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Die Legenden des Raben 03 - Schattenherz

Die Legenden des Raben 03 - Schattenherz

Titel: Die Legenden des Raben 03 - Schattenherz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Barclay
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Metsas und Simmac hatten bereits deutlich gemacht, wo sie standen, und auch Heryst hatte sich klar geäußert. So blieben noch die beiden, die während der Sitzung geschwiegen hatten. Was würden ihre Köpfe und Herzen ihnen sagen?
    Die Stille schmerzte in Hirads Ohren, während er Heryst offenbar erzürnt antworten sah. Er klatschte die Hände auf den Tisch, und die Schwingung breitete sich lautlos aus. Der Lordälteste Magier zielte mit einem Finger auf Metsas und deutete auf die beiden noch unentschlossenen Magier. Der Kollegrichter zuckte zusammen und zog den Kopf ein, doch sein Gesichtsausdruck veränderte sich nicht. Heryst stellte ihm noch eine Frage. Metsas schüttelte
den Kopf, Simmac rührte sich nicht, und die anderen beiden nickten.
    »Die Entscheidung wird durch die Mehrheit getroffen.« Herysts Stimme war unnatürlich laut, nachdem der Schallschild aufgehoben worden war.
    Wenn überhaupt möglich, dann richtete Darrick sich noch eine Spur weiter auf. Die Hände hielt er jetzt still.
    »Das Urteil des lysternischen Gerichts nach der Verhandlung gegen den ehemaligen General Darrick wegen Fahnenflucht und Feigheit vor dem Feind lautet wie folgt.«
    Heryst bemühte sich, sich nichts anmerken zu lassen, als er das Urteil verkündete, doch seine Augen verrieten sein Unbehagen. Hirad packte unwillkürlich die Stuhllehnen fester. Auf einmal war ihm sehr heiß, und er wünschte sich, er könnte ähnlich gefasst reagieren wie Darrick.
    »Der Vorwurf der Feigheit vor dem Feind wird verworfen. Der Vorwurf, dass Ihr desertiert seid und die Euch unterstellten Männer zurückgelassen habt, als sie einem Feind von unbekannter Stärke gegenüberstanden, und dass Ihr das Schlachtfeld verlassen habt, um die Waffen gegen einen Verbündeten zu erheben, wird aufrechterhalten.
    Die Strafe für Fahnenflucht ist gewöhnlich der Tod ohne Möglichkeit der Berufung. Doch wir befinden uns in einer außergewöhnlichen Situation, und an Euren Fähigkeiten als Schwertkämpfer, Reiter und Anführer der Truppen besteht kein Zweifel.«
    Lord Metsas räusperte sich, doch ein scharfer Blick von Heryst brachte ihn zum Schweigen.
    »Deshalb hat dieses Gericht entschieden, dass Ihr, Ry Darrick, erneut in die lysternische Kavallerie einberufen werdet. Ihr sollt unter Kommandant Izack im Krieg gegen Xetesk dienen. Ihr werdet zum Kavalleristen zweiter Klasse degradiert, doch ihr wisst, dass in den lysternischen
Streitkräften herausragende Leistungen stets mit rascher Beförderung, oft direkt auf dem Schlachtfeld, belohnt werden.
    Ihr werdet morgen in der Dämmerung zur Front am Osttor aufbrechen. Habt Ihr sonst noch etwas zu sagen, ehe das Urteil rechtskräftig wird?«
    Hirad schwirrte der Kopf. Einerseits war er froh, dass Darrick nicht hingerichtet wurde, andererseits sollte der ehemalige General vom Raben getrennt werden. Nach den letzten Verlusten mochte Hirad sich nicht damit abfinden, dass der Rabe unter einer solchen Strafe leiden sollte.
    Einige Augenblicke lang schwieg Darrick, während die Anwesenden auf seine Reaktion warteten. Sie fiel nicht so aus wie erwartet.
    »Ich akzeptiere die Entscheidung, aber nicht die Strafe«, sagte er.
    Lord Metsas schnaubte. »Ihr redet, als hättet Ihr eine Wahl.«
    »Die habe ich«, sagte Darrick. »Ich kann mich entscheiden, Euer Urteil anzunehmen oder meinen Überzeugungen treu zu bleiben.«
    Hirad war sicher, dass in der darauf einsetzenden Stille alle anderen hören konnten, wie ihm das Herz bis zum Halse schlug. Heryst war völlig verwirrt, er schien entsetzt und den Tränen nahe. Erienne schüttelte den Kopf, während Thraun und der Unbekannte nickten. Hirad schloss sich ihnen an.
    »Und wie sehen Eure Überzeugungen nun aus?«, erkundigte sich Lord Metsas.
    »Ich bin davon überzeugt, dass ich Balaia zusammen mit dem Raben besser dienen kann als am Osttor von Xetesk. Ich bin überzeugt, dass wir das Gleichgewicht wiederherstellen
können, wenn wir frei handeln können, während die Verbündeten Xetesk in Schach halten. Ich bin überzeugt, dass meine Abordnung zur lysternischen Kavallerie eine billige Retourkutsche ist. Meine Herren, Ihr müsst mich verstehen. Ich bin ein Rabenkrieger. Und das ist alles, was ich sein will, von heute an bis zum Tag meines Todes.«
    Metsas und Simmac entspannten sich sichtlich. Heryst dagegen schloss einen Moment die Augen und beugte sich vor. Er massierte mit den Fingern seine Stirn.
    »Dann bleibt mir nichts anderes übrig«, sagte ich. »Ich habe für Euch

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