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Die Legende der Wächter 5: Die Bewährung

Die Legende der Wächter 5: Die Bewährung

Titel: Die Legende der Wächter 5: Die Bewährung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathryn Lasky
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Wächtern von Ga’Hoole nicht üblich. Boron und Barran, das Königspaar des Baums, hatten es einmal so formuliert: Wenn wir eine Eule verstoßen, ist sie anschließend unser Feind. Falls Wamme doch keine Verräterin war, würde sie nach ihrer Vertreibung bestimmt eine werden.
    Die ältliche Höhlenkäuzin wurde lediglich in den Ruhestand geschickt. Sie gab keinen Unterricht mehr und nahm auch nicht mehr an den Parlamentssitzungen teil. Letzteres kam einer öffentlichen Demütigung gleich. Noch nie in der Geschichte des Baums war eine Eule aus dem Parlament ausgeschlossen worden. Soren fand, das sei Strafe genug, aber er versuchte nicht Otulissa umzustimmen. Die Fleckenkäuzin hatte sich geschworen, ihre geliebte Strix Struma zu rächen. Nach der Schlacht, in der ihr großes Vorbild gefallen war, hatte sich Otulissa sehr verändert. Soren hatte sie nach der Abschiedsfeier für die Verstorbene in ihrer Höhle besucht. Schon da hatte Otulissa einen Gegenangriff geplant. Zwar hatten die Eulen von Ga’Hoole die Reinen in die Flucht geschlagen und viele Feinde getötet, aber die Anführer, Kludd und seine gewissenlose Gefährtin Nyra, deren Gesicht so weiß leuchtete wie der volle Mond, waren entkommen. Soren hörte Otulissa wieder sagen:
    „Wir haben sie nicht vertrieben, Soren. Sie kommen wieder. Wir dürfen nicht länger abwarten.“
    „Was meinst du damit?“
    „Dass wir unsere Strategie ändern müssen. Mit reiner Abwehr ist es nicht mehr getan.“
    Otulissas Augen hatten so hasserfüllt gefunkelt, dass Sorens Magen eiskalt geworden war.
    „Ich bin nicht mehr dieselbe, Soren“ , hatte die Fleckenkäuzin leidenschaftlich hinzugefügt.
    Noch war Otulissas Plan nicht in die Tat umgesetzt worden, aber sie wollte ihren Rachefeldzug offenbar schon hier im Baum beginnen, und Wamme sollte das Opfer sein.
    Die anderen Eulen schwiegen beklommen. Sie spürten, dass Otulissa zum Äußersten entschlossen wa r – ausgerechnet die kluge, umsichtige Otuliss a – und das war ihnen unheimlich.
    „Krämer-Ellie müsste gleich eintreffen“, verkündete Gylfie gekünstelt munter. „Kommt, wir schauen mal draußen nach.“
    „Wozu? Ich brauche Ellies Ramsch nicht“, entgegnete Otulissa mürrisch.
    Sie ist wieder sie selbst , dachte Soren erleichtert.
    „Andererseits habe ich gerade nichts Besseres zu tu n … ich komme doch mit.“
    Wie immer war Madame Plon k – die Schnee-Eule, die die Bewohner des Baums jeden Morgen zur Begleitung der Grasharfe in den Schlaf sang und jeden Abend mit einem Lied weckt e – die Erste, die am Fuß des Baums Ellies Waren in Augenschein nahm. Die Händlerin wurde von ihrer Gehilfin Bubbles begleitet, einer schusseligen jungen Elster.
    „Madame Plon k – Sie sehen wieder einmal hinreißend aus!“, begrüßte Ellie die stattliche Eulendame. „Mal sehen, womit wir Ihr prächtiges Gefieder noch besser zur Geltung bringen könne n …“ Ellie ließ flink den Blick über ihre Auslage schweifen. „Wie wär’s mit diesem purpurroten Umhang mit dem Hermelinkrage n – beziehungsweise dem, was davon noch übrig ist?“
    Danach wandte sich die Elster Primel zu, die einen Bernsteinanhänger betrachtete. „Du musst ihn gegen den Mond halten, Schätzchen. Ein kleiner Käfer ist darin eingeschlossen. Das bringt Glüc k – der Anhänger ist ein echter Talisman! Er ist auch gar nicht schwer, damit kann sogar eine Sperlingskäuzin fliegen.“
    Der Schmied Bubo war zu Primel getreten. „Ganz nett“, urteilte er.
    Ganz nett? Wunderschön! , dachte Primel. An Glücksbringer glaubte sie nicht, aber die meisten anderen Schmuckstücke, die Ellie feilbot, waren für eine kleine Eule tatsächlich zu schwer.
    Primel besaß zwei wunderbare Türkissplitter, die sie einmal auf einem Rettungsflug zufällig in einem Fluss entdeckt hatte. „Tauscht du den Bernstein gegen zwei Türkise, Ellie?“
    „Aber ger n – ich bin ganz wild auf Türkise! Sie stehen mir so gut wie keinem anderen Vogel. Lauf und hol sie, ich packe dir den Anhänger schon mal ein.“
    Soren hatte den Tausch aus einiger Entfernung verfolgt. Als er sich nun umschaute, fiel sein Blick auf eine Birkengruppe, hinter der sich oft Mäuse aufhielten. Er glaubte, etwas hinter den Stamm huschen zu sehen, und schwang sich lautlos in die Lüfte.
    Doch als er von oben durch die schlanken weißen Äste spähte, war er so schockiert, dass er den Schnabel nicht mehr zubekam. Eine Eule hatte eine Maus erbeutet und ihr mit den Fängen eine klaffende Wunde am

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