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Die Legende vom Weitseher 01 - Der Adept des Assassinen

Die Legende vom Weitseher 01 - Der Adept des Assassinen

Titel: Die Legende vom Weitseher 01 - Der Adept des Assassinen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Hobb
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Flink her, gestikulierte und überschüttete ihn mit einem Wortschwall. Worum es auch gehen mochte, Flink sah nicht begeistert aus. Als ich zu einer letzten Anprobe bei Mistress Hurtig gewesen war, hatte sie mir anvertraut, daß Sevrens für die gewaltige Kollektion von Edels Kleidern, Hüten und Accessoires drei Packtiere benötigte. Wahrscheinlich oblag Flink deren Betreuung, denn Sevrens war ein ausgezeichneter Kammerdiener, aber vor großen Tieren fürchtete er sich. Rowd, Edels persönlicher Handlanger, stapfte verdrossen hinter den beiden her. Auf einer breiten Schulter trug er noch einen Kasten, und vielleicht versetzte die Schwierigkeit, dieses zusätzlich Gepäckstück zu verstauen, Sevrens in solche Aufregung. Bald verlor ich sie in der Menschenmenge aus den Augen.
    Zu meiner Überraschung sah ich, daß Burrich die Führleinen der Zuchtpferde und der für die Prinzessin bestimmten Stute überprüfte. Das konnte doch der tun, der als Betreuer mitreiste, dachte ich, aber dann, als er sich in den Sattel schwang, begriff ich, daß er gleichfalls ein Mitglied der Karawane war. Ich schaute mich um, wer ihn begleitete, entdeckte aber außer Flink keinen von den Stallburschen, die ich kannte. Cob war bereits bei Edel in Jhaampe. Folglich hatte Burrich diese verantwortungsvolle Aufgabe allein übernommen. Eigentlich doch keine Überraschung.
    August war da. Er saß auf einer schönen grauen Stute und wartete mit einer Geduld, die beinahe unmenschlich anmutete. Schon jetzt hatte sein Dienst als Kordiale ihn verändert. Früher war er ein dicklicher Junge gewesen, still, aber höflich. Er hatte das gleiche buschige schwarze Haar wie Veritas, und man behauptete, er sähe aus wie sein Vetter als junger Mann. Ich vermutete, daß die Ähnlichkeit noch zunehmen würde, je länger er mit der Gabe arbeitete. Er sollte bei der Vermählung als eine Art Fenster für Veritas dienen, wenn Edel anstelle seines Bruders das Gelöbnis sprach. Edels Stimme, Augusts Augen, dachte ich bei mir. Was stellte ich dar? Seinen Dolch?
    Ich stieg in den Sattel, hauptsächlich um aus dem Gedränge der Leute wegzukommen, die sich umarmten, Lebwohl sagten oder letzte Anweisungen austauschten. Hoffentlich gab bald jemand das Zeichen zum Abmarsch. Es dauerte eine Ewigkeit, bis alle mehr oder weniger ihren Platz in der langen Reihe eingenommen hatten, die letzten Packen festgezurrt und die letzten Gurte straffgezogen waren. Dann war es plötzlich doch soweit. Fast überstürzt wurden die Fahnen aufgepflanzt, ein Fanfarenstoß ertönte, und die Schlange der Pferde, beladenen Tragtiere und Menschen setzte sich in Bewegung. Bei einem Blick nach oben sah ich, daß Veritas tatsächlich auf das Dach des Turms gestiegen war und von den Zinnen unserem Aufbruch zuschaute. Ich winkte ihm zu, obwohl es für ihn wahrscheinlich unmöglich war, einen einzelnen in der Menge zu erkennen. Schnell waren wir aus dem Tor und auf dem hügeligen Pfad, der von Bocksburg nach Westen führte.
    Plangemäß sollten wir nahe der Grenze nach Farrow, wo das Wasser auf eine weite Strecke seicht war, den Bocksfluß überschreiten. Von dort ging es in sengender Hitze, wie ich sie nie zuvor erlebt hatte, über die weiten Ebenen Farrows bis zum Blauen See. Anschließend folgte die Route dem Lauf eines Flusses, der kurz und bündig Kalt genannt wurde und irgendwo hoch in den Bergen entsprang. Hinter der Kalten Furt begann die Handelsstraße, die zwischen die Ausläufer der Berge führte und immer tiefer und höher ins Gebirge bis zum Sturmpaß und zu den dichten grünen Wäldern der Regenwildnis. Doch unsere Reise endete vorher in Jhaampe, der einzigen einer Stadt ähnlichen Siedlung im Bergreich.
    In mancher Hinsicht war es eine ereignislose Reise, wenn man die zu erwartenden und unvermeidlichen Mißhelligkeiten außer acht läßt. Nach den ersten drei Tagen hatte sich ein monotoner Arbeitsablauf eingespielt, und nur noch die Landschaft wechselte. Aus jedem kleinen Dorf, aus jedem Weiler an unserem Weg strömten die Bewohner, um uns zu begrüßen und offizielle Glück- und Segenswünsche zur Vermählung des Kronprinzen auszusprechen, was jedesmal einen lästigen Aufenthalt bedeutete.
    Doch nachdem wir die Ebenen Farrows erreicht hatten, war es vorbei mit solchen Unterbrechungen, denn die Gegend war nur dünn besiedelt. Farrows reiche Gutshöfe und Marktflecken lagen weit nördlich von unserer Route entlang des Flusses Vin. Wir durchquerten das Grasland, hauptsächlich von wandernden

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