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Die Legende vom Weitseher 01 - Der Adept des Assassinen

Die Legende vom Weitseher 01 - Der Adept des Assassinen

Titel: Die Legende vom Weitseher 01 - Der Adept des Assassinen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Hobb
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ausgerechnet daran zu erinnern, nach all den Jahren.«
    »Mochte sie dich leiden, damals?« fragte ich taktlos.
    Burrich schaute mich an, sein Blick war ausdruckslos. »Besser als jetzt«, antwortete er kurz. »Aber das ist unwichtig. Heraus damit, Fitz. Was hält sie von dir?«
    Noch so eine vertrackte Frage. Ich erzählte von unseren Begegnungen, wobei ich nach Kräften beschönigte. In der Mitte der Gartenepisode hob Burrich die Hand.
    »Halt«, sagte er bestimmt.
    Ich schwieg.
    »Wenn du von der Wahrheit Teile wegläßt, um nicht wie ein Narr auszusehen, hörst du dich statt dessen an wie ein Dummkopf. Noch einmal von vorne.«
    Ich gehorchte und ersparte ihm nichts, weder von meinem Benehmen noch den Kommentaren der Prinzessin. Anschließend wartete ich auf ein Urteil, doch er streckte die Hand aus und streichelte dem Wallach über die Nüstern. »Manche Dinge ändern sich im Lauf der Zeit«, meinte er endlich. »Und andere nicht.« Er seufzte. »Nun, Fitz, du hast das Talent, ausgerechnet den Leuten vor die Füße zu geraten, denen du aus dem Weg gehen solltest. Ich bin überzeugt, das wird Folgen haben, aber was für welche, bleibt abzuwarten. Also hat es keinen Zweck, sich mit Befürchtungen den Kopf schwer zu machen. Sehen wir uns die Welpen an. Du sagst, Tüpfel hat sechs?«
    »Und alle haben überlebt«, verkündete ich stolz, denn bei der Hündin hatte es häufig Totgeburten gegeben.
    »Hoffentlich können wir das auch von uns sagen«, knurrte Burrich im Weitergehen, doch als ich fragend zu ihm aufblickte, schien es, als hätte er nicht zu mir gesprochen.
     
    »Man sollte meinen, du hättest so viel Grips, ihr nicht unter die Augen zu kommen«, begrüßte Chade mich unwirsch.
    Nicht das Willkommen, das ich bei einem Wiedersehen nach Monaten erwartet hätte. »Ich wußte nicht, daß es Prinzessin Philia war. Mit keinem Wort wurde von ihrem Besuch geredet.«
    »Sie hat eine strikte Aversion gegen Klatsch und Tratsch«, erklärte Chade. Er saß in seinem Lehnstuhl vor dem brennenden Kamin. Das Turmgemach wurde nie ganz warm, auch im Sommer nicht, und er haßte Kälte. Heute nacht wirkte er außerdem müde, erschöpft von seinem Tun in den Wochen, seit ich ihn das letzte Mal gesehen hatte. Besonders seine Hände sahen alt aus, knochig, mit geschwollenen Gelenken. Er nahm einen Schluck Wein und fuhr fort: »Und sie hat ihre exzentrischen kleinen Methoden, mit denen umzugehen, die hinter ihrem Rücken über sie reden. Von Anfang an hat sie darauf bestanden, daß man ihre Privatsphäre respektiert, einer der Gründe, weshalb sie eine sehr schlechte Königin gewesen wäre. Chivalric allerdings kümmerte das wenig. Bei dieser Heirat dachte er nur an sich selbst, nicht an die Staatsräson. Ich glaube, das war die größte Enttäuschung, die er seinem Vater bereitete. Danach hat nichts, was er tat, Listenreich je wieder völlig zufriedengestellt.«
    Ich verhielt mich mucksmäuschenstill. Schleicher kam und hockte sich auf mein Knie. Nur selten zeigte Chade sich derart gesprächig, schon gar nicht über Angelegenheiten der königlichen Familie.
    »Manchmal glaube ich, Philia hatte etwas, wovon Chivalric instinktiv spürte, daß er es brauchte. Er war ein besonnener, methodischer Mensch, immer korrekt in seinem Benehmen, immer genauestens im Bilde über die politische Situation. Er war ritterlich, Junge, im besten Sinne des Wortes. Er ließ sich nicht von niedrigen Impulsen beherrschen, das heißt, er vermittelte ständig den Eindruck einer gewissen Reserviertheit. Folglich wurde er von allen, die ihn nur flüchtig kannten, für kalt und förmlich gehalten.
    Dann traf er dieses Mädchen ... und sie war kaum mehr als ein Mädchen, ein ätherisches Geschöpf mit so wenig Substanz wie Spinnweben oder ein Nebelstreifen. Gedanken und Mundwerk liefen sich gegenseitig davon, Geplapper ohne Punkt und Komma, allein vom Zuhören schwirrte mir der Kopf. Aber Chivalric lächelte und staunte. Vielleicht lag es daran, daß sie überhaupt keine Ehrfurcht vor ihm hatte. Oder daß sie nicht besonders erpicht darauf zu sein schien, ihn zu gewinnen. Umschwärmt von einem Pulk erstrebenswerterer Kandidatinnen, adliger und klüger, entschied er sich für Philia und schloß damit die Tür zu einem Dutzend vorteilhafter Bündnisse, die die richtige Frau als Mitgift in die Ehe eingebracht hätte. Es gab keinen guten Grund für ihn, zu diesem Zeitpunkt zu heiraten. Nicht einen einzigen.«
    »Nur den, daß er wollte«, entfuhr es mir, und dann

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