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Die Legende von Carter Prewitt

Die Legende von Carter Prewitt

Titel: Die Legende von Carter Prewitt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pete Hackett
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und hob unwillkürlich die Schultern. Es sah aus, als würde er den Kopf einziehen. »Das – das ist verrückt!«
    »Mein Leben ist keinen Pfifferling mehr wert«, versetzte Link Connolly. »Ich nehme an, dass keinem von euch entgangen ist, dass ich die Schwindsucht habe. Die Krankheit höhlt mich aus. Für mich bedeutet sie ein Todesurteil. Ich werde sterben – ob es nun fünf Wochen oder fünf Monate dauert – es spielt keine Rolle.« Connollys Stimme wurde grollend.
    »Aber …« Callagher sprang auf. Rastlosigkeit prägte sein Gesicht. »O verdammt, Link, es ist ein Unterschied, ob du im Bett stirbst oder am Ende eines Strickes.«
     Connolly winkte ab. »Ich werde sterben. Das ist Fakt. Und ich habe seltsamerweise nicht mal Angst davor. Im Leben eines jeden muss irgendwann einmal ein Schlussstrich gezogen werden. Einige Dinge haben mich zur Besinnung gebracht, Gus. Nichts zu tun hieße, einen Kameraden schmählich im Stich zu lassen. Vielleicht kann ich ein paar Dinge, für die ich mich in der Zwischenzeit schäme, wieder gutmachen.«
    »Warum schießt du dir nicht gleich selbst eine Kugel in den Kopf?«
    »Ich habe mich entschieden«, stieß Connolly unbeirrt hervor. »Morgen Früh reite ich nach Junction.«
     
    *
     
    Link Connolly ritt zusammen mit James Allison die letzte Wache. Die Nacht lichtete sich, die Vögel begannen zu zwitschern. Manchmal riss die Wolkendecke auf und dann warf der Mond sein fahles Licht auf das Land. Link Connolly und James Allison trafen aufeinander und hielten die Pferde an. »Es ist an der Zeit«, murmelte Connolly. »Um das Frühstück muss sich heute ein anderer kümmern.«
    »Du bleibst bei deinem Entschluss, Link?«
    »Ja. Ich will reinen Tisch machen.«
    »Das ist ausgesprochen edelmütig von dir.«
    »Wahrscheinlich bin ich ganz einfach nur ein Narr«, murmelte Connolly. »Aber ich kann und will den Dingen nicht einfach ihren Lauf lassen. Und für mich spielt es keine Rolle mehr. Wahrscheinlich würde ich Kansas City gar nicht mehr erreichen. Ich fühle mich schwach und elend. Wenn ich huste, ist mein Speichel blutig. Es wäre schäbig von mir, Carter Prewitt seinem Schicksal zu überlassen. - Nehmt euch vor Callagher in acht, James. Er taugt nichts. Es waren nicht nur der Krieg und ein ungnädiges Schicksal, die ihn zu dem gemacht haben, was er ist. In ihm steckt ein schlechter Kern.«
    »Wir brauchen ihn, Link. Du wirst uns fehlen. Wir sind – wenn du gehst -, nur noch zu siebt.«
    »Heuert einige Leute an«, murmelte Link Connolly. »Das ist eure einzige Chance. – Ich reite jetzt, James.« Er zog seinen Revolver aus dem Hosenbund und reichte ihn Allison, verfuhr ebenso mit dem Gewehr. Dann zog Link Connolly sein Pferd herum und kitzelte es mit den Sporen. James Allison schaute ihm hinterher, bis er eins geworden war mit der Dunkelheit. »Du bist ein Ehrenmann, Link Connolly«, murmelte er im Selbstgespräch. »Gott sei mit dir.«
    Er schob den Revolver in seinen Hosenbund und das Gewehr in die Deckenrolle, die hinter seinem Sattel festgeschnallt war, dann ritt er zum Camp, um die anderen zu wecken. Ächzend und gähnend schälten sie sich aus ihren Decken. »In einer Stunde geht es weiter!«, gebot James Allison laut und deutlich. »Du, Allan, nimmst ab sofort Links Platz ein und fährst das Fuhrwerk. Tom und Doug, ihr kümmert euch um die Remuda. Wir anderen treiben die Herde. Ich reite wieder an der Spitze. Swift und Jeff, ihr übernehmt die Flanken. Ihr habt ein hartes Stück Arbeit vor euch. Du, Callagher, arbeitest als Dragrider.«
    »Das heißt, dass ich den meisten Staub fresse!«, maulte der Bandit und warf sich in die Brust. »Woher kommt es überhaupt, dass du hier die Befehle erteilst, Allison? Wer hat dich zum Trailboss berufen?«
    »Carter hat es mir übertragen, die Herde zu führen. Passt dir das nicht?«
    »Nein, es gefällt mir nicht, von dir Weisungen entgegennehmen zu müssen.«
    »Du kannst gerne die Spitze übernehmen, Callagher.«
    Wortlos wandte sich der Bandit ab und ging zum Corral, um sich ein Pferd zu fangen.
    Allan Stevens zündete ein Feuer an …
    Die Dämmerung kam und dann wurde es hell. Sie setzten die Herde in Marsch. Jedem war bewusst, dass sie der Herdentrieb überforderte. In James Allison jedoch hatte sich eine unumstößliche Entschlossenheit verwurzelt – die Entschlossenheit, sich den Respekt Corinna Prewitts zu erwerben und ihr allen Grund zu geben, an ihn zu glauben.
    Die Masse von Muskeln, Knochen und Sehnen wälzte sich

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