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Die Legende von Carter Prewitt

Die Legende von Carter Prewitt

Titel: Die Legende von Carter Prewitt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pete Hackett
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überqueren.«
    »Es gibt in Denver sicherlich Leute, die Erfahrung mit dem Winter in den Bergen haben«, versetzte Carter Prewitt. »Wir sprechen mit ihnen und entscheiden uns dann.« Er verzog den Mund. »Von einem Zwangsaufenthalt in Denver wäre ich nicht gerade begeistert. Wir müssten etwa ein halbes Jahr finanziell überbrücken – Geld, das uns am Ende fehlen würde.«
    Kurze Zeit herrschte Schweigen. Dann ergriff James Allison wieder das Wort, indem er rief: »Sobald wir in Denver ankommen, frage ich Corinna, ob sie meine Frau werden will. Wenn sie ja sagt, heiraten wir noch vor dem Aufbruch nach Oregon.«
    »Daran habe ich auch schon gedacht«, gab Carter Prewitt zu. Er grinste. »Wir können ja eine Doppelhochzeit feiern.«
    »Warum nicht«, grinste James Allison zurück.
    »Es wäre gut, wenn wir uns einem Siedlertreck anschließen könnten«, meinte Carter Prewitt. »In der Gemeinschaft könnte man so mancher Gefahr leichter trotzen. Man könnte …«
    James Allison wurde auf dem Wagenbock hochgerissen, er bäumte sich auf, seine Hände ließen die Zügel fahren und fuhren zur Brust, vor der sie sich verkrampften. Der Knall eines Schusses stieß wie eine Botschaft von Untergang und Tod heran und verebbte. Allison krümmte sich jetzt nach vorn und stürzte kopfüber vom Fuhrwerk. Die Pferde, die den Wagen zogen, blieben stehen.
    Einen Augenblick war es still.
    Der Moment reichte Carter Prewitt, um zu reagieren.
    Als es erneut peitschte, war er schon nicht mehr auf dem Pferderücken. Die Kugel pfiff über den leeren Sattel hinweg. Prewitt robbte schnell unter den Wagen und zog den Revolver aus dem Hosenbund. Sein Blick hatte sich an James Allison verkrallt, der bäuchlings zwischen den vorderen Rädern lag. »James!«, stieß Carter Prewitt entsetzt hervor. »Sag was, James.« Es klang beschwörend.
    Ein Stöhnen war zu vernehmen. Dann keuchte James Allison: »Callagher hat Wort gehalten. Dieser dreckige Bastard. Er – er hat mir die Kugel in die rechte Brustseite geknallt. O verdammt, es brennt wie Feuer. - Kümmere dich nicht um mich, Carter. Schnapp dir den Hundesohn. Nur wenn er tot ist, haben wir Ruhe vor ihm.«
    Zuletzt hatte James Allison mit matter Stimme gesprochen, als kostete ihm jedes Wort übermenschliche Anstrengung.
    Carter Prewitt kroch zu ihm hin und drehte ihn auf den Rücken. Sein Freund presste die linke Hand auf die rechte Brustseite. Blut färbte seine Finger. Sein Mund zitterte in den Winkeln heftig, das Gesicht war schmerzverzerrt, die Augen glühten fiebrig.
    »Ich will mir die Wunde ansehen …«
    »Schnapp dir Callagher!«, knirschte der Verwundete und sprach mit Nachdruck. »Töte ihn!«
    »Aber …«
    »Entweder du tötest ihn, oder er tötet uns. Eine andere Möglichkeit gibt es nicht. Ich versuche die Blutung zu stillen. Mach dir um mich keine Sorgen. Worauf wartest du, Carter? Entweder er oder wir!«
    Obwohl ihm das Sprechen Mühe bereitete, gelang es James Allison erneut, seiner Stimme einen drängenden, eindringlichen Unterton zu verleihen.
    »Du hast wahrscheinlich recht, James«, murmelte Carter Prewitt. »Es ist wohl so: Entweder er oder wir.«
    Er setzte alles auf eine Karte, versenkte den Revolver im Hosenbund, kroch unter dem Fuhrwerk hervor, sprang auf die Beine und rannte zu seinem Pferd, kam mit einem Satz in den Sattel, schnappte sich die Zügel und hämmerte dem Tier die Sporen in die Seiten. Das Pferd raste los. Prewitt beugte sich weit über den Hals des Tieres, um ein möglichst schlechtes Ziel zu bieten.
    Ein Schuss dröhnte. Die Kugel verfehlte ihn. Er riss das Pferd nach links, peitschte es mit dem langen Zügel und feuerte es mit schrillen Zurufen an. Schließlich befand er sich zwischen den Hügeln und richtete seinen Oberkörper auf. Das Gewehr glitt aus dem Scabbard, Prewitt repetierte. Sein Blick schweifte über die Kämme im Norden. Auf einer dieser Anhöhen lauerte Gus Callagher – lauerte der personifizierte Tod.
    Carter Prewitt zwang sich zu Ruhe und Besonnenheit. Er musste Nerven bewahren. Callagher war ein tödlich gefährlicher Gegner und konnte nur mit Konzentration und einem kühlen Kopf besiegt werden. Der geringste Fehler konnte ihm – Carter Prewitt – das Leben kosten. Und dann wäre auch James Allison dem Banditen hilflos ausgeliefert gewesen.
    Carter Prewitt ließ keinen Augenblick in seiner Wachsamkeit nach. Langsam ritt er am Fuß des Hügels entlang. Dann lenkte er das Pferd den Abhang hinauf, ein Stück unterhalb des Kammes

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