Die Legenden des Raben 03 - Schattenherz
lysternische Schilde noch einigen Kämpfern Schutz, die das Glück gehabt hatten, sie früh genug zu erreichen, doch da sich die Angreifer vor allem auf die Konstruktion der julatsanischen Elfen verlassen hatten, fanden viel zu viele Kämpfer keine Zuflucht mehr.
Wohin sie auch schaute, überall sah Dila’heth brennende Schwertkämpfer, die davonliefen, um das Lager und die Hilfe zu erreichen, die für viele dennoch zu spät kommen würde. Verschmorte Leichen lagen auf dem Schlachtfeld, und die Luft war erfüllt von den Schreien der Sterbenden, die um Beistand und Erlösung von ihren Leiden flehten. Hier und dort riefen die Unteroffiziere ihre Männer und Elfen herbei und versuchten, die Ordnung wiederherzustellen. Dila schüttelte sich.
»Kommt, wir müssen ihnen helfen!« Sie brüllte, um das Tosen der Flammen und die Schmerzensschreie zu übertönen. Dann rannte sie zum nächsten Opfer und versuchte,
den einfachsten Heilungsspruch vorzubereiten, der ihr einfallen wollte. Irgendetwas, mit dem das magische Feuer erstickt werden konnte, das seine Kleider und die nackten Arme verbrannte und das Fleisch zerfraß.
Die Mana-Gestalt formte sich quälend langsam, doch endlich gelang es ihr. Gleichzeitig aber ließen die Feinde das Höllenfeuer los. Säulen von überhitzter blauer Energie rasten aus dem mit Rauch erfüllten Himmel herab. Nur wenige Schritte entfernt wurde ein Mann im Mittelpunkt einer Gruppe von Magiern getroffen. Die Energie verzehrte auf der Stelle seinen Körper, das Feuer griff auf die anderen fünf über und erfasste auch sie. Die Detonation warf Dila von den Beinen.
Das bisschen Ordnung, das unter den Fliehenden entstanden war, löste sich sofort wieder auf. Unablässig schlugen Feuerkugeln ein. Heißer Regen fiel in faustgroßen Tropfen. Die Angreifer konnten nur noch Hals über Kopf fliehen.
Aus einer Schnittwunde auf der Stirn blutend, blieb Dila’heth dort liegen, wo sie gefallen war. Der Schwertkämpfer neben ihr war gestorben, seine Schreie waren rasch verklungen. Sie hob den Kopf und sah Todeshagel über das Schlachtfeld fegen. Es wäre ein Wunder, wenn jemand lebend entkam.
Nur Izack verlor nicht die Fassung. Er führte seine Kavallerie quer vor der xeteskianischen Front entlang und erstickte jeden Vorstoß im Keim. Die Schilde, die seine Männer schützten, flackerten dunkelgrün, während immer wieder Sprüche auf sie niedergingen. Doch die Feinde machten überhaupt keine Anstalten, einen Vorstoß zu wagen. Möge Shorth sie alle holen, es war auch nicht nötig. Sie hatten den Kampf bereits gewonnen, und vielleicht die ganze Schlacht.
Dila ließ den Kopf sinken und weinte mit brennenden Augen bittere, frustrierte Tränen. Rauchwolken wallten über dem Schlachtfeld und dämpften die Geräusche der Niederlage und des Triumphs. Irgendwie mussten sie sich neu formieren, aber zuerst mussten sie herausfinden, warum ihre Magie auf so katastrophale Weise versagt hatte.
Erschöpft und unter Schmerzen, blutend und niedergeschlagen stemmte Dila sich auf die Knie hoch und entfernte sich kriechend vom Schlachtfeld. Sie wartete darauf, dass der Todeshagel etwas nachließ, damit sie sich rennend in Sicherheit bringen konnte. Vor ihr lagen wahre Berge von Gefallenen auf dem Boden. Einige bewegten sich noch, die meisten nicht. Links von ihr kam eine weitere Kavallerieabteilung im Galopp herbei, um Izack zu unterstützen. Auf der Anhöhe vor dem Lager sah sie Männer und Elfen in einer Reihe stehen und ungläubig auf die Katastrophe starren, die über sie hereingebrochen war.
Jetzt konnte sich das Blatt nur noch wenden, wenn Yniss sehr freundlich auf sie herablächelte.
Im großen Saal, ganz oben im gedrungenen, breiten Turm des Kollegs von Lystern, war es auch an diesem warmen Tag trotz des Sonnenlichts, das durch die wundervollen Blutglasfenster auf den riesigen runden Tisch fiel, empfindlich kühl.
Heryst, der Lordälteste Magier, saß mit vier anderen Magiern zu Gericht. Sie alle waren alte Männer und bewährte Ratgeber des relativ jungen Herrschers von Kolleg und Stadt. Ihrem Halbkreis gegenüber hatte der Rabe Darrick in die Mitte genommen, der als Einziger stand, während seine Freunde saßen, um anzuhören, welche Anklagen gegen ihn vorgebracht wurden. Ansonsten war der große Saal fast leer, abgesehen von fünfzehn Wächtern des Kollegs
und einer Schar von Schreibern und Protokollmagiern. Die Stimmen klangen hohl in dem riesigen Raum mit dem Kuppeldach.
Hirad Coldheart hielt die
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