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Die Legende von Carter Prewitt

Die Legende von Carter Prewitt

Titel: Die Legende von Carter Prewitt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pete Hackett
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polierte ein Glas.
    Carter Prewitt war fremd in der Stadt und so wurde er unverhohlen gemustert. Er ließ sich an einem Tisch nieder, der Keeper kam und fragte ihn nach seinen Wünschen. Er bestellte sich ein Abendessen und einen Krug Bier. Der Keeper brachte das Getränk und verschwand in der Küche.
    Die Gäste verloren das Interesse an Carter Prewitt. Er jedoch ließ seine Blicke schweifen. Und er sah fünf – sechs Burschen, die ihm durchaus für seine Zwecke geeignet erschienen. Sie sahen aus wie Männer, die über ein gewisses Maß an Härte und Durchhaltevermögen verfügten.
    Nach etwa einer Viertelstunde brachte der Keeper das Essen. Es war ein scharf gewürzter Pampf aus Bohnen, Kartoffeln und magerem Fleisch, und Carter Prewitt mundete es ausgezeichnet. Als der Keeper zu seinem Tisch kam, um die Pfanne zu holen, sagte Prewitt: »Ich suche einige Männer für einen Viehtrieb nach Kansas City. Was denken Sie, Sir? Rentiert es sich, die jungen Kerle hier anzusprechen?«
    Der Keeper überlegte nicht lange und erwiderte: »Es gibt keine Arbeit für sie hier in der Gegend. Diese Burschen waren im Krieg und nun leben sie in den Tag hinein und von der Hand in den Mund. Sie warten nur auf einen, der ihnen einen Job bietet.« Die Stimme des Mannes wurde lauter, er rief: »Habt ihr es gehört, Jungs. Dieser Mann sucht Leute, die mit ihm eine Herde nach Kansas City treiben. Auf eine solche Chance wartet ihr doch nur.«
    Er lenkte mit seinen Worten die Aufmerksamkeit aller auf Carter Prewitt. Dieser hatte das Gefühl, von hungrigen Augen angestarrt zu werden. »Es ist richtig«, erklärte er. »Wir stehen mit etwa tausendachthundert Longhorns am Colorado River. Ich brauche vier Männer. Sie müssen Erfahrung mit Rindern haben. Ist jemand unter euch, der diese Anforderung erfüllt?«
    Kurze Zeit des Schweigens verstrich. Erneut wurde Carter Prewitt eingeschätzt und mit hellwachen Blicken auf Herz und Nieren geprüft. Schließlich erklang eine kratzende Stimme: »Ich hab vor dem Krieg Kühe gehütet. Aber die Diamant-C, für die ich geritten bin, gibt es nicht mehr. Ja, ich kann mit Rindern umgehen. Und ich bin bereit, für Sie zu arbeiten.«
    Es war ein Bursche von etwa fünfundzwanzig Jahren, dunkelhaarig und hager.
    Ein anderer rief: »Wessen Herde treiben Sie?«
    »Meine eigene«, erwiderte Carter Prewitt und nannte seinen Namen. Dann schaute er den Dunkelhaarigen an. »Wie heißen Sie?«
    »Owen Benedikt.«
    »Gut, Owen. Lassen wir die Förmlichkeiten weg. Nenn mich Carter. Ich zahle achtzig Dollar Treiberlohn und eine Prämie von dreißig Dollar, wenn wir in Kansas City ankommen.«
    »Kann ich einen Vorschuss haben?«
    »Fünfzig Dollar.«
    »Befürchtest du nicht, dass ich das Geld nehme und auf Nimmerwiedersehen verschwinde?«
    »Ich würde dich finden, Owen.«
    »Ich verschwinde nicht, Carter. Denn ich will mir auch die anderen sechzig Bucks verdienen.«
    »Eine gute Einstellung. Wer meldet sich noch? Ich brauche drei weitere Leute.«
    »Ich komme auch mit«, erklärte ein rothaariger Bursche mit tausend Sommersprossen im Gesicht. »Setz den Namen Cash O'Leary auf deine Lohnliste, Prewitt.«
    »Und den Namen Jud Dermitt«, rief ein kleiner Mann mit einem hageren Raubvogelgesicht.
    »Es fehlt nur noch einer!«, rief Carter Prewitt, erfreut über seinen Erfolg. »Was ist mit dir?« Er schaute fragend einen breitschultrigen Burschen an, der die Unterlippe zwischen die Zähne gezogen hatte und darauf herumkaute.
    »Okay«, sagte der Mann und nickte. »Mein Name ist Dave Hanson. Ich bin dabei.«
    »Wir brechen morgen früh auf«, gab Carter Prewitt zu verstehen. »Um sechs Uhr treffen wir uns im Hof des Mietstalles. Den Vorschuss zahle ich euch aus, sobald wir bei der Herde angelangt sind. Habt ihr Pferde?«
    Sie verneinten.
    »Wir leihen uns die Tiere im Mietstall aus«, sagte Carter Prewitt. »Und wenn wir mit der Herde an der Stadt vorbeiziehen, geben wir sie zurück.«
    Owen Benedikt hob seinen Bierkrug. »Auf dein Wohl, Prewitt. Ich glaube, dich hat der Himmel geschickt.«
    »Ihr werdet mich vielleicht noch verfluchen«, versetzte Carter Prewitt. Ein kantiges Grinsen spielte um seinen Mund, er prostete dem Burschen zu.
     
     
    Kapitel 16
     
    Über dem Colorado hingen weiße Nebelbänke. Das dunkle Wasser des Flusses mutete tückisch an. Auf der Ebene jenseits des Colorado River lagerte der Morgendunst. Allan Stevens schwang die Peitsche. Die vier Pferde im Geschirr zogen an. Die Tiere schnaubten widerwillig.

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