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Die Legende von Carter Prewitt

Die Legende von Carter Prewitt

Titel: Die Legende von Carter Prewitt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pete Hackett
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gefällt. Du musst abwägen, was dir wichtiger ist. Es wird bei dir liegen, wie es weitergehen soll.«
    Carter Prewitt kämpfte mit sich. Er spürte seine Unschlüssigkeit wie Bleigewichte. Schließlich sagte er: »Du hast recht, James. Ich reite nach Abilene und versuche, einige Reiter anzuwerben. Wir dürfen nicht allzu viele Rinder verlieren. Für uns wird jeder Dollar wichtig sein, um in Oregon etwas aufzubauen. Ich breche nach dem Abendessen auf.«
    »Eine weise Entscheidung«, bemerkte James Allison.
    Eine Stunde später trieb Carter Prewitt sein Pferd in den Fluss. Nach einigen Yards verlor das Tier den Boden unter den Hufen und musste schwimmen. Carter Prewitt hielt seinen Revolver und das Gewehr in die Höhe, damit das Pulver in den Patronen nicht nass wurde. Die Brust des Pferdes teilte das Wasser wie der Bug eines Bootes. In der Flussmitte erfasste sie die Strömung und trieb sie ab. Das Pferd kämpfte und erreichte ruhigeres Gewässer. Dann hatte es wieder Grund unter den Hufen und wenig später erklomm es die flache Überböschung.
    Carter Prewitt drehte sich halb im Sattel herum und sah am anderen Ufer Allison und Allan Stevens stehen. Sie winkten ihm zu, auch er hob die Hand, dann trieb er mit einem Schenkeldruck das Pferd an.
    Rechterhand buckelten Hügel. Links dehnte sich eine tafelflache Ebene. Es gab keinen Weg. Die Finsternis gewann an Dichte. Am tintigen Blau des Himmels glitzerten die Sterne. Der Mond ging auf. Die Büsche täuschten in der Dunkelheit huschende Gestalten vor. Carter Prewitt ritt bis Mitternacht, schlief etwa vier Stunden im Schutz einer Gruppe von Sträuchern, und setzte dann seinen Weg fort. Mittags rastete er eine Stunde, aß Pemmican und trank dazu Wasser.
    Die Sonne stand hoch im Zenit, als er weiter ritt. Die Hitze war erträglich. Der Abend kam und dann die Nacht. Carter Prewitt schlug sein Lager auf. Der harte Ritt steckte ihm in den Knochen. Die Erschöpfung vertiefte die Linien in seinem Gesicht. Die Augen lagen in dunklen Höhlen. Er war verstaubt und verschwitzt.
    Ein dämonischer Wille zum Durchhalten jagte ihn am frühen Morgen, noch bevor die Sonne aufging, in den Sattel. Er ritt mit eiserner Disziplin. Und am späten Nachmittag des zweiten Tages nach seinem Aufbruch am Colorado River lag Abilene vor ihm.
    In den staubblinden Fenstern der Häuser brach sich das Sonnenlicht. Menschen bewegten sich auf der Straße und den Gehsteigen. An einigen Holmen waren Pferde festgebunden. Auf einem Hügel außerhalb der Stadt sah Carter Prewitt einige Grabsteine und Kreuze.
    Er ritt in die Stadt. Bei einem Tränketrog am Straßenrand ließ er das Pferd saufen. Er wusch sich das Gesicht. Einige Leute beobachteten ihn. Carter Prewitts Blick erfasste ein älteres Paar, das ebenfalls stehen geblieben war und ihn unverhohlen musterte. Er ging zu den beiden hin und sagte: »Guten Abend, Ma'am, guten Abend, Sir. Darf ich Sie etwas fragen?«
    »Fragen Sie, junger Mann«, sagte die Frau lächelnd. Sie verströmte Freundlichkeit. Ihre blauen Augen blickten gutmütig.
    »Wir stehen mit einer großen Herde Longhorns am Colorado River. Meine Mannschaft ist zu schwach, um die Herde ohne allzu große Verluste über den Fluss zu bringen. Ich möchte ein paar Reiter anheuern, die sich auf Rinder verstehen. Gibt es hier in Abilene solche Leute?«
    »In der Stadt leben einige Burschen, die nach dem Krieg keine Arbeit gefunden haben«, sagte der Mann und nickte einige Male. Dann fügte er hinzu: »Wie in alten Zeiten. Vor dem Krieg wurden viele Herden nach Norden getrieben. Sie zogen auch an unserer Stadt vorbei.«
    »Ich schätze, dass bald zigtausende von Longhorns nach Kansas City unterwegs sein werden«, murmelte Carter Prewitt. »Sie werden den Markt dort oben überschwemmen und die Preise werden fallen. Ich hoffe, einer der ersten zu sein, der Rinder nach Kansas City bringt.«
    »Gehen Sie in den Saloon, Mister. Sie treffen dort sicher auf Leute, die nicht nein sagen, wenn Sie ihnen einen Job bieten.«
    »Danke.« Carter Prewitt holte sein Pferd und zog es in die Richtung eines großen Gebäudes, auf dessen Stirnwand in großen Lettern 'Livery Stable' gepinselt war. Nachdem er das Tier dem Stallmann überlassen hatte, ließ er sich den Weg zum Saloon beschreiben. Er betrat wenig später den Schankraum und nahm die Eindrücke auf, die sich seinem Blick boten. An verschiedenen Tischen saßen Männer. Vor ihnen standen Biergläser. Sie rauchten. An einem Tisch wurde gepokert. Der Keeper

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