Die Legende von Carter Prewitt
das Gesetz Malone ein Feuer unter dem Hintern schürt. Malone hat viele Freunde, und es wird sich nicht verheimlichen lassen, dass ich ihn ans Messer geliefert habe.«
»Warum erzählst du mir das?«
»Ich möchte mich dir anschließen.«
»Kann ich dir denn vertrauen? Du hättest mich ohne mit der Wimper zu zucken umgebracht, wenn es mir nicht gelungen wäre, dich zu überwältigen.«
»Manchmal ist sich eben jeder selbst der Nächste.« Barton hob die Hände, ließ sie wieder sinken, legte den Kopf in den Nacken und blinzelte. »Ich biete dir an, zu helfen, deine Herde zu treiben. Du brauchst nur ja zu sagen, Prewitt.«
Carter Prewitt nickte. »In Ordnung. Nimm das Pferd. Sei dir darüber im Klaren, dass ich die Befehle gebe. Du wirst eine Menge Staub schlucken und jeden Tag vierzehn bis sechzehn Stunden im Sattel sitzen. Wenn du das akzeptierst, dann sei willkommen.«
Vince Barton setzte sich in Bewegung, erreichte Prewitt und kletterte auf das Pferd, das dieser führte. Carter Prewitt überließ ihm die Zügel.
*
Am Nachmittag holten sie die Herde ein. Sie zog, eine Staubwolke aufwirbelnd, über die weitläufige Ebene, die sich nördlich des San Saba River erstreckte. Über Meilen hinweg gab es kein Wasser. Dürres Gras fristete ein kümmerliches Dasein. Die Regenwolken hatten sich vollkommen verzogen.
Carter Prewitt machte durch den wogenden Staub einen Reiter aus und hielt auf ihn zu. Zum Schutz gegen den Staub hatte er sich das Halstuch über Mund und Nase gezogen. Es war Gus Callagher. Der Bandit nahm die beiden Ankömmlinge wahr und ritt ihnen entgegen. »Links Einsatz war also von Erfolg gekrönt!«, schrie Callagher und übertönte mit seiner Stimme das dumpfe Brodeln, das die marschierende Herde verursachte.
»Ist alles in Ordnung?«, rief Carter Prewitt, ohne die Feststellung des Banditen zu kommentieren.
»Noch!«, brüllte Callagher. »Das wird sich ändern, wenn wir den Colorado erreichen.«
»Bist du alleine?«, fragte Carter Prewitt.
»Ja. Es ist eine Schweinearbeit, ohne Hilfe als Dragrider zu arbeiten. - Was will er?« Callagher wies mit einer knappen Geste auf Barton.
»Er reitet mit uns!«, antwortete Prewitt, und an Vince Barton gewandt rief er: »Nimm das Lasso und hilf Callagher, den Schluss der Herde auf Trab zu halten.«
Per Handzeichen gab Barton zu verstehen, dass er verstanden hatte. Er knüpfte das Lasso vom Sattel, gab seinem Pferd die Sporen und ritt lassoschwingend einem Rudel Rinder hinterher.
»Wo finde ich James?«, schrie Carter Prewitt.
»Vorne!«
Carter Prewitt galoppierte an der linken Flanke der Herde entlang und holte James Allison ein. Allison hob grüßend die Hand. Vor der Herde war die Luft ziemlich klar. Allison zeigte ein erleichtertes Grinsen. »Der Sheriff hat dich also laufen lassen.«
»Ja. Er wird veranlassen, dass mein Steckbrief aus dem Verkehr gezogen wird.«
»Es ist gut, dass du wieder da bist.«
Mehr gab es nicht zu sagen.
Carter Prewitt ließ sich zurückfallen und half auf der linken Flanke, die Herde zusammenzuhalten. Yard um Yard ging es nach Norden. Die Nacht über lagerten sie an einem schmalen Fluss, der weiter östlich in den Colorado River mündete, dessen Fluten sich von Nordwesten nach Südosten wälzten. Und am Nachmittag des folgenden Tages erreichten sie den Colorado River. Die Vegetation war wieder üppiger geworden. Am Ufer wuchsen Büsche und Bäume, es gab genug frisches Gras für Rinder und Pferde.
Carter Prewitt und James Allison verhielten am Flussufer. In der Mitte war die Strömung stark. Sorgenvoll ließ Prewitt den Blick über das Flussbett gleiten. Am Abend zuvor hatten sie darüber beraten, wie sie ohne große Verluste über den Colorado gelangen konnten. Jedem war klar, dass ihre Mannschaft zu schwach war, um die Longhorns sicher hinüberzubringen.
»Wir werden es nicht schaffen«, sagte James Allison und betrachtete das Gesicht seines Freundes vom Profil.
»Bis Abilene sind es gut und gerne achtzig Meilen«, gab Carter Prewitt zu bedenken. »Der Ritt dorthin und zurück nimmt alles in allem fünf Tage in Anspruch. Die Frage ist, ob es in Abilene Männer gibt, die den Job annehmen, den ich ihnen zu bieten habe.«
»Du musst das Risiko eingehen, Carter. Sonst musst du in Kauf nehmen, dass die Rinder im Colorado absaufen wie Ratten in einem überfluteten Keller.«
»Verdammt, mir gefällt es nicht, dass wir die Herde fast eine Woche einfach stehen lassen sollen.«
»Ich weiß, dass dir das nicht
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