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Die Legende von Carter Prewitt

Die Legende von Carter Prewitt

Titel: Die Legende von Carter Prewitt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pete Hackett
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etwas zu bringen, fehlte bei ihnen. Sie lebten wie die Tiere nur in der Gegenwart. Die Vergangenheit war für sie erledigt. An die Zukunft verschwendeten sie keinen Gedanken.
    »Was ist mit dir, Callagher?«, fragte James Allison mit schleppender Stimme.
    »Was wäre dir denn lieb?«, platzte es wie aus der Pistole geschossen aus dem Mund des Banditen.
    »Das fragst du?«
    »Ich muss dich enttäuschen, Allison. In Denver wartet Corinna. Darum komme ich mit euch. Ob es dir passt oder nicht.«
    »Es passt mir ganz und gar nicht«, stieß James Allison hervor.
    »Das kann ich zum einen nicht ändern«, erklärte Callagher, »zum anderen ist es mir im Grunde meines Herzens egal, was du denkst.«
    »Ich habe dir bereits einmal gesagt, dass ich nicht dulde, dass du deine schmutzigen Hände nach Corinna ausstreckst«, stieß James Allison hervor. »Du bekommst von mir eins auf die Finger, wenn du es dennoch tust, und zwar ganz empfindlich.«
    »Langsam habe ich deine Drohungen satt, Allison«, sagte Callagher und seine Stimme grollte wie ferner Donner. »Schätzungsweise muss ich dir endlich dein großes Maul stopfen.« Callagher sprang auf die Beine. Seine Pupillen hatten sich zusammengezogen, seine Augen hatten einen raubtierhaften Ausdruck angenommen. »Steh auf, Allison!«, zischte er. »Ich will dich in Stücke schlagen, dich zertrümmern, dich wie einen Wurm in den Dreck treten. Wenn du kneifst, werde ich dir ins Gesicht spucken.«
    Am Feuer herrschte nach dieser Herausforderung Atemlosigkeit. Jeder der Anwesenden wusste, dass er sich nicht einmischen durfte. Und so schwiegen die Männer. Auch Carter Prewitt schluckte hinunter, was ihm auf der Zunge brannte.
    Etwas umständlich, fast linkisch erhob sich James Allison. »Ich nehme deine Herausforderung an, Callagher. Ja, ich kämpfe mit dir. Wir wollen die Sache ein für alle mal klären. Komm her, worauf wartest du?«
    Ein dumpfer Ton kämpfte sich in Callaghers Brust hoch und brach aus seiner Kehle, ähnlich dem hungrigen Knurren eines beutewitternden Wolfes. Und völlig überraschend stieß er sich ab. Mit einem fürchterlichen Schwinger wollte er James Allison schon beim ersten Ansturm von den Beinen fegen …
     
    *
     
    James Allison reagierte instinktiv. Er tauchte ab und die Faust Callaghers pfiff über seinen Kopf hinweg. Callagher wurde von der Wucht seines Schlages halb herumgerissen, geriet ins Taumeln und hatte Mühe, sein Gleichgewicht zu bewahren.
    Sofort kam James Allison wieder hoch. Er machte einen halben Schritt auf Callagher zu, knallte ihm einen Haken auf die kurzen Rippen und ließ sofort die Linke fliegen, mit der er Callagher am Kinnwinkel erwischte. Einen Herzschlag lang hatte James Allison das Gefühl, seine Handknochen zersplitterten unter der Wucht des Treffers.
    Aber Callagher zeigte kaum Reaktion. Er schüttelte sich nur, ihm entrang sich ein abgerissenes Grunzen, und dann warf er sich mit ausgebreiteten Armen James Allison entgegen, als wollte er ihn umschlingen und zerquetschen. James Allison sprang zurück und entging der Umklammerung. Er hatte die Arme angewinkelt und die Fäuste gehoben. Wild mit den Armen schwingend folgte ihm Callagher. Ein einziger Treffer mit seinen Fäusten hätte ein Pferd umgeworfen. Es war die blinde Wut, die ihn trieb. Er zwang James Allison immer weiter zurückzuweichen.
    In Callaghers Gesicht glitzerte Schweiß. Seine Miene war eine Grimasse des Hasses und Vernichtungswillens, sein Atem ging stoßweise und rasselnd.
    Callagher zügelte seinen ungestümen Angriff, hob die Fäuste und ließ sie pendeln wie ein professioneller Faustkämpfer. Er begann Allison zu umrunden, belauerte ihn und suchte nach einer Blöße bei seinem Gegner. Seine blinde Wut schien kühler Überlegung gewichen zu sein. Er war jetzt bei weitem gefährlicher als in der Anfangsphase des Kampfes. Callagher zwang sich dazu, seinen  Verstand einzusetzen.
    James Allison drehte sich auf der Stelle. Und unvermittelt unternahm er einen Ausfallschritt. Seine Linke zuckte nach Callaghers Kopf, und der Bursche riss unwillkürlich beide Fäuste zur Deckung hoch. Da bohrte sich ihm James Allisons Rechte in die Magengrube. In diesem Schlag lagen alle Empfindungen, die James Allison beherrschten.
    Ein wilder Schrei löste sich aus Callaghers Mund. Sein Oberkörper krümmte sich noch vorn, genau in James Allisons hochgezogenen Schwinger hinein. Dieser knallharte Uppercut ließ den Schädel Callaghers wieder hochsausen, und James Allison schoss eine

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