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Die Legende von Carter Prewitt

Die Legende von Carter Prewitt

Titel: Die Legende von Carter Prewitt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pete Hackett
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wie ein unaufhaltsamer Strom nach Norden …
     
    *
     
    Auf der Vorbaukante saß ein Mann, den County Sheriff Craig Benson nicht kannte. Am Holm stand ein Pferd. Pferd und Reiter waren staubig. Die Stadt war zum Leben erwacht und voll mit dem verschiedensten Geräuschen. Irgendwo schimpfte eine Frau, ein Kind fing an jämmerlich zu weinen. Die dunkle, ruhige Stimme eines Mannes erklang, dann flog krachend eine Tür zu. Eine graue Katze strich über die Fahrbahn und verschwand in einer Gasse. Irgendwo bellte ein Hund. Aus einer Einfahrt schob ein Mann einen zweirädrigen Karren, der mit Heu beladen war.
    Als der Fremde den Gesetzeshüter kommen sah, erhob er sich. »Guten Morgen.«
    Benson erwiderte den Gruß und musterte den anderen fragend.
    »Mein Name ist Link Connolly«, stellte sich dieser vor. »Ich komme von der Prewitt-Herde.«
    Der Sheriff schloss die Officetür auf. »Möchten Sie Ihren Boss besuchen?«
    »Nein, Sheriff. Ich will, dass Sie sich meine Geschichte anhören. Hinterher werden Sie Carter Prewitt auf freien Fuß setzen.«
    »Sie machen mich neugierig. Kommen Sie herein.«
    Im Office roch es nach Bohnerwachs. Am Fenster tanzten einige Fliegen auf und ab. Der Regulator tickte. Zeuge einer unerbittlich verrinnenden Zeit und der Vergänglichkeit.
    Der Sheriff nahm hinter seinem Schreibtisch Platz und forderte Connolly auf, sich ebenfalls zu setzen. »Vorwärts, Connolly, sprechen Sie. Was hat Sie nach Junction getrieben?«
    »Carter Prewitt wird zu Unrecht vom Gesetz verfolgt.«
    »Ach was.«
    »Es ist so. Ich bin in der Bande Gus Callaghers geritten und stelle mich Ihnen freiwillig, Sheriff. Und ich schwöre bei Gott und allem, was mir heilig ist, dass Carter Prewitt nie zu dem höllischen Verein gehörte.«
    Der Sheriff versuchte in Connollys Gesicht zu lesen. Sein Blick war nachdenklich geworden. »Ist Ihnen die Tragweite Ihrer Aussage bewusst?«, schnappte er dann.
    Connolly nickte. »Lassen Sie Prewitt frei. Er hat nichts verbrochen, wessen man ihn anklagen müsste. Sie als Sheriff werden doch Ankläger sein. Ich stelle mich Ihnen als Zeuge zur Verfügung.«
    »Ich habe Prewitt gestern vernommen«, murmelte der Gesetzeshüter. »Er hat seine Unschuld beteuert. - Wo war er in all den Monaten zwischen Kriegsende und seiner Heimkehr? Er konnte nicht den Entlassungsschein vorweisen, den er aber erhalten haben muss, als ihn die Yankees frei ließen, wenn er tatsächlich Kriegsgefangener war.«
    »Ich kann Ihnen nicht sagen, weshalb er keinen Entlassungsschein hat, Sheriff. Aber ich sage Ihnen, dass Carter Prewitt keine Sekunde lang für Callagher geritten ist.«
    Connolly hatte ziemlich eindringlich gesprochen. Er wich dem abtastenden, prüfenden Blick des Ordnungshüters nicht aus. Dieser nagte an seiner Unterlippe. Einem jähen Impuls folgend fragte er: »Was ist mit den anderen Reitern bei der Herde? Sind es Callagher-Leute?«
    »Nein«, log Connolly. »Nur Callagher selbst und ich haben uns Prewitt angeschlossen, als er mit der Herde aufbrach.«
    »Woher kanntet ihr Prewitt?«
    Connolly erzählte. Seine Geschichte entsprach nicht in allen Punkten der Wahrheit. Benson unterbrach ihn nicht. Erst, als Connolly geendet hatte, ließ er seine Stimme erklingen und sagte: »Es wird mir wohl nichts anderes übrig bleiben, als Ihrer Aussage zu glauben. Sie wissen, was Ihnen blüht?«
    Link Connolly schlug die Augen nieder.
    »Ich werde Sie arretieren«, ergriff wieder Craig Benson das Wort. »Erheben Sie sich und stellen Sie sich dort an die Wand. Lehnen Sie sich mit den Armen dagegen.«
    Connolly kam der Aufforderung nach. Der Sheriff tastete ihn ab. Nachdem er festgestellt hatte, dass Connolly waffenlos war, stieß er die Tür zum Zellentrakt auf und gebot Connolly vor ihm herzugehen.
    Carter Prewitt lag in einer der Zellen auf der Pritsche. Jetzt erhob er sich und kam zur Gitterwand. Überrascht fixierte er Connolly. Düstere Ahnungen befielen ihn. Seine Stirn umwölkte sich. »Du!«
    »Er ist freiwillig gekommen«, erklärte Craig Benson. »Es ist wohl so, dass Sie tatsächlich unschuldig sind, Prewitt. Daher werde ich Sie laufen lassen. Ich werde einen Bericht verfassen, in dem ich die Anklage fallen lasse, und den ich an das Justizministerium schicke. Es wird nur eine Frage der Zeit sein, bis Ihr Steckbrief aus dem Verkehr gezogen wird.«
    Benson schloss die Zellentür auf. »Na los, Prewitt, kommen Sie schon. Sie sind ein freier Mann.«
    Carter Prewitt ging an dem Sheriff vorbei und trat auf den

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