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Die Legenden des Raben 01 - Schicksalswege

Die Legenden des Raben 01 - Schicksalswege

Titel: Die Legenden des Raben 01 - Schicksalswege Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Barclay
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Piranhas die Kleidung zerfetzt hatten. Zuhause wäre das Bein amputiert worden, doch hier musste er es flicken, so gut es ging.
    Eins war klar. Wenn Yron die Wunden nicht auswusch und mit den richtigen Kräutern versorgte, musste der Junge sterben.
     
    Auum führte seine Tai mit wachsender Frustration am Ufer des Shorth entlang. Die Männer, die er in der Nähe des Tempels ignoriert hatte, erwiesen sich als schwierige Beute, und er musste ihnen widerwillig Respekt zollen. Ein Respekt, der allerdings den Zorn über das Verbrechen, für das die Fremden büßen mussten, nicht zu dämpfen vermochte.
    Sie waren dem leichten Weg nach Norden und dann nach Osten bis zum Flussufer gefolgt. Dort waren die Fußspuren noch ein Stück weit zu sehen gewesen, dann hatte sich die Fährte verloren. Offensichtlich waren sie flussabwärts gegangen, doch es war im Augenblick noch nicht klar, wie weit sie gekommen waren. Duele hatte ein Stück stromaufwärts einen durchwühlten Haufen Treibholz
gefunden. Auum war überrascht. Der Nebenfluss strömte rasch dahin, nicht weit unter der Oberfläche lauerten Felsen. Selbst wenn man Treibholz hatte, an dem man sich festhalten konnte, war die Gefahr, sich zu verletzen, sehr groß, und wo der Fluss langsamer strömte, lauerten zahlreiche Raubtiere.
    Sie gingen schnell weiter, nie mehr als fünf Schritte auseinander in einer Linie, sodass sie den Fluss überblicken und im Osten den Wald absuchen konnten.
    »Was meint ihr?«, fragte er sie.
    »Die Krallenjäger haben nördlich von Shorths Zähnen, nördlich der Stromschnellen, keine Witterung von ihnen aufnehmen können«, sagte Duele. »Ich denke, sie sind oberhalb der Stromschnellen wieder an Land gegangen, wahrscheinlich am gegenüberliegenden Ufer.«
    »Sie sind gestern schnell zum Fluss vorgestoßen«, sagte Evunn. »Sie haben ein Ziel vor Augen, und sie sind unverletzt. Vielleicht sind sie sogar umgekehrt und haben eine falsche Fährte gelegt.«
    Diese Möglichkeit musste man in Betracht ziehen, doch Auum verwarf sie wieder. »So gut sind sie nicht«, sagte er. »Aber schnell sind sie, ja. Ich vermute, einer von ihnen kennt uns.«
    »Sodass er große Risiken eingeht, um uns zu entkommen«, ergänzte Duele.
    »Geschwindigkeit hat ihre Nachteile. Wir werden immer schneller sein als sie«, widersprach Evunn.
    »Für einen Fremden bedeutet die Entfernung Sicherheit. Ihr Ziel ist die Flucht«, sagte Auum. »Wir müssen die Krallenjäger westlich des Flusses alarmieren. Diese Fremden dürfen nicht entkommen.«
    Ein Brüllen übertönte den allgemeinen Lärm des Waldes. Es wurde in größerer Entfernung wiederholt. Die
Tai blieben stehen und warteten. Es war eine Mitteilung. Eine Reihe von Rufen ertönte ringsum, manche von Elfen und manche von Tieren. Knurren, Pfeifen, Heulen, Grunzen und Bellen erklang. Auum verstand nichts davon. Obwohl sie enge Verbündete waren, teilten die Krallenjäger ihre Geheimnisse nicht mit den anderen Elfen. Die TaiGethen würden es jedoch bald erfahren, wenn es wichtige Neuigkeiten waren.
    Eine Weile wurden die unharmonischen Botschaften ausgetauscht und übertönten die anderen Waldbewohner. Es waren ungewöhnliche Geräusche, die nach Problemen klangen und nach der Entschlossenheit, eine Lösung zu finden. Keines von Tuals Geschöpfen würde dabei stören. Die meisten hatten Angst, nachdem sie dies gehört hatten. Eine instinktive Erinnerung ließ sie verharren, wo sie waren, auf dem nächsten Ast landen, still im Wasser schweben oder reglos hoch oben im Blätterdach hocken.
    Sobald die Schreie aufhörten, begann der Wald wieder zu summen, und links von Auum tauchte ein Krallenjägerpaar aus dem Schatten auf. Der Panther kam angetrabt und stellte sich Auum in den Weg. Mit funkelnden Augen gab er ihm zu verstehen, dass er anhalten sollte.
    »Tai«, sagte Auum, und sie kamen zu ihm.
    Der Krallenjäger-Elf, ein sehr großer Mann, dessen Gesichtsausdruck unter der Farbe nicht zu erkennen war, neigte den Kopf und sprach. Man hörte, dass er das Sprechen nicht gewohnt war.
    »Wir haben eine Gruppe erwischt. Zwei Fährten sind frisch. Die vierte Gruppe geht nach Westen. Die fünfte hat den Shorth überquert. Sie sind verletzt. Wir folgen ihnen.«
    Er wollte wieder gehen, doch Auums Frage hielt ihn auf.

    »Wohin laufen sie?«
    »Verendii Tual«, sagte der Krallenjäger. »Viele Fremde warten dort. Wir beobachten.«
    Er drehte sich um und verschwand wieder im Wald, der Panther nahm noch einmal schnüffelnd die Witterung

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