Die Legenden des Raben 04 - Zauberkrieg
andere Ziele im Kolleg«, beeilte Dila sich zu sagen. »Ich habe nicht alle Gespräche der TaiGethen mit ihren Ratgebern verfolgt.«
»Bei diesen Ratgebern handelt es sich offenbar um die Rabenkrieger«, erwiderte Vuldaroq beiläufig.
»Das habe ich nicht gesagt«, gab Dila’heth kühl zurück. »Wenn es weiter nichts zu besprechen gibt – ich muss morgen wieder einen Krieg führen.«
»Euch ist sicher bekannt, dass die Verbündeten den Raben suchen«, sagte Heryst. »Sie sind Kriminelle, die festgesetzt werden müssen.«
»Sie sind die Freunde der Elfen«, erwiderte Dila vorsichtig.
»Und was soll das heißen?«, fragte Vuldaroq.
»Das heißt, dass ich sie nicht denen ausliefern würde, die
ihnen etwas antun wollen, selbst wenn ich wüsste, wo sie sind.«
»Sie sind Geächtete«, sagte Vuldaroq.
»Sie haben fast im Alleingang das Volk der Elfen gerettet. Ihr Opfer spricht sie in den Augen der Elfen von jedem Verbrechen frei.«
»Sagt mir«, bohrte Vuldaroq, »sind sie nun in Xetesk oder nicht?«
»Ihr habt gehört, was ich zu sagen hatte«, erwiderte Dila. »Soll ich es wiederholen?«
»Wir werden uns wieder sprechen, wenn Ihr nicht mehr ganz so müde seid«, sagte Vuldaroq.
»Ich glaube nicht.«
Die Verbindung brach ab, und Vuldaroq war mit Heryst allein.
»Ich denke, damit hat Eure Demütigung einen krönenden Abschluss gefunden, Lord Heryst.«
»Spart Euch die ermüdenden Sticheleien, Vuldaroq. Wir haben wichtige Dinge zu besprechen.«
»Ach, wirklich?« Vuldaroq lächelte vor sich hin, doch das Lachen sollte ihm rasch vergehen.
»Die Rabenkrieger sind mehr als ein bloßes Ärgernis und eine Bande von Flüchtlingen«, fuhr Heryst fort. »Fahrt nicht gleich aus der Haut und vergesst zunächst einmal, was passieren mag, wenn sie aus Xetesk fliehen können. Überlegt Euch vielmehr, was geschehen wird, wenn ihnen die Flucht nicht gelingt. Ich will Euch nicht wie einen Narren behandeln. Ihr habt, genau wie ich, die Gerüchte vernommen, die sich um Erienne ranken. Es scheint so, als säße sie im Dunklen Kolleg fest. Dystran weiß, was wir beabsichtigen. Was, wenn sie nun gefangen wird?«
Vuldaroq überlegte. »Wir müssen sie retten. Zum Wohle von ganz Balaia.«
»In der Tat«, stimmte Heryst zu. »Es geht um mehr als um Euren oder meinen Vorteil. Wenn sie das ist, was wir glauben, dann wird sie sich nicht so leicht ausschalten lassen wie ihre Tochter.«
»Doch in wessen Hände wird sie fallen?«
Heryst seufzte. »Das dürfte kaum das Problem sein, solange es nicht Xetesk ist. Bitte, Vuldaroq, lasst uns nicht darüber streiten. Es ist für uns beide zu wichtig.«
»Sie ist eine Dordovanerin«, sagte Vuldaroq. »Sie gehört mir.«
»Wenn sie eine Magierin des Einen ist, dann gehört sie niemandem. Genau das ist das Problem.«
»Wenn Ihr sie fangt, dann werdet Ihr sie mir ausliefern«, verlangte Vuldaroq.
»Macht Euch nicht lächerlich. Jeder Versuch, sie zu fangen, muss ein gemeinsamer Versuch sein. Und die Belohnung muss geteilt werden«, erwiderte Heryst.
»Aber wenn sie nun flieht und Euch in die Hände fällt?«
»Oder Euch?«
»Vielleicht müssen wir uns darauf einigen, dass wir in diesem Punkt uneins sind«, sagte Vuldaroq.
»Vuldaroq!« Herysts Stimme hallte schmerzhaft laut im Schädel des dordovanischen Erzmagiers. »Dies ist kein Streit über Nachschubwege oder die Kommunikation auf dem Schlachtfeld. Dies betrifft die Zukunft von ganz Balaia. Es geht um ein Balaia, in dem wir beide das Gleichgewicht wiederherstellen wollen. Oder irre ich mich etwa?«
Vuldaroq schwieg
Drittes Kapitel
Was als verzweifelter Ausbruchsversuch begonnen hatte, endete in einem Gemetzel. Von den TaiGethen hinter ihnen in Panik versetzt, hatten die xeteskianischen Wächter die Flucht nach vorn angetreten und sich dem Raben genähert. Im hin und her wogenden Gedränge konnten sie jedoch ihre Armbrüste nicht mehr anlegen, was Thraun und dann auch Hirad die Möglichkeit gab, bis zu den wehrlosen Magiern vorzustoßen.
Der Barbar zog die Dolchklinge aus der Brust des letzten noch stehenden Mannes und ließ den Sterbenden fallen. Die anschließend einsetzende Stille war beinahe körperlich spürbar, außer schwerem Atmen war jetzt nichts mehr zu hören. Hirads ganzer Körper tat weh, Blut rann aus sechs verschiedenen Schnittwunden, und die schlimmste, die auf der Brust, brannte vom Schweiß, der hineingelaufen war.
»Wir sollten uns in Bewegung setzen«, sagte der Unbekannte, obwohl seine Körperhaltung
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