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Die Legende vom Weitseher 01 - Der Adept des Assassinen

Die Legende vom Weitseher 01 - Der Adept des Assassinen

Titel: Die Legende vom Weitseher 01 - Der Adept des Assassinen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Hobb
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größeres Geschenk – ich wußte, daß ich glücklich war.
    Dann nahte der Tag, an dem ich meine Lehrzeit bei Galen beginnen sollte.
    Am Abend davor schickte Burrich nach mir. Auf dem Weg zu ihm fragte ich mich, für welche Nachlässigkeit ich wohl eine Standpauke zu erwarten hätte. Ich fand ihn wartend vor dem Stalltor, wo er unruhig von einem Fuß auf den anderen trat wie ein am kurzen Zügel gehaltener Hengst. Er winkte mir, ihm zu folgen, und ging die Stiege zu seiner Kammer hinauf.
    »Tee?« fragte er, und als ich nickte, goß er mir aus der am Rand der Feuerstelle warmstehenden Kanne einen Becher voll.
    »Was ist los?« Ich nahm den Becher und blies über die dampfende Flüssigkeit. Seine verkniffene Miene verhieß nichts Gutes. Ich rechnete mit einer Schreckensnachricht – Rußflocke krank oder tot, oder vielleicht hatte er von Fäustel erfahren.
    »Nichts«, log er und merkte selbst, wie unglaubwürdig er sich anhörte. Seufzend entschloß er sich, die Katze aus dem Sack zu lassen. »Galen ist heute zu mir gekommen. Er sagte mir, man hätte dich zu einem Schüler der Gabe ausersehen, und verlangte, daß ich während dieser Zeit jegliche Verbindung zu dir abbreche. Ich soll dir keine Ratschläge geben, dir keine Arbeiten auftragen oder auch nur eine Mahlzeit mit dir gemeinsam einnehmen. Er war außerordentlich – direkt.« Burrich preßte die Lippen zusammen, und ich war sicher, daß ihm ein anderes Wort auf der Zunge gelegen hatte. Sein Blick richtete sich auf einen Punkt über meinem Kopf. »Es gab eine Zeit, da hoffte ich, du möchtest diese Chance bekommen, doch als es nicht danach aussah, dachte ich, nun ja, vielleicht ist es gut so. Galen kann ein strenger Lehrer sein. Ein sehr strenger Lehrer. Man redet allerlei. Er macht seinen Schülern das Leben sauer, behauptet aber, er verlange ihnen nicht mehr ab als sich selbst. Und, Junge, so unglaublich es klingt, ich habe das gleiche über mich sagen gehört.«
    Ich gestattete mir ein kleines Lächeln, das bei Burrich ein Stirnrunzeln hervorrief.
    »Hör zu, was ich dir sage. Galen macht kein Geheimnis daraus, daß er dich nicht mag. Natürlich kennt er dich gar nicht, deshalb ist es nicht deine Schuld. Seine Abneigung gründet sich einzig darauf, was du bist und was du ausgelöst hast, obwohl man dich dafür nicht verantwortlich machen kann. Doch das anzuerkennen hieße für Galen, auch zuzugeben, daß Chivalric gefehlt hat, und in seinen Augen war Chivalric ohne Makel – aber man kann einen Mann lieben und dennoch nicht blind für seine Schwächen sein.« Burrich ging mit langen Schritten durchs Zimmer, blieb neben der Feuerstelle stehen und verschränkte die Hände hinter dem Rücken.
    »Ja und?« drängte ich. »Das ist doch bestimmt nicht alles gewesen.«
    »Immer langsam mit den jungen Pferden.« Er sah mich finster an. »Ich muß mir darüber klarwerden, was und wie ich es sagen soll. Ob ich überhaupt etwas sagen darf. Ist das schon Einmischung, untergrabe ich seine Autorität? Aber der Unterricht hat noch nicht begonnen, deshalb rate ich dir: Tu dein Bestes. Lehne dich nicht auf. Sei respektvoll und höflich zu Galen. Hör ihm aufmerksam zu, und lerne so schnell und gut du kannst.« Er machte wieder eine Pause.
    »Das hatte ich ohnehin vor.« Je länger Burrich um den heißen Brei herumredete, desto unbehaglicher wurde mir.
    »Ich weiß, Fitz!« Er stieß einen tiefen Seufzer aus, ließ sich auf den Stuhl am Kopfende des Tisches fallen und preßte die Handballen gegen die Schläfen. Ich hatte ihn nie zuvor derart aufgewühlt gesehen. »Vor langer Zeit habe ich mit dir über diese – andere Gabe gesprochen. Die alte Macht. Die Verbundenheit mit den Tieren, fast ihnen gleich zu sein.«
    Er schaute sich um, als fürchte er, die Wände könnten Ohren haben. Dann beugte er sich vor und sagte leise, aber eindringlich: »Laß dich nicht davon betören. Ich habe mein Möglichstes getan, dir vor Augen zu führen, daß es widernatürlich ist und falsch, aber ich hatte nie das Gefühl, als wäre es mir gelungen, dich wirklich zu überzeugen. Oh, ich weiß, du hast dich an mein Verbot gehalten, die meiste Zeit, doch einige Male habe ich gespürt oder geahnt, daß du der Versuchung nicht widerstehen konntest. Ich sage dir, Fitz, lieber möchte ich – lieber möchte ich dich entfremdet sehen. Ja, schau mich nicht so entsetzt an, so empfinde ich. Und was Galen betrifft ... Fitz, ihm gegenüber darfst du kein Sterbenswörtchen darüber verlieren. Sprich nicht

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