Die Legenden des Raben 03 - Schattenherz
lösten sich Protektoren, die jedoch zu spät kommen würden. Hinter Izack wartete eine hundert Mann starke Reserve aus Kavalleristen, lysternischen Schwertkämpfern und Al-Arynaar. Die
Abteilung war stark genug, um eine weite Bresche in die feindlichen Reihen zu schlagen und einen Angriff auf die xeteskianischen Magier einzuleiten. Dilas einzige Sorge war jetzt das Zentrum ihrer eigenen Reihen. Dort mussten sie unbedingt die Stellung halten.
Da sie sicher war, dass sich das Schlachtenglück nun wenden würde, drehte sie sich um und wollte alle waffenfähigen Männer zum Kampf rufen.
Im ersten Moment glaubte sie, die Benommenheit und Übelkeit, die sie überkam, sei nur darauf zurückzuführen, dass sie sich zu schnell gedreht hatte. Doch dann sah sie den Gesichtsausdruck der in Julatsa ausgebildeten Al-Arynaar-Magier, die sie umringten, und erkannte, dass es etwas viel Schlimmeres war.
»Oh, nein.«
Die Kette der Elfenmagier, die harte Schilde und Spruchschilde aufgebaut hatten, zerbrach. Es war eine abrupte, heftige Erschütterung im Mana-Strom, als hätten alle aktiven Magier im gleichen Augenblick die Fähigkeit verloren, die einfache Mana-Gestalt zu halten. Es war kein Irrtum möglich, auch Dila’heth hatte es gespürt. Alle Magier, die an der gemeinsamen julatsanischen Struktur beteiligt gewesen waren, standen hilflos da, während sich die Kraft des Spruchs zerstreute und auflöste.
Dila fuhr zusammen, als die Energie von drei Dutzend versagenden Sprüchen auf sie einstürmte. Auch draußen auf dem Schlachtfeld wurden einzelne Magier von den Ausläufern des Mana-Ausbruchs getroffen, pressten sich die Hände an die Köpfe und stürzten kreischend zu Boden oder fielen lautlos und starr vor Schock einfach um. Zweihundert Schwertträger und ebenso viele Kämpfer der Reserve waren schutzlos allem ausgeliefert, was Xetesk ihnen entgegenschleudern mochte. Es waren bei weitem nicht genügend
lysternische Magier im Einsatz, um alle Kämpfer zu decken.
Aus heiterem Himmel hatte es die julatsanischen Magier getroffen. Die Frage, was dieser kurze Ausbruch zu bedeuten hatte, musste warten. Jetzt war nur wichtig, dass hunderte von Elfen und menschlichen Kämpfern völlig ungeschützt waren. Dila’heth rannte den Hang zum Schlachtfeld hinunter und rief die Magier zu sich, die noch einsatzfähig waren.
»Schilde! Wir brauchen Schilde!«
Doch vor ihr fiel der Angriff bereits in sich zusammen. Nervosität griff unter den Kämpfern um sich wie Risse in dünnem Eis. Links war Izack nicht schnell genug durchgebrochen. Er stellte keine Gefahr für die feindlichen Magier dar, und die Xeteskianer hatten bereits Wind von dem Schlag bekommen, der ihre Gegner getroffen hatte. Ihre Krieger griffen mit erneuerter Kampfeswut an, die Pfeile wurden in schnellerem Takt abgeschossen, und die Magier … bei Tuals Zähnen, ihre Magier wirkten alle Sprüche, die sie nur zur Verfügung hatten.
Dila’heth formte im Rennen hektisch einen Spruchschild, doch die Mana-Gestalt entglitt ihr wieder. Das Mana wollte sich einfach nicht verdichten, der Spruch wollte seine Form nicht finden, blieb immer knapp außerhalb ihrer Reichweite wie ein Schmetterling im Wind. Stärker beunruhigt, als sie es sich selbst eingestehen mochte, bremste sie ab, blieb stehen und zog sich wieder zurück. Auch Izack brach den Angriff ab, als die ersten xeteskianischen Sprüche über sie hereinbrachen.
»Räumt das Feld, räumt das Feld!«, rief Dila’heth. Sie hatte sich umgedreht und rannte um ihr Leben.
Einige Magier hatten sich gesammelt und versuchten, Sprüche zu wirken. Andere halfen den verwirrten und bewusstlosen
Opfern. Wieder andere schienen so ängstlich wie sie selbst und wussten nicht, was sie nun tun sollten. Die ersten Einschläge der xeteskianischen Sprüche nahmen ihnen die Entscheidung ab.
Mehr Feuerkugeln, als Dila zählen konnte, gingen hinter den Reihen der Verbündeten nieder, explodierten im Schlamm und verspritzten magisches Feuer über wehrlose Menschen und Elfen. Wo die Glut einen xeteskianischen Spruchschild traf, löste sie sich unter kobaltblauem Flackern wirkungslos auf. So konnten die Feinde hinter ihrer Verteidigung sicher abwarten.
Eine Feuerwand baute sich vor der Front auf, und die verbündeten Truppen gerieten in Panik. Brennend, eingekesselt und verschreckt verließen sie die Schlachtreihen und brachten sich in Sicherheit – dorthin, wo die Flammen nicht mehr ganz so heftig loderten. Hier und dort boten einzelne
Weitere Kostenlose Bücher