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Die Legende der Wächter 5: Die Bewährung

Die Legende der Wächter 5: Die Bewährung

Titel: Die Legende der Wächter 5: Die Bewährung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathryn Lasky
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wenn sie sich fürchten oder aufgeregt sind.
    Zerspringen muss ja etwas ganz Schlimmes sein , dachte Primel.
    Doch Otulissa fasste sich wieder. „Als o – mondwirr wird eine Eule, wenn ihr im Schlaf der Mond direkt auf den Kopf scheint. Man kann dann nicht mehr klar denken und verliert beim Fliegen die Orientierung. Wenn man aber unter bestimmten Bedingungen dem Einfluss von Tupfen ausgesetzt ist, wird man innerlich zerstör t – man zerspring t – und das ist noch viel, viel schlimmer.“
    „Dazu fällt mir ein, was wir herausgefunden haben, als wir uns ins Sankt Äggie eingeschlichen habe n – nämlich, dass die Agenten der Reinen in den Nestern im Eiersaal Tupfen verstecken“, warf Digger ein.
    „Richtig. Ungeschlüpfte Küken werden besonders schlimm geschädigt. Überhaupt sind Jungvögel sehr anfällig dafür. Aber auch erwachsene Eulen können zerspringen.“
    „Warum hat es uns dann nicht erwischt, als wir im Sankt Ägolius waren? Wir mussten uns nur in Acht nehmen, nicht mondwirr zu werden.“
    „Das kann ich dir leider auch nicht erklären. Manche Eulen kommen unmittelbar mit Tupfen in Berührung und zerspringen trotzdem nich t – Hortense von Ambala zum Beispiel. In den Gewässern ihrer Heimat gibt es große Tupfenvorkommen, aber Hortenses Verstand hat nicht gelitten. Sie ist nur sehr schmächtig und hat verkümmerte Flügel. Ja, die Tupfen geben uns noch viele Rätsel au f … Wenn doch die blöde alte Höhlenkäuzin, die grässliche Wamm e – das geht natürlich nicht gegen dich und die anderen Höhlenkäuze, Digge r – wenn Wamme mir doch bloß nicht das Buch weggenommen hätte!“
    „Stehen hier in der Bibliothek vielleicht noch mehr Bücher über Zerspringen?“, mischte sich Primel wieder ein. „Jetzt gibt es ja kein Pronk mehr.“
    „Ich habe schon alle Regale abgesucht und nichts gefunden“, erwiderte Otulissa.
    Als Wamme gewisse Bücher zu Pronk erklärt hatte, war die wissbegierige Otulissa zum ersten Mal richtig wütend auf die ältliche Ga’Hoolologie-Ryb geworden. „Pronk“ bedeutete „verboten“, und eigentlich war im Ga’Hoole-Baum gar nichts verboten, schon gar nicht das Lesen von Büchern. Doch Wamme hatte die Bücher einfach beschlagnahmt. Die anderen Parlamentsmitglieder waren damit nicht unbedingt einverstanden gewesen, und Ezylryb hatte dafür gesorgt, dass Otulissa das Buch über Tupfitis trotzdem bekam. Doch Wamme hatte es ihr wieder weggenommen und das Buch verschwinden lassen.
    Eine untersetzte Sumpfohreule streckte den Kopf in die Bibliothek und verkündete munter: „Gleich gibt’s Nachtmahl!“ Das Nachtmahl war die erste Mahlzeit nach dem Aufstehen, so wie das Tagmahl die letzte Mahlzeit vor dem Schlafengehen war.
    Die drei jungen Eulen machten sich auf den Weg in den Speisesaal.

Ein bedrücktes Mahl

    Primel schaute noch einmal in ihrer Schlafhöhle nach, ob Eglantine inzwischen aufgestanden war. Das Schleiereulenmädchen verschlief in letzter Zeit oft. Das war ungewöhnlich, denn in den kurzen Sommernächten standen die Eulen so früh wie möglich auf. Sie genossen fliegend die laue Nachtluft unter den prachtvollen Sternbildern dieser Jahreszeit, in der auch der strenge Stundenplan für den Unterricht und die Brigadeübungen gelockert war. Primel freute sich, als sie die Höhle leer vorfand. Dann würden Eglantine und Ginger auch nicht zu spät zum Nachtmahl kommen wie so oft in letzter Zeit. Aus dem Speisesaal duftete es schon köstlich. Gab es etwa geschmorte Flughundflügel? Flughunde waren eine beliebte Sommermahlzeit. Gerade an Frühsommerabenden schwirrten ganze Schwärme von ihnen um den Früchte tragenden Baum und flogen den Eulen praktisch in die aufgesperrten Schnäbel.
    Wie üblich bahnte sich Primel ihren Weg zu Mr s P.’s Tisch. Im Großen Ga’Hoole-Baum dienten die rosaschuppigen Nesthälterinnen auch als Tische. An einer Schlange hatten mindestens sechs Eulen Platz. Doch im Näherkommen sah Primel, dass Mr s Plithivers Tisch schon voll war und dass Ginger sich neben Eglantine gesetzt hatte. Soren winkte Primel trotzdem mit dem Flügel heran.
    „Für dich findet sich auch noch ein Plätzchen“, sagte Mr s P. freundlich. Sie streckte sich, und die anderen Eulen rückten zusammen. Nur Eglantine und Ginger tuschelten angeregt miteinander und bekamen nichts mit.
    Soren ärgerte sich über seine Schwester. „Eglantine! Würdest du deine Unterhaltung bitte unterbrechen und deinen Bürzel ein Stück bewegen, damit Primel sich dazusetzen

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