Die Legenden des Raben 03 - Schattenherz
Ihr das mit einer verantwortungsvollen Übergabe Eures Kommandos in Einklang?«
Darrick nickte bedächtig. »Lord Simmac, falls meine Pflicht darin bestanden hat, Mörder und Hexenjäger zu beschützen, dann bin ich froh, sie nicht erfüllt zu haben. Falls es aber meine Aufgabe war, die Unschuldigen zu beschützen und mit einer schrecklichen Ausnahme das Bestmögliche für Balaia und somit auch für Lystern zu tun, dann hatten ich und der Rabe Erfolg, auch wenn die nachfolgenden Ereignisse unseren Erfolg getrübt haben.«
»Was wäre diese Ausnahme?«, fragte Simmac.
»Die Tatsache, dass Lyanna starb, sodass wir niemals mehr erfahren werden, ob sie fähig gewesen wäre, ihre Kräfte zu unser aller Vorteil zu nutzen.«
»Natürlich«, sagte Simmac, als sei ihm diese Tatsache völlig entfallen.
»Dordover wollte sie töten, nachdem sie entkommen war«, warf Hirad leise ein. »Ich frage mich, was Eure Absicht war?«
Heryst wandte sich an ihn. »Hirad, bei allem Respekt, wir haben uns hier nicht versammelt, um über Lysterns schändliches Bündnis mit Dordover zu diskutieren. Wir verhandeln hier gegen Ry Darrick.« Er gestattete sich ein kleines Lächeln. »Aber da Ihr die ganze Zeit schon, seit wir begonnen
haben, dringend das Wort ergreifen wollt, ist jetzt vielleicht der richtige Zeitpunkt gekommen, falls Darrick fertig ist.«
»Für den Augenblick, ja«, erklärte Darrick. »Allerdings behalte ich mir vor, noch einmal zu sprechen.«
»Das sei Euch gewährt«, stimmte Heryst zu. »Hirad, Euer Auftritt.«
Unter den kalten, abschätzenden Blicken der Richter stand der Barbar auf.
»Es ist ganz einfach«, sagte er. »Was Darrick in Gang brachte, hat das Elfenvolk vor der Ausrottung bewahrt. Er hat vielen das Leben gerettet, indem er sich uns anschloss. Leider waren es nicht genug.«
Der Unbekannte drückte seinen Unterarm. Alle Rabenkrieger empfanden wie er. Sie hatten Ilkar nicht mehr retten können, den Elfenmagier, der von Anfang an beim Raben gewesen war. Ein Elfenmagier, den sie alle geliebt hatten und der ironischerweise gefürchtet hatte, mit ansehen zu müssen, wie sie alle älter wurden und starben.
»Und wie genau würdet Ihr dies begründen?«, fragte Simmac. Es klang beinahe höhnisch.
Hirad verspürte einen überwältigenden Drang, über den Tisch zu springen und dem Mann die große Nase einzuschlagen. Er holte tief Luft.
»Hätte er nicht auf Herendeneth die Verteidigung des Hauses der Al-Drechar organisiert, und hätte er nicht mit dem Raben und Xetesk in diesem Haus gegen die Invasion der Dordovaner und der Schwarzen Schwingen gekämpft, dann hätten außer Lyanna auch alle Al-Drechar den Tod gefunden. Und mit ihnen wäre, wie wir jetzt wissen, auch jeder andere Elf gestorben. Nur sie besaßen genügend Wissen, um die Statue des Yniss wieder zu binden und der Seuche Einhalt zu gebieten.«
»Ich vermag nicht recht einzusehen, wie …«, hub Simmac an.
»Wo wären Eure Streitkräfte ohne die Elfen, hm?« Hirad hob die Stimme; es hallte laut unterm Gebälk. »Wo wärt Ihr ohne ihre Schwerter und ihre Magie, die Euch und Dordover gegen Xetesk unterstützen? Beantwortet mir das, und dann könnt Ihr weiter höhnisch lachen.« Hirad wollte sich schon setzen, dann fiel ihm noch etwas ein.
»Ry Darrick ist einer der tapfersten Männer, die ich je kennen gelernt habe. Seine Ehrenhaftigkeit und Aufrichtigkeit ist über jeden Zweifel erhaben. Was er tut, dient dem Wohl Balaias, und danach sollten wir alle streben, meint Ihr nicht auch? Wenn Ihr ihn verurteilt, dann nehmt Ihr uns eine starke Waffe, die wir im kommenden Kampf dringend brauchen. Und glaubt mir, wir stehen auf Eurer Seite. Auf der Seite, die dem Land das Gleichgewicht zurückgeben wird. Bestraft ihn, und Ihr macht Euch den Raben zum Feind. Und das werdet Ihr sicher nicht wollen.«
Hirad setzte sich. Er spürte seinen Puls am Hals pochen und war froh, dass sein Gesicht stark gebräunt war; er war sicher, dass es rot angelaufen war.
»Gut gesprochen, Hirad«, sagte der Unbekannte.
Darrick drehte sich kurz um und nickte knapp.
»Wünscht sonst noch jemand das Wort?«, fragte Heryst.
»Hirad spricht für uns alle«, erwiderte der Unbekannte. »Darrick gehört zum Raben. Er hat entscheidend dazu beigetragen, das Elfenvolk zu retten, und seine Ehre und sein Mut stehen außer Frage. Wenn Ihr ihn schuldig sprecht, dann müsst Ihr Euch selbst fragen, welcher Tat er eigentlich schuldig sein soll.«
»Fahnenflucht«, fauchte Metsas. »Er
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