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Die Legende vom Weitseher 01 - Der Adept des Assassinen

Die Legende vom Weitseher 01 - Der Adept des Assassinen

Titel: Die Legende vom Weitseher 01 - Der Adept des Assassinen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Hobb
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daran zu erinnern, was sowohl Burrich als auch Chade mich über die Gebote der Höflichkeit gelehrt hatten, während der arme Flink sich nach Möglichkeit von diesen neuen Reisegefährten fernhielt.
    Nach dem Äußeren zu urteilen, gehörten die meisten von ihnen dem Stamm der Chyurda an und sahen genauso aus, wie ich sie mir vorgestellt hatte: hochgewachsen, bleichhäutig, helläugig und blond, manche aber auch mit fuchsrotem Haar. Alle schienen einen Bogen oder eine Schleuder zu tragen, und offensichtlich fühlten sie sich zu Fuß wohler als auf dem Pferderücken. Gekleidet waren sie in Wolle und Leder, und selbst die Ärmsten trugen kostbare Pelze, als wäre es grobes Leinen. Wir ritten, sie gingen neben uns her und hatte keine Mühe, einen ganzen Tag mit den Pferden Schritt zu halten. Beim Gehen sangen sie in einer alten Sprache, lange Gesänge, die sich anhörten wie Totenklagen, wären sie nicht in Abständen von hellem Sieges- oder Freudengeschrei unterbrochen worden. Später erfuhr ich, daß sie uns ihre Geschichte vortrugen, um uns einen Eindruck davon zu vermitteln, wie das Volk beschaffen war, dem die Braut unseres Prinzen entstammte. Ich fand heraus, daß es sich bei den meisten von ihnen um Sänger und Dichter handelte, die ›Gastlichen‹ in ihrer Sprache, denen traditionell die Aufgabe zufiel, Gäste zu begrüßen und dafür zu sorgen, daß sie sich freuten, gekommen zu sein, noch bevor sie am Ziel waren.
    Im Lauf der nächsten zwei Tage mündeten links und rechts zahlreiche Pfade in unseren Weg. Er wurde breiter und war streckenweise mit weißen Schottersteinen gepflastert. Je näher wir Jhaampe kamen, desto länger wurde unsere Karawane, denn zu uns gesellten sich Abordnungen von Dörfern und Stämmen, die von den äußersten Grenzen des Bergreiches herbeiströmten, um zu sehen, wie ihre Prinzessin sich dem mächtigen Prinzen aus den Flachlanden zu eigen gab. Begleitet und gefolgt von Hunden und Pferden und einer Ziegenart, die man hier als Packtier benutzte, von Wagen mit Geschenken und einem buntgemischten Menschengewimmel, kamen wir nach Jhaampe.

Kapitel 20
Jhaampe
     
    »... und so lasset sie kommen, die vom gleichen Volke sind wie ich, und wenn sie in die Stadt gelangen, sollen sie mit Fug sagen können: ›Dies ist unsere Stadt und unser Heim, so lange wir zu verweilen wünschen.‹ Immer soll Raum sein, immer (Worte unleserlich) für das Vieh und die Herden. Dann werden keine Fremden sein in Jhaampe, sondern Nachbarn und Freunde, die kommen und gehen, wie es ihnen beliebt.« Und der Wille des Opfers wurde befolgt, in diesen wie in allen Dingen.
     
    Dies las ich Jahre später auf dem Fragment einer heiligen Schrifttafel der Chyurda und lernte die Eigenart dieser Stadt besser verstehen, aber bei jenem ersten Mal, als wir hinauf nach Jhaampe ritten, war ich zugleich enttäuscht und überwältigt von dem Anblick, der sich uns bot.
    Die Tempel, Paläste und öffentlichen Gebäude erinnerten mich an riesige geschlossene Tulpenblüten, sowohl in der Farbe als auch in der Form. Die Form verdankten sie den einst traditionellen Behausungen der Nomaden, der Gründer dieser Stadt, die Farben der kindlichen Freude des Bergvolks an fröhlicher Buntheit. Jedes Gebäude hatte aus Anlaß unseres Kommens und der bevorstehenden Feierlichkeiten einen frischen Anstrich erhalten, so daß man auf den ersten Blick förmlich geblendet wurde. Rot in allen Schattierungen dominierte, abgesetzt mit Gelbtönen, aber ansonsten war die gesamte Farbpalette vertreten. Das Bild läßt sich am besten mit einem Feld von Krokussen vergleichen, die durch Schnee und Wintererde stoßen, denn vor dem Hintergrund der kahlen schwarzen Felswände und der dunklen Nadelwälder wirkten die leuchtenden Farben noch intensiver. Zudem ist Jhaampe wie Burgstadt an einem steilen Hang erbaut, und von unten gesehen bieten sich die Farben und Konturen in Abstufungen dar wie ein kunstvolles Blumengesteck in einem Korb.
    Doch im Näherkommen zeigte sich, daß der Freiraum zwischen den großen Gebäuden von Zelten und Jurten und kleinen Unterkünften der verschiedensten Art ausgefüllt war. Denn in Jhaampe sind nur die öffentlichen Gebäude und der königliche Palast für die Dauer erbaut. Ansonsten ist die Stadt offen für Ebbe und Flut der Menschen, die kommen, um ihre Kapitale zu sehen, um von dem regierenden König oder der Königin einen Richtspruch zu erbitten oder nur, um mit anderen Sippen zusammenzutreffen und Handel zu treiben. Stämme

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