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Die Legende der Wächter 5: Die Bewährung

Die Legende der Wächter 5: Die Bewährung

Titel: Die Legende der Wächter 5: Die Bewährung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathryn Lasky
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los ist, dann mache ich das! Primel war zwar klein von Gestalt, aber ihre Flügel und ihr Magen waren stark.
    Eglantine trug etwas im Schnabe l – irgendwelche Zettel. Sie hatte die Zettel aber nicht aus dem Baum mitgenommen, sondern sie war vor dem Flug über das Hoolemeer auf den Uferklippen zwischengelandet und mit den Zetteln wieder aufgetaucht. Nach einer Weile verzogen sich die Wolken und Primel erblickte am Horizont einen grauen Streifen Festland. Man spürte die Schnabelberge aber auch schon, weil von den Gipfeln warme Windströmungen aufstiegen, von denen man sich tragen lassen konnte. Und auch ohne Mondlicht sah Primel die berühmten Spiegelseen blinken. Eglantines Ziel war offenbar eine alte Tanne am Ufer eines der Seen. Primel musste aufpassen, dass die Freundin sie nicht entdeckte. Sie drehte bei und landete in einer Fichte am gegenüberliegenden Seeufer. Von hier aus konnte sie Eglantine gut beobachten. Aus einer Höhle in der Tanne trat nun eine große Schleiereule mit schneeweißem Gesicht.
    „Mama!“, rief Eglantine.
    Mama? Ist sie gaga? Und wenn die Eule da drüben tatsächlich ihre Mutter ist, warum hat sie dann Soren nichts davon erzählt? Primel musterte die Fremde prüfend. Nein, das war kein Geisterschnabel, sondern eine lebendige Eule aus Fleisch und Blut. Eglantine überreichte ihr die geheimnisvollen Zettel.
    „Danke, Herzchen!“, rief die fremde Eule entzückt.
    Primel spitzte die Ohren, aber es half nichts, sie musste näher heran. Unauffällig flog sie von einem Baum zum nächsten.
    „Hast du Tausendfüßer für mich gesammelt, Mama?“
    „Aber natürlich, Herzchen.“
    „Und ist Papa da?“
    „Der ist noch auf der Jagd.“
    „Soren auch?“
    „Beide.“
    Primel verstand gar nichts mehr. War Soren in den Schnabelbergen auf die Jagd geflogen? Unsin n – Eglantines Bruder war im Großen Ga’Hoole-Baum, wo er hingehörte. Was geht da vor? Das war Primels vorletzter Gedanke. Sie sah einen gleißenden Blitz und musste die Augen zukneifen. Dann wurde sie plötzlich gepackt und in einen Sack gesteckt.
    In solchen Säcken bewahrten die Freien Schmiede ihr Werkzeug auf, das wusste Primel. Auch in den Schnabelbergen hatte früher ein Freier Schmied seine Werkstatt gehabt, ein Streifenkauz. Soren und seine Freunde hatten ihn dort tödlich verwundet aufgefunden. Aber nicht ein Luchs hatte den Gestreiften angefallen, wie die vier erst dachten, sondern die Reinen, deren Anführer Sorens Bruder Kludd war, hatten ihn umgebracht.
    Und jetzt muss ich auch sterben wie der Gestreifte, war Primels letzter Gedanke.

Magenzwicken

    „Das Buch kenne ich, Eglantine!“, sagte Otulissa, als sie in die Bibliothek kam. „Es handelt von den Wechselwirkungen zwischen den einzelnen Quadranten des Gehirns und des Muskelmagen s – sehr spannend. Ein Buch wie dieses ist wirklich ein Schatz.“
    Eglantine fuhr zusammen und legte die Federn an. Otulissa und Soren, der sich ebenfalls in der Bibliothek aufhielt, bekamen einen Schreck und flogen zu ihr.
    „Was hast du denn, Eglantine?“, rief Soren.
    „Warum hast du ‚Schatz‘ gesagt, Otulissa?“
    „‚Schatz‘?“, wiederholte die Fleckenkäuzin. „Nun ja, weil anspruchsvolle Bücher etwas sehr Wertvolles sind.“
    Eglantine funkelte sie böse an und sagte: „Unsere Mama hat uns immer ‚Schatz‘ genannt, Soren, weißt du noch?“
    Soren und Otulissa wechselten einen erstaunten Blick. „Sei nicht albern, Eglantine“ sagte Soren dann ärgerlich. „Deswegen hast du doch kein Anrecht auf das Wort! Otulissa darf ‚Schatz‘ sagen, so oft sie will. Was ist bloß in dich gefahren, bei Glaux?“
    Soren schimpfte nicht oft mit seiner Schwester, aber Eglantine schien gar nichts zu merken. Das wiederum wunderte Digger, der in einer Ecke gesessen und sich Fachbegriffe aus einem Buch über Spurensuche herausgeschrieben hatte. Darum hatte ihn die attraktive Ryb Sylvana gebeten, auf die er ein Auge geworfen hatte. Warum legt Eglantine die Federn an, wenn das Wort „Schatz“ fällt , überlegte Digger, aber nicht, wenn ihr Bruder sie ausschimpft?
    Da rief Otulissa plötzlich: „Das gibt’s ja wohl nicht! Verdammter Pri…!“ Beinahe wäre ihrem Schnabel das schlimmste Eulenschimpfwort entschlüpf t – Prink .
    „Was ist denn nun schon wieder los?“, fragte Soren.
    „Jemand hat aus diesem Buch über höhere Magnetkunde zwei Seiten herausgerissen!“
    „Wie bitte?“ Gylfie war entsetzt.
    Otulissa hielt das Buch hoch. Die zerfetzten Überreste der

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