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Die Legende vom Weitseher 01 - Der Adept des Assassinen

Die Legende vom Weitseher 01 - Der Adept des Assassinen

Titel: Die Legende vom Weitseher 01 - Der Adept des Assassinen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Hobb
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packte mich ein Krampf, so heftig, daß mir gleißende Sterne vor den Augen tanzten. Doch er ebbte ab, und ich lebte immer noch.
    Ich schlug die Augen auf. Lichtschein blendete mich, aber ich wußte nicht, ob er von dieser Welt war. Nosys Schwanz klopfte auf den Boden, und Burrich sank neben uns auf die Knie. Er legte dem alten Hund leicht die Hand auf den Rücken. Als meine Augen sich an die Helligkeit gewöhnt hatten, sah ich den Kummer in seinem Gesicht. »Liegst du im Sterben?« fragte er mich. Seine Stimme war so ausdruckslos, daß es war, als hörte man einen Stein reden.
    »Ich weiß nicht genau.« Das versuchte ich zu sagen, aber Lippen und Zunge gehorchten mir immer noch nicht recht. Er stand auf und ging weg, die Lampe nahm er mit. Ich lag wieder allein im Dunkeln.
    Dann kehrte das Licht zurück und Burrich mit einem Eimer Wasser. Er hob mir den Kopf an und schüttete etwas davon in meinen Mund. »Nicht trinken«, warnte er, aber diese Muskeln konnte ich ohnehin nicht kontrollieren. Noch zweimal spülte er mir den Mund aus, und dann ertränkte er mich fast bei dem Versuch, mir ein paar Schlucke einzuflößen. Mit einer Hand, die nicht mir zu gehören schien, wehrte ich den Eimer ab. »Nein«, brachte ich heraus.
    Nach einer Weile schien mein Kopf klarer zu werden. Ich strich mit der Zunge über meine Zahne und konnte sie fühlen. »Ich habe Cob getötet«, sagte ich undeutlich.
    »Ich weiß. Sie haben seine Leiche in den Stall gebracht. Keiner wollte mir sagen, was vorgefallen war.«
    »Wie hast du gewußt, wo ich bin?«
    Er seufzte. »Ich hatte so ein Gefühl.«
    »Du hast Nosy gehört.«
    »Ja. Das Geheul.«
    »Das meinte ich nicht.«
    Er schwieg lange Zeit. »Etwas zu spüren ist nicht dasselbe, wie es benutzen.«
    Darauf wußte ich nichts zu erwidern. Nach einer Weile bemerkte ich: »Cob war es, der dich auf der Treppe niedergestochen hat.«
    »Tatsächlich?« Burrich dachte nach. »Deshalb haben die Hunde nicht angeschlagen. Sie kannten ihn. Nur Fäustel war mißtrauisch.«
    Meine Hände erwachten plötzlich zu qualvollem Leben. Ich hielt sie an die Brust gedrückt und wiegte mich hin und her. Nosy winselte.
    »Hör auf damit«, zischte Burrich.
    »Ich kann nicht anders«, entschuldigte ich mich. »Alles tut mir so weh, daß es einfach aus mir herausquillt.«
    Burrich schwieg.
    »Willst du mir helfen?« fragte ich schließlich.
    »Ich weiß nicht.« Dann, in beinahe flehendem Ton: »Fitz, was bist du? Was ist aus dir geworden?«
    »Ich bin, was du bist«, antwortete ich aufrichtig. »Des Königs Mann. Burrich, sie wollen Veritas ermorden, und wenn es ihnen gelingt, wird Edel König der Sechs Provinzen.«
    »Wovon redest du?«
    »Wenn wir hierbleiben, während ich dir alles erkläre, ist es zu spät. Hilf mir, von hier zu fliehen.«
    Er schien sehr lange zu brauchen, um einen Entschluß zu fassen, doch endlich half er mir aufzustehen. An seinen Arm geklammert, stolperte ich aus dem Schuppen hinaus und ins Dunkel der Nacht hinein.

Kapitel 23
Die Vermählung
     
    Die Kunst der Diplomatie ist das Glück, mehr über die Geheimnisse des Gegners zu wissen als er über deine. Agiere stets von einer Position der Stärke aus. Dies waren Listenreichs Maximen. Und Veritas richtete sich danach.
     
    »Du mußt dich an August wenden. Er ist die einzige Hoffnung, die Veritas hat.«
    Wir saßen in dem grauen Zwielicht vor Tagesanbruch an einem Berghang über dem Palast. Weiter waren wir nicht gekommen. Das Gelände war steil und ich nicht in der Verfassung für lange Wanderungen. Bei jedem tiefen Atemzug spürte ich ein Stechen in der Brust, möglicherweise hatte Edels Tritt in meine Rippen genau den alten Bruch getroffen, den ich Galen verdankte, und der Knochen war erneut gesplittert. Ab und zu lief ein krampfartiges Zittern durch meinen Körper, oder meine Beine knickten ein. Ohne Hilfe konnte ich nicht stehen. Ich konnte mich nicht einmal an einen Baumstamm klammern, um mich festzuhalten, weil ich keine Kraft in den Armen hatte. Um uns herum begannen die ersten Vögel zu singen, Eichhörnchen sammelten emsig Vorräte für den Winter, und Insekten zirpten. Es war bedrückend, sich inmitten all dieses Lebens fragen zu müssen, welchen dauerhaften Schaden das Gift in meinem Körper angerichtet haben mochte. Waren die Tage meiner Jugend und Stärke bereits gezählt, erwarteten mich bleibende Schwäche und Siechtum? Ich bemühte mich, diese Angst zu verdrängen und meine Gedanken auf die Gefahr zu richten, die den

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