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Die Legende von der Schlafhöhle (German Edition)

Die Legende von der Schlafhöhle (German Edition)

Titel: Die Legende von der Schlafhöhle (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Washington Irving
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wurde allmählig schwächer und schwächer, bis es ganz verschwand. Die ganze geräuschvolle und muntere Scene war auf einmal still und wie ausgestorben. Nur Ichabod zögerte, nach Art der ländlichen Liebhaber, um noch ein tête-à-tête mit seiner Geliebten zu halten, vollkommen überzeugt, daß er nun auf dem geraden Weg zu seinem Glücke sei. Was bei dieser Unterredung vorging, getraue ich mir nicht zu sagen, denn in der That, ich weiß es nicht. Doch fürchte ich, es muß etwas nicht recht nach seinem Sinne gewesen sein, denn nach kurzer Zeit ging er mit einem fast trostlosen und verstörten Gesicht hinweg. O die Mädchen! die Mädchen! Hatte das Mädchen einen ihrer koketten Streiche gespielt? – War die Begünstigung des armen Pädagogen blos eine Täuschung, um sich den Besitz seines Rivals zu sichern? – Der Himmel weiß es, ich nicht! – Genug, Ichabod stahl sich fort mit einem Gesicht, als wenn er ein Hühnerhaus statt ein Mädchenherz beraubt hätte. Ohne rechts oder links auf die Scene der ländlichen Wohlhabenheit zu sehen, die er so oft mit Wohlbehagen betrachtet hatte, ging er geraden Weges nach dem Stall und weckte mit einigen herzhaften Knüffen und Schlägen sein Pferd höchst unzart aus seiner bequemen Lage, denn es genas eines gesunden Schlafes und träumte von Bergen voll Korn und Gerste und ganzen Thälern voll Klee und Haferweide.
    Es war gerade die rechte nächtliche Hexenzeit, als Ichabod, niedergeschlagen und schweren Herzens, seinen Weg nach Hause an den Seiten der stolzen Hügel, welche sich über Tarry Town erheben, verfolgte, und welchen er noch am Nachmittag zuvor so heiter passirt hatte. Die Stunde war so traurig wie er selbst. Weit unter ihm breitete sich der Tappansee mit seinen dunkeln und großen Wogen aus, hier und da mit dem hohen Mast einer Schaluppe, welche ruhig vor Anker lag. In der Todtenstille der Mitternacht konnte er noch das Bellen eines Hundes von der entgegengesetzten Küste des Hudson hören; aber es war so unbestimmt und schwach, daß man nur schwer sich einen Begriff von seiner Entfernung zu machen vermochte. Hier und da vernahm man das Krähen eines zufällig erwachten Hahnes von irgend einem Farmhause unter den Hügeln, aber es war nur, als wenn er den Ton geträumt hätte. Kein Zeichen des Lebens regte sich in seiner Nähe, als vielleicht das melancholische Zirpen einer Grille oder das Quaken eines Frosches in dem nahen Sumpfe, der nicht bequem schlief und sich plötzlich in seinem Bette umdrehte.
    Alle die Geister-und Gespenstergeschichten, die er am Abend gehört hatte, drängten sich jetzt haufenweise in seine Erinnerung. Die Nacht wurde immer dunkler; die Sterne senkten sich tiefer am Himmel, und treibende Wolken verbargen sie seinem Auge. Nie hatte er sich so einsam und traurig gefühlt. Ueberdieß näherte er sich jetzt der Stelle, wo manche der erwähnten Geistergeschichten sich ereignet hatten. In der Mitte der Straße stand ein sehr großer Tulpenbaum, der wie ein Riese über alle benachbarten Bäume hinausragte und eine Art von Gränzzeichen bildete. Seine Aeste waren knorrig und phantastisch, groß genug, um die Stämme gewöhnlicher Bäume abzugeben, fast bis zur Erde und wieder in die Luft reichend. Er war enge mit der tragischen Geschichte des unglücklichen André verschwistert, der dicht dabei gefangen genommen wurde; gewöhnlich nannte man ihn nur Major André‘s Baum. Das gemeine Volk betrachtete ihn mit einem Gemisch von Ehrfurcht und Aberglauben, theils aus Sympathie mit dem Schicksal ihres unglücklichen Landsmannes, theils wegen der Erzählungen von den seltsamen Erscheinungen und den damit zusammenhängenden traurigen Stimmen und Lamentationen.
    Als sich Ichabod dieser unheimlichen Stelle näherte, fing er zu pfeifen an; er meinte, sein Pfeifen werde erwiedert, es war aber nur der Wind, der durch die dürren Zweige fuhr. Als er ein wenig näher kam, glaubte er etwas Weißes zu sehen, das in der Mitte des Baumes hing – er hielt stille und hörte auf zu pfeifen; als er aber näher zusah, gewahrte er, daß eine Stelle am Baume vom Blitze getroffen und das weiße Holz bloß gelegt war. Plötzlich hörte er ein Stöhnen – seine Zähne klapperten, und seine Kniee schlugen gegen den Sattel: es waren aber nur ein paar vom Winde bewegte Aeste, die sich an einander rieben. Er kam glücklich vor dem Baume vorbei, aber neue Gefahren warteten seiner.
    Ohngefähr zweihundert Schritte von dem Baume kreuzte ein kleiner Bach die Straße und ergoß

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