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Die Legende von Carter Prewitt

Die Legende von Carter Prewitt

Titel: Die Legende von Carter Prewitt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pete Hackett
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war nichts, woran er sich klammern konnte. Der Länge nach krachte er auf die Seite.
    James Allison kämpfte sich hoch und wischte sich mit dem Hemdärmel Staub und Schweiß aus den Augen.
    Callagher wälzte sich auf den Rücken, sein Blick zuckte in die Höhe. Aus dieser Perspektive kam ihm James Allison riesengroß und gewaltig vor. Callaghers Zahnschmelz knirschte. Mit einem Griff holte er einen Dolch aus seinem Stiefelschaft. Er kämpfte sich ächzend auf die Beine. Aber ehe er die Knie durchdrücken und sich zu seiner vollen Größe aufrichten konnte, landete James Allison einen knochentrockenen Haken an seinem Kinn. Er legte all seine Wut in diesen Schlag. Callaghers Kopf flog in den Nacken. Er sank auf die Knie zurück, ein ersterbender Ton brach über seine Lippen. Und als ihn James Allisons weit aus der Hüfte gezogener Schwinger genau auf den Punkt traf, kippte er hinüber und blieb verkrümmt liegen.
    Callagher war fertig, sowohl physisch als auch psychisch. Er hob den Kopf, versuchte, sich noch einmal aufzurappeln, fiel aber kraftlos zurück. In seinem zerschlagenen, schweiß- und blutverschmierten und staubbedeckten Gesicht zuckten krampfartig die Muskeln. Er japste erstickend nach Luft. Ein abgrundtiefes Stöhnen entrang sich ihm. Seine Finger verkrallten sich im Boden.
    Steifbeinig ging James Allison zum Fuhrwerk, öffnete eines der Wasserfässer und wusch sich das Gesicht. Die Wildheit wich von ihm, die fiebrige Erregung, die jeden Muskel und jede Sehne seines Körpers erfasst hatte, ließ langsam nach. Er hatte plötzlich das Gefühl, von Fesseln befreit zu sein.
    »Heiliger Rauch«, entfuhr es Doug Linhardt. »Was für ein Kampf.«
    Gus Callagher drehte sich ächzend auf den Bauch, stemmte mit den Armen seinen Oberkörper hoch und zog die Beine an. Blut und Speichel tropften von seinen Lippen. Es kostete ihm alle Mühe, sich zu erheben. Als er stand, schwankte er wie ein Schilfrohr im Wind. Die Haare hingen ihm wirr ins Gesicht.
    Tom Dillinger stand auf, ging zu Callagher hin und reichte ihm die Whiskyflasche. Der Bandit setzte sie sich an die aufgeschlagenen Lippen und trank gierig. Whisky rann über sein Kinn und tropfte auf seine Brust. »Dafür wirst du büßen, Allison!«, krächzte er, nachdem er die Flasche abgesetzt hatte. Und mit heiserem Geflüster wiederholte er: »Dafür präsentiere ich dir eine blutige Rechnung, Allison.«
    Nach dem letzten Wort setzte er sich in Bewegung. Mit unsicheren Schritten wankte er in die Nacht hinein.
    Allison trocknete sich das Gesicht ab und kam zum Feuer. Sein Gesicht zeigte eine Reihe von Blessuren. Einige Schwellungen verformten es. Sein Blick fiel auf das Messer, das ein Stück vom Feuer entfernt am Boden lag und dessen lange, spitze Klinge das Licht reflektierte. Callaghers Drohung hallte durch sein Bewusstsein. Der Bandit würde alles daransetzen, um die erlittene Schmach mit Blut abzuwaschen. James Allison war klar, dass von nun an der Tod auf Schritt und Tritt sein Begleiter war.
    »Wie fühlst du dich?«, fragte Carter Prewitt.
    »Als wäre ich unter eine Stampede geraten«, murmelte James Allison. Er atmete tief durch. Der Atem fuhr wie eine heiße Klinge durch seine Brust und ließ sie schmerzen. »Irgendwie fühle ich mich aber auch leichter, irgendwie befreit – und ich verspüre Genugtuung. Callaghan hat endlich bekommen, was er verdient hat.«
    »Er wird sich rächen.«
    »Wenn er mir noch einmal in die Quere kommt, ist er ein toter Mann«, murmelte James Allison.
     
    *
     
    Am Morgen verließ Carter Prewitt das Camp. Er begab sich zum Bahnhof und traf in der Baracke bei den Corrals Jorge Bannister an. Bannister war ein großer, schwergewichtiger Mann mit grauem Backen- und Oberlippenbart, dessen Gesicht eine gesunde, rote Farbe aufwies, dessen blaue Augen gutmütig blickten und dessen Stimme einen angenehmen Klang besaß. Er begab sich mit Carter Prewitt zur Herde, begutachtete sie, und dann nannte er den Preis, den er für das Rind zu zahlen bereit war. Carter Prewitt war einverstanden.
    Im Laufe des Tages wurden die Rinder gezählt, dann blätterte Bannister den Preis für die Herde auf den Tisch und Carter Prewitt quittierte den Empfang des Geldes. Er war zufrieden, denn er hatte den finanziellen Grundstein für einen Neuanfang in Oregon gelegt.
    Als er die Baracke verließ, sah er Gus Callagher. Der Anblick ließ seine gute Laune schlagartig sinken. Ein Schatten schien über sein Gesicht zu huschen. Unwillkürlich hielt er an.
    Der

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