sich darüber.

Der Talisman

    Primel schlug die Augen auf. Es war heller Tag. Ob den Eulen im Großen Baum ihr Verschwinden aufgefallen war? Und Eglantine? War die Freundin noch hier, oder war sie zurückgeflogen? Primel war froh, dass man sie wenigstens aus dem Sack befreit hatte, aber sie hatte keine Ahnung, wie lange sie schon in der Baumhöhle hockte.
    Jetzt streckte ein großer Ruß-Schleiereulerich den Kopf herein. „Befehl von obe n – du sollst schlafen. Da drüben ist ein Nest mit extraweichem Moos für dich vorbereitet. Außerdem hat sie sich die eigenen Dunen ausgezupft, damit du es noch bequemer hast.“
    Wie reizend , dachte Primel. Laut sagte sie: „Und was ist, wenn ich gar nicht schlafen möchte?“ Der Eulerich blinzelte verdutzt, dann knackte er drohend mit dem Schnabel. „Es geht nicht darum, was du möchtest oder nicht. Das ist ein Befehl!“
    „Aber im Großen Ga’Hoole-Baum schlafen wir, wann uns danach ist.“
    „Du bist hier aber nicht in Ga’Hoole, Süße.“
    „Das weiß ich. Ich nehme an, dass ich bei den Reinen gelandet bin.“
    „Nimm an, was du willst, aber geh jetzt schlafen!“
    Primel flog auf einen Vorsprung an der Höhlenwand. „Nicht da oben! Hier unten im schönen weichen Nest.“
    „Hier oben kann ich aber besser schlafen.“
    „Runter da! Das ist ein Befehl!“
    Was sollte der Unsinn? Was spielte es für eine Rolle, wo sie schlief? Aber Primel war eine Gefangene und fügte sich. Das Nest war tatsächlich unglaublich weich, aber sie rutschte unbehaglich hin und her. In ihrem Kopf summte es seltsam, und ihr Magen war schwer und reglos wie ein Stein. Primel verließ das Nest wieder. Das Summen hörte schlagartig auf und ihr Magen erwachte wieder zum Leben. Sperlingskäuze wiegen nur fünfzig Gramm und werden höchstens zwanzig Zentimeter lang. Sie reagieren

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