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Die Legenden des Raben 03 - Schattenherz

Die Legenden des Raben 03 - Schattenherz

Titel: Die Legenden des Raben 03 - Schattenherz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Barclay
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mich zu den Vorwürfen zu äußern. Da an unseren Grenzen Krieg herrscht, hätte wenig Aussicht bestanden, mich festzunehmen. Ich will jedoch meinen guten Ruf wiederherstellen, damit ich meinen Teil beitragen kann, ohne mich ständig über die Schulter nach Kollegwachen umsehen zu müssen, die mit Haftbefehlen ausgerüstet sind.«
    »Seid unseres Dankes gewiss, dass Ihr Euch selbst gestellt habt und uns die Notwendigkeit erspart, zusätzliche
Kräfte für Euch einzusetzen«, sagte der Magier mit der großen Nase trocken.
    Hirad starrte ihn finster an und spannte unwillkürlich alle Muskeln. Die Atmosphäre gefiel ihm nicht. Die vier alten Männer waren offenbar von der Schuld des Angeklagten bereits überzeugt. Nur Heryst schien ehrlich an Argumenten dafür interessiert, dass Darrick die einzige Entscheidung getroffen hatte, die unter den damaligen Bedingungen überhaupt möglich gewesen war. Fraglich war nur, ob die anderen Richter ihm folgen würden.
    »Vor drei Jahren ereignete sich im Hafen von Arlen ein Verrat, der nicht nur mich, sondern jeden Lysternier betraf. Dort warfen einige, die ermächtigt waren, die Kontrolle über das Nachtkind zu übernehmen, jegliche Moral über Bord und belegten das Kind mit der Todesstrafe – und nicht nur das Mädchen, sondern auch dessen Mutter Erienne, die links neben mir sitzt.«
    »Wir sind uns durchaus …«
    »Ihr werdet mich ohne Unterbrechung sprechen lassen, Lord Metsas«, sagte Darrick. Seine Stimme klang nicht einmal verärgert.
    Metsas’ errötete, sagte aber nichts weiter.
    »Wie bereits bekannt ist, befehligte ich dort eine Kavallerieabteilung, die im Auftrag der verbündeten Kollegien Lystern und Dordover ein Schiff am Auslaufen hindern sollte. Wir mussten es gegen einen Angriff von Xetesk verteidigen, und an Bord des Schiffs befanden sich dordovanische Magier, die mit den Schwarzen Schwingen unter einer Decke steckten. Mit den Schwarzen Schwingen, meine Herren. Außerdem befand sich eine Geisel an Bord: Erienne.«
    Darrick deutete auf sie, und Hirad entging nicht ihr schmerzlicher Gesichtsausdruck. Sie lehnte einen Moment den Kopf an Densers Schulter.

    »Dordover hat sie benutzt, um ihre Tochter Lyanna in die Hände zu bekommen. Dann wollten die Magier sie den Schwarzen Schwingen ausliefern, die sie getötet hätten, und sie selbst hätten dem Nachtkind das Gleiche angetan. Es war ein unmenschlicher Plan, für den Dordover nichts als ewige Verachtung verdient. Und falls einer von Euch insgeheim Dordovers Pläne billigt, dann verdient er die gleiche Verachtung. Seid versichert, dass ich meine Stadt und mein Kolleg liebe. Ich liebe seine Prinzipien, seine Moral und seine Ethik. Ich konnte keine Streitmacht anführen, die dazu beitragen sollte, dass diese Werte verraten würden. Die Entscheidung brach mir das Herz, aber ich hatte keine andere Möglichkeit. Dies könnt Ihr sicherlich verstehen, da auch Ihr dafür verantwortlich seid, die Ethik und die Prinzipien unserer Stadt zu hüten.
    Doch Ihr sollt auch wissen, dass ich meinen Rücktritt ordentlich vollzogen habe. Ich übergab das Kommando an Izack im Wissen, dass er fähig war, seine Pflicht genauso sorgfältig zu erfüllen wie ich. Selbstverständlich hat er meine Erwartungen nicht enttäuscht. Meine Männer wurden keinen unnötigen Gefahren ausgesetzt, und die Bürde von Lysterns Entscheidungen wurde von ihnen genommen. Ich war derjenige, der die Befehle empfangen hatte; Izack und seine Männer waren lediglich verpflichtet, die Befehle auszuführen.
    Zugleich ließ ich ihnen jedoch die Wahl. Ich habe keine Massendesertion angestiftet, und wie belegt ist, kam es auch nicht dazu. Die Entscheidung blieb jedem Einzelnen und seinem Gewissen überlassen, doch was konnten die meisten dieser Männer schon tun? Sie hatten Angehörige, die von ihnen abhängig waren. Sie hatten ihr Leben noch vor sich. Und sie hatten niemanden, zu dem sie gehen konnten. Das war bei mir anders, denn ich hatte den Raben.«

    Heryst rutschte auf seinem Stuhl hin und her und wich Darricks festem Blick aus. Auch Hirad beobachtete die Magier im Richteramt. Sie zeigten keinerlei Mitgefühl und Verständnis für Darricks Konflikt. Die Worte, die gesprochen wurden, bestätigten nur ihre einfältigen Vorurteile.
    »In der Tat, Ihr hattet den Raben«, sagte der Magier mit der großen Nase. »Und Ihr habt auf einer Seite des Hafens gemeinsam mit Xetesk gekämpft, während auf der anderen Seite Eure Männer von Xetesk getötet wurden. Wie bringt

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