Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Legende vom Weitseher 01 - Der Adept des Assassinen

Die Legende vom Weitseher 01 - Der Adept des Assassinen

Titel: Die Legende vom Weitseher 01 - Der Adept des Assassinen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Hobb
Vom Netzwerk:
folgte mir den Gang hinunter.
    »Wieso?« Ich hatte längst aufgegeben, mich darüber zu wundern, wie der Narr wissen konnte, was ich dachte.
    »Weil dein Herz durch ihn zu dem eines Mannes geschmiedet werden wird und deine Stärke in seinem Feuer gehärtet.«
    »Klingt für mich ein bißchen dramatisch«, wandte ich ein. »Und viel zu bedeutungsschwanger für den kleinen Burschen.«
    Der Narr zuckte die Achseln. »Mag sein.« Er trat hinter mir ins Zimmer. »Wie wäre es mit Fäustel? Darf ich ihn ansehen?«
    Widerstrebend gab ich ihm den Welpen. Er wachte auf und zappelte in den Händen des Narren. Rieche nichts.
    Rieche nichts. Tatsächlich, mußte ich feststellen. Selbst für seine empfindliche kleine schwarze Nase hatte der Narr keinen wahrnehmbaren Geruch. »Vorsicht. Laß ihn nicht fallen.«
    »Ich bin ein Narr, kein Tolpatsch«, sagte der Narr, doch er nahm auf der Bettkante Platz und setzte Fäustel neben sich. Sofort fing der Kleine an herumzuschnüffeln und in den Kissen zu buddeln. Ich setzte mich auf der anderen Seite neben ihn, falls er sich in seinem Eifer zu dicht an den Rand wagte.
    »Sehe ich recht«, äußerte der Narr beiläufig, »daß du dich mit Geschenken von ihr kaufen läßt?«
    »Warum nicht?« Ich versuchte, überlegen zu wirken.
    »Es wäre schlecht für euch beide.« Der Narr kniff Fäustel in die Schwanzspitze, und mit einem hellen Knurren fuhr der Welpe zu ihm herum. »Sie möchte dich beschenken. Du mußt annehmen, denn es gibt keinen höflichen Weg, ihre Gaben zurückzuweisen. Aber du mußt entscheiden, ob daraus eine Brücke zwischen euch entsteht oder eine Mauer.«
    »Chade! So hörst du dich an«, platzte ich heraus. Die Worte hätten aus seinem Mund stammen können. Bisher hatte ich mit niemandem über Chade gesprochen, ausgenommen mit dem König, noch war mir irgendwo in der Burg sein Name zu Ohren gekommen.
    »Schade oder nicht schade, ich weiß, wann es geraten ist, meine Zunge im Zaum zu halten. Und du solltest es auch wissen.« Der Narr stand auf und ging zur Tür. Die Klinke in der Hand, verharrte er dort einen Moment. »Sie haßte dich nur anfangs. Und es war eigentlich kein Haß auf dich, sondern blinde Eifersucht auf deine Mutter, daß diese Fremde Chivalric ein Kind schenken konnte, sie aber nicht. Danach wurde sie anderen Sinnes. Sie wollte nach dir schicken lassen, um dich als ihr eigenes Kind aufzuziehen. Manche unterstellten ihr, sie wollte einfach alles besitzen, was mit Chivalric zusammenhing, aber ich glaube das nicht.«
    Ich starrte den Narren an wie gebannt.
    »Du siehst aus wie ein Fisch auf dem Trockenen mit deinem offenen Mund«, bemerkte er. »Dein Vater hat sich natürlich geweigert. Er sagte, es könnte der Eindruck entstehen, er wolle seinen Bastard offiziell anerkennen. Meiner Meinung nach war das nicht der wirkliche Grund, vielmehr hätte es für dich gefährlich sein können.« Der Narr schnippte mit den Fingern, und ein Streifen Trockenfleisch erschien in seiner Hand. Ich wußte, er hatte ihn im Ärmel gehabt, trotzdem war es mir ein Rätsel, wie er seine Kunststückchen zuwege brachte. Er warf das Fleisch dem Welpen zu, der sich begeistert darauf stürzte.
    »Du kannst ihr weh tun, wenn dir daran gelegen ist, Rache zu nehmen«, erklärte er. »Es bereitet ihr Gewissensbisse, wie einsam du gewesen bist. Dazu deine Ähnlichkeit mit Chivalric – alles, was du sagst, wird für sie sein, als käme es von seinen Lippen. Sie ist wie ein fehlerhafter Diamant. Du mußt sie nur an der richtigen Stelle antippen, und sie zerbricht. Ohnehin ist sie nicht recht bei Verstand. Sie wären nie in der Lage gewesen, Chivalric zu ermorden, wenn sie nicht seiner Abdankung zugestimmt hätte. Wenigstens nicht mit dieser naiven Geringachtung der möglichen Konsequenzen. Auch dessen ist sie sich bewußt.«
    »Wer sind ›sie‹?« forschte ich.
    »Ja, wer sind sie?« äffte der Narr mich nach und war verschwunden. Als ich die Tür erreichte und hinausschaute, konnte ich ihn nirgends mehr entdecken. Ich spürte nach ihm, vermochte aber keine Signale zu empfangen. Fast, als wäre er entfremdet. Bei dem Gedanken lief mir ein kalter Schauer über den Rücken, und ich kehrte zu Fäustel zurück, der hingebungsvoll damit beschäftigt war, das Trockenfleisch zu einem schleimigen Brei zu zerkauen, den er über mein ganzes Bett verschmierte. »Der Narr ist fort«, teilte ich ihm mit. Er wedelte beiläufig mit dem Schwanz und ließ sich ansonsten nicht stören.
    Er gehörte mir, er

Weitere Kostenlose Bücher