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Die Legende vom Weitseher 01 - Der Adept des Assassinen

Die Legende vom Weitseher 01 - Der Adept des Assassinen

Titel: Die Legende vom Weitseher 01 - Der Adept des Assassinen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Hobb
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sah. Bevor ich etwas tun konnte, warf sie sich herum und flüchtete mit einem Schrei wie von einer verbrühten Katze in ihr Schlafgemach. Die Tür knallte zu.
    Die ganze Zeit über hatte Lacey ruhig weitergehäkelt.
    »So ist sie manchmal«, meinte sie begütigend. »Du gehst jetzt besser, aber komm morgen wieder.« Und lächelnd fügte sie hinzu: »Weißt du, Prinzessin Philia hat dich sehr ins Herz geschlossen.«

Kapitel 14
Galen
     
    Galen, Sohn eines Webers, kam als Junge nach Bocksburg. Sein Vater war einer von Königin Desiderias persönlichen Dienern, der ihr von Farrow in ihre neue Heimat folgte. Solizitas war damals Gabenmeisterin in Bocksburg. Sie hatte König Wohlgesinnt und seinen Sohn Listenreich in der Gabe unterwiesen und war nun alt. Deshalb ersuchte sie König Wohlgesinnt um die Erlaubnis, einen Lehrling ausbilden zu dürfen, und er gewährte sie ihr. Galen war ein Favorit der Königin, und auf Drängen der Gemahlin des Kronprinzen wählte Solizitas Galen zu ihrem Famulus und Nachfolger. Zu der Zeit, wie auch heute noch, blieb die Gabe den Bastarden des Hauses der Weitseher versagt, aber manifestierte sie sich unerwartet bei jemandem, der nicht königlichen Blutes war, wurde sie gefördert und belohnt. Unzweifelhaft gehörte Galen zu diesen der Gabe Teilhaftigen, ein Knabe, dessen latente Veranlagung die Aufmerksamkeit eines Gabenmeisters erregt hatte.
    Als die Prinzen Chivalric und Veritas das Alter erreichten, in der Gabe unterwiesen zu werden, konnte Galen aufgrund seiner Fortschritte bereits einen Teil ihrer Ausbildung übernehmen, obwohl er nur etwa ein Jahr älter war als sie.
     
    Für kurze Zeit befand sich mein Leben im Gleichgewicht. Die Befangenheit Prinzessin Philia gegenüber wandelte sich nach und nach zu der stillschweigenden beiderseitigen Übereinstimmung, daß wir niemals ein unbefangenes, familiäres Verhältnis zueinander haben würden. Keiner von uns hatte das Bedürfnis, seine Gefühle mitzuteilen. Wir wahrten höflichen Abstand. Trotzdem lernten wir uns recht gut kennen und verstehen. In dem förmlichen Tanz unserer Beziehung zueinander gab es Augenblicke echter Heiterkeit, und manchmal tanzten wir sogar nach derselben Musik.
    Sobald sie sich einmal von der Vorstellung befreit hatte, mir alles beizubringen, was ein Weitseher-Prinz wissen und können sollte, lernte ich allerlei von ihr. Zumeist nicht das, was sie mich zu lehren beabsichtigte. Auf dem Gebiet der Musik erzielte ich mit der Zeit einige Fortschritte, aber nur durch lange Stunden des Übens allein in meinem Zimmer. Ich war nicht so sehr ihr Page als vielmehr ihr Laufbursche, und in dieser Eigenschaft lernte ich viel über die Geheimnisse der Parfümherstellung. Außerdem bot sich mir reichlich Gelegenheit, mein botanisches Wissen zu vergrößern. Selbst Chade war begeistert über meine neuerworbenen Kenntnisse in der Vermehrung durch Wurzel- und Blattstecklinge, und er verfolgte interessiert Prinzessin Philias und meine kühnen Experimente – wenige von Erfolg gekrönt –, die darin bestanden, den Zweig eines Baumes auf einen anderen zu pfropfen und weiterwachsen zu lassen. Bis zum heutigen Tag steht im Frauenhag ein Apfelbaum, dessen einer Ast Birnen trägt. Als ich mich von Tätowierungen fasziniert zeigte, verbot sie mir, meinen eigenen Körper als Leinwand zu benutzen, mit der Begründung, ich wäre zu jung für eine solche Entscheidung. Doch ohne die geringsten Bedenken ließ sie mich zusehen und schließlich helfen, als unter den präzisen Stichen der in Farben getauchten Nadeln eine Blumengirlande entstand, die sich um ihren Knöchel schlang und den Unterschenkel hinaufrankte.
    All das entwickelte sich über Monate und Jahre hinweg. Nach zehn Tagen hatte sich zwischen uns eine zwanglose Höflichkeit eingespielt. Sie traf sich mit Fedwren und gewann ihn für ihr Papier-aus-Wurzeln-Projekt. Fäustel wuchs und gedieh und war mit jedem Tag eine größere Freude. Prinzessin Philias Aufträge, die mich in den Ort hinunterführten, gaben mir häufig Gelegenheit, meine Freunde dort zu treffen, besonders Molly, meine unschätzbare Führerin zu den von Duftwolken umwogten Ständen, wo ich die Essenzen für die Parfüms der Prinzessin einkaufte. Die Roten Korsaren und ihre Greueltaten waren nach wie vor eine düstere Bedrohung am Horizont, aber in diesen Wochen erschienen sie als ferner Schrecken, wie im Hochsommer die Erinnerung an Schnee und Eis des Winters. Für kurze Zeit war ich glücklich, und – ein noch

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