Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Legende vom Weitseher 01 - Der Adept des Assassinen

Die Legende vom Weitseher 01 - Der Adept des Assassinen

Titel: Die Legende vom Weitseher 01 - Der Adept des Assassinen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Hobb
Vom Netzwerk:
Stelle!«
    Ich bewegte mich zur Tür, aber Cob war schneller. Natürlich. Kein Rauch für Cob an diesem Abend. Er war flinker und kräftiger als ich und nicht berauscht. Wir stürzten beide zu Boden. Ich hatte sein Gesicht dicht vor mir, als er mir die Faust in den Magen rammte. Sein Atem, sein Schweiß – ihn hatte Fäustel gewittert, bevor er starb. Aber diesmal hatte ich das Messer, im Ärmel, und es war sehr scharf und überzogen mit dem tödlichsten Gift, das Chade kannte. Nachdem er getroffen war, gelang es ihm noch, zwei Schläge anzubringen, solide Treffer, bevor er sterbend zurücksank. Leb wohl, Cob. Mit seinem letzten Atemzug sah ich plötzlich einen sommersprossigen Stallburschen vor mir und hörte ihn sagen: »Nun kommt, ihr beiden. So ist es brav.« So vieles hätte anders sein können. Ich hatte diesen Mann gekannt, mit ihm starb ein Teil meines eigenen Lebens.
    Burrich würde sehr ungehalten sein.
    Dieser ganze Gedankengang hatte nur den Bruchteil einer Sekunde in Anspruch genommen. Cobs leblose Hand hatte noch nicht den Boden berührt, als ich fast an der Tür war.
    Kettricken kam mir zuvor. Es dürfte eine Messingkanne gewesen sein. Ich sah nur einen grellweißen Lichtblitz.
     
    Als ich wieder zur Besinnung kam, tobten Schmerzen in meinem ganzen Körper. Am schlimmsten taten mir die hinter den Rücken gefesselten Hände weh, denn man hatte die Stricke unerträglich fest angezogen. Ich wurde getragen. Mehr recht als schlecht. Weder Rowd noch Sevrens schien es zu kümmern, ob Teile von mir über den Boden schleiften. Edel war da, mit einer Fackel, und ein fremder Chyurda ging mit einer zweiten Fackel voraus. Wir befanden uns im Freien, mehr wußte ich nicht.
    »Gibt es kein Verlies, wo wir ihn einsperren können? Oder wenigstens einen festen Raum?« verlangte Edel zu wissen. Eine gemurmelte Erwiderung, dann Edels Stimme: »Ihr habt recht. Kein Aufsehen jetzt. Für öffentliche Empörung ist morgen noch Zeit. Auch wenn ich nicht glaube, daß er so lange am Leben bleibt.«
    Eine Tür ging auf, und man warf mich auf einen harten Lehmboden, der nur dünn mit Stroh bedeckt war, Staub und Spelzen stiegen mir in die Nase. Ich konnte nicht husten. Edel gestikulierte mit seiner Fackel. »Geh zur Prinzessin«, befahl er Sevrens. »Sag ihr, ich werde binnen kurzem bei ihr sein. Sieh zu, ob es etwas gibt, das wir tun können, um das Leiden des Prinzen zu lindern. Du, Rowd, rufst August her. Wir brauchen seine Gabe, um König Listenreich wissen zu lassen, daß er eine Natter am Busen genährt hat. Ich brauche seine Vollmacht, bevor der Bastard krepiert. Falls er lange genug lebt, um gerichtet zu werden. Geht jetzt, geht.«
    Sie marschierten davon, hinter dem Chyurda, der ihnen leuchtete. Edel blieb zurück und sah schweigend auf mich hinunter. Er wartete, bis ihre Schritte in der Ferne verklangen, bevor er mir genußvoll in die Rippen trat. Ich stieß einen unartikulierten Schrei aus, denn mein Mund und meine Kehle waren taub. »Die Situation kommt mir bekannt vor, dir nicht? Du liegst im Stroh, ich sehe auf dich hinab und frage mich, welchem ungünstigen Geschick ich dein Auftauchen verdanke? Seltsam, wie so vieles endet, wie es beginnt.
    Und auch ein Symbol der Gerechtigkeit ist dieser Kreis, der sich schließt. Daß du Gift und Verrat zum Opfer fällst, genau wie meine Mutter. Ah, du erschrickst. Dachtest du, ich wüßte es nicht? Ich wußte es. Ich weiß mehr, als du ahnst. Alles, von dem Gestank von Lady Quendel bis zu dem plötzlichen Verlust deiner Gabe, als Burrich dir nicht länger erlaubte, von seiner Kraft zu zehren. Wie schnell er dich fallen ließ, als er begriff, daß es ihn sonst das Leben kosten könnte.«
    Ein Krampf schüttelte mich. Edel warf den Kopf zurück und lachte. »Wie schade«, sagte er dann und wandte sich seufzend ab, »daß ich nicht bleiben kann und zusehen. Aber ich muß eine Prinzessin trösten. Armes Ding, einem Mann versprochen, den sie jetzt schon haßt.«
    Entweder war es Edel, der sich entfernte, oder ich. Meine Erinnerung ist verschwommen. Es war, als hätte sich der Himmel aufgetan, und ich flog hinein. »Offen sein«, hatte Veritas gesagt, »bedeutet einfach, sich nicht verschließen.« Dann, scheint mir, habe ich von dem Narren geträumt. Und von Veritas, schlafend in seinem Bett, die Arme über dem Kopf gekreuzt, wie um seine Gedanken festzuhalten. Und von Galens Stimme, die in einem dunklen, kalten Raum widerhallte. »Morgen ist günstiger. Wenn er jetzt ›denkt‹,

Weitere Kostenlose Bücher