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Die Legende von Carter Prewitt

Die Legende von Carter Prewitt

Titel: Die Legende von Carter Prewitt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pete Hackett
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Die großen, eisenumreiften Räder des Fuhrwerks drehten sich.
    Sie hatten die Wasserfässer entleert und an den vier Ecken des Fuhrwerks festgebunden. Die Fässer sollten dem Wagen Auftrieb verleihen. Die Pferde stampften in das Wasser. Immer wieder ließ Allan Stevens die Peitsche knallen. Ein helles Wiehern erhob sich. Das Fuhrwerk schaukelte, der Mann auf dem Bock wurde hin und her geworfen. Dann mussten die Tiere schwimmen. Wasser schwappte über die Ladefläche des Wagens hinweg.
    Yard um Yard entfernte sich das Gespann vom Ufer. Die leeren Fässer erfüllten ihren Zweck. Die Strömung trieb Pferde und Wagen flussabwärts. Allan Stevens brüllte wie ein Berserker und feuerte die Pferde sowohl mit seinem Geschrei als auch mit der Peitsche an. Und es gelang den Tieren, sich aus der Gewalt der Strömung freizuschwimmen und in schräger Linie das Ufer zu erreichen.
    Der Wagen rumpelte über die Uferböschung. Wasser schoss in Bächen aus den Naben der Räder. Der Aufbau ächzte und knarrte. Allan Stevens wurde durch und durch geschüttelt, ließ aber nicht zu, dass sich die Pferde ausruhten. Er peitschte sie weiter …
    James Allison führte den Leitstier in den Fluss. Die ersten Rinder trabten hinterher. Die Treiber auf ihren Pferden sorgten dafür, dass die Tiere beisammen blieben. Bald wimmelte es im Wasser von gehörnten Köpfen. Der Untergrund wurde aufgewühlt. Rinder, die abgetrieben zu werden drohten, wurden von den Treibern in die Formation zurückgepeitscht.
    Die Männer leisteten ganze Arbeit und arbeiteten mit zäher Verbissenheit. Sie wurden nur von dem Gedanken beherrscht, die Herde so vollzählig wie möglich über den Colorado zu bringen. Dennoch konnten sie nicht verhindern, dass einige Rinder, die nicht stark genug waren und der Strömung trotzten, untergingen und ertranken.
    Carter Prewitt sah einige Rinder auf sich zutreiben. Brüllend schlug er mit der Peitsche in die Luft. Plötzlich prallte etwas gegen sein Pferd. Das Tier wurde zur Seite geworfen. Carter verlor den Halt und stürzte aus dem Sattel. Unvermittelt sah er sich inmitten der kleinen Gruppe Rinder, die die Strömung mit sich riss. Auch sein Pferd wurde abgetrieben. Der Schrecken bei dem Mann ging tief. Etwas prallte gegen ihn, er ging unter. Es gelang ihm nicht mehr, seine Lungen mit Sauerstoff zu füllen.
    Das kalte Wasser schlug über ihm zusammen. Carter Prewitt tauchte ein Stück, dann wurde er von der Strömung erfasst. Seine Arme und Beine arbeiteten automatisch. Er spürte Grund unter den Füßen, stieß sie sich ab und schoss schräg nach oben, durchbrach die Wasseroberfläche und lechzte gierig nach Luft.
    Er trieb mitten im Fluss. Um ihn herum waren Longhorns. Etwas krachte hart und schmerzhaft gegen seine Hüfte. Sekundenlang lähmte der Schmerz seine linke Körperseite. Er war von dem Aufprall herumgeschleudert worden, schluckte Wasser und bot allen Widerstandswillen auf, um sich an der Oberfläche zu behaupten.
    Der Schmerz ebbte ab. Carter Prewitt ruderte, lag auf der Seite, um ihn herum schäumte und gischtete es. Ein Rind brüllte in Todesangst.
    Der Mann bot alle Kraft auf, um aus der reißenden Strömung in der Mitte des Flusses zu schwimmen und das jenseitige Ufer zu erreichen. Die Elemente waren stärker. Ein Wirbel erfasste ihn und zog ihn auf den Flussgrund. Im letzten Moment hatte er noch seine Lungen voll Luft pumpen können. Er strampelte und kämpfte verzweifelt. Dabei verlor er die Orientierung. Die Wassermassen um ihn herum rissen ihn mit. Ein Strudel wirbelte ihn herum wie einen Spielball. Seine Lungen begannen zu stechen, alles in ihm lechzte nach frischer Luft. Nur mühsam konnte er die hochschießende Panik im Zaum halten.
    Carter Prewitt zwang sich, klar und sachlich zu denken. Alles andere konnte in seiner Situation tödlich sein. Verbrauchte Luft entwich seinem Mund, Wasserblasen stiegen nach oben. Er klammerte sich an etwas, das aus dem Boden ragte. Seine Kraft hielt dem Druck des Wassers nicht lange stand. In seinen Ohren entstand ein schmerzliches Brausen.
    Irgendwie gelang es ihm, sich abzustoßen und dem mörderischen Sog zu entkommen. Sein Kopf durchbrach die Wasseroberfläche. Lebenserhaltender Sauerstoff füllte seine Lungen mit einer Vehemenz, die ihn schwindlig werden ließ.
    Er spuckte einen Strahl Flusswasser aus und konzentrierte sich. Die Rinder, die ihn behindert hatten, waren fortgerissen worden.
    Carter Prewitts Widerstandswille überwand die Schwäche in seinen Armen und Beinen,

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