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Die Legende vom Weitseher 01 - Der Adept des Assassinen

Die Legende vom Weitseher 01 - Der Adept des Assassinen

Titel: Die Legende vom Weitseher 01 - Der Adept des Assassinen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Hobb
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für das Königreich.« Ich hörte ein Geräusch draußen vor der Tür. »Das wird Cob sein, der kommt, um mich dabei zu ertappen, wie ich Euch vergifte.« Aber es war Kettricken, die sich hastig an mir vorbei ins Zimmer drängte, als ich öffnete. Rasch schloß ich hinter ihr die Tür wieder.
    »Er ist gekommen, um dich zu vergiften«, warnte sie Rurisk.
    »Ich weiß«, sagte er ernst. »Er hat es in meinen Wein getan. Das ist der Grund, weshalb ich seinen trinke.« Er schenkte nach und reichte ihr das Glas. »Es ist Apfel«, versuchte er sie zu locken, als sie den Kopf schüttelte.
    »Ich kann das gar nicht lustig finden«, schnappte sie.
    Rurisk und ich sahen uns an und grinsten übermütig. Rauch.
    »Es ist so«, erklärte ihr Bruder. »FitzChivalric hat heute abend erkannt, daß er ein toter Mann ist. Zu viele Leute wissen, daß er ein Meuchelmörder ist. Wenn er mich tötet, tötest du ihn. Tötet er mich nicht, wie kann er zu Hause vor das Angesicht seines Königs treten? Selbst wenn sein König ihm vergibt, weiß man spätestens dann am Hof, welches Geschäft er ausübt. Damit ist er nutzlos. Nutzlose Bastarde sind eine Belastung für Königshäuser.« Rurisk beendete seinen Vortrag, indem er das Glas leerte.
    »Kettricken hat mir gesagt, selbst wenn ich dich heute nacht ermorde, würde sie sich morgen mit Veritas vermählen.«
    Auch das überraschte ihn nicht. »Was hätte sie davon, wenn sie sich weigerte? Es würde uns die Feindschaft der Sechs Provinzen eintragen. Sie hätte deinem Volk gegenüber ihr Wort gebrochen, zur großen Schande unseres Volkes. Sie wäre eine Heimatlose, und wozu das alles? Es bringt mich nicht zurück.«
    »Und würde Euer Volk sich nicht erheben bei dem Gedanken, sie einem solchen Mann zu geben?«
    »Wir würden es vor diesem Wissen bewahren. Eyod und meine Schwester würden dafür sorgen, daß niemand etwas erfährt. Soll ein ganzes Königreich Krieg führen, um den Tod eines Mannes zu rächen? Bedenke, ich bin das Opfer hier.«
    Zum ersten Mal hatte ich eine vage Vorstellung davon, was das bedeutete.
    »Ich könnte schon bald eine Last für Euch sein«, warnte ich ihn. »Man hat mir weismachen wollen, es wäre ein langsam wirkendes Gift, aber ich habe mich vergewissert. Das Pulver ist ein simpler Extrakt aus Todeswurz und wirkt sogar ziemlich rasch, sofern es in größerer Menge verabreicht wird. Zuerst beginnt man zu zittern.« Rurisk legte die Hände auf den Tisch, und sie zitterten. An Kettrickens Miene konnte man ablesen, daß sie auf uns beide nicht gut zu sprechen war.
    »Danach tritt schnell der Tod ein. Und ich vermute, man will es so deichseln, daß ich auf frischer Tat ertappt werde – zwei Fliegen mit einer Klappe.«
    Rurisk griff sich an den Hals, dann ließ er den Kopf auf die Brust sinken. »Ich bin vergiftet«, röchelte er theatralisch.
    »Jetzt reicht es mir«, fauchte Kettricken wütend, und im selben Moment riß Cob die Tür auf.
    »Mordio! Verrat!« rief er. Beim Anblick von Kettricken wich ihm das Blut aus dem Gesicht. »Prinzessin, sagt, daß Ihr nicht von diesem Wein getrunken habt! Der verräterische Bastard hat ihn vergiftet!«
    Sein Auftritt war nicht übel, doch er verfehlte seine Wirkung. Kettricken und ich schauten uns mit hochgezogenen Augenbrauen an. Rurisk ließ sich von seinem Stuhl auf den Boden fallen. »Hör schon auf«, zischte sie ihn an.
    »Ich habe das Gift in den Wein getan«, unterrichtete ich Cob wohlgemut. »Wie man es mir empfohlen hat.«
    Und dann bäumte Rurisk sich auf, als der erste Krampf seinen Körper packte.
    Wie ein Blitz traf mich die Erkenntnis, wie grandios man mich hinters Licht geführt hatte. Apfelwein aus Farrow, schon in der Flasche vergiftet, wahrscheinlich heute abend als Geschenk überreicht. Edel hatte mir nicht getraut, sondern Vorsorge getroffen. Ich stand daneben, als Rurisk sich erneut zusammenkrümmte, und wußte, es gab nichts, was ich tun konnte. In meinem Mund breitete sich ein taubes Gefühl aus. Fast unbeteiligt fragte ich mich, wie groß die Dosis gewesen sein mochte. Ich hatte von dem Wein nur genippt. Würde ich hier sterben oder auf dem Schafott?
    Einen Atemzug nach mir begriff auch Kettricken, daß ihr Bruder wahrhaftig im Sterben lag. »Du Ungeheuer!« schrie sie mich an und sank neben Rurisk auf die Knie. »Ihn einzulullen mit schönen Worten und Rauch. Ihn anzulächeln, während er stirbt!« Sie richtete die funkelnden Augen auf Cob. »Ich fordere seinen Tod. Edel soll kommen, auf der

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