Die Legenden des Raben 04 - Zauberkrieg
verriet, wie erschöpft er war.
Sein Körper und sein Gesicht waren mit Blut verschmiert,
das größtenteils nicht sein eigenes war. Unter einem Ohr hatte er eine klaffende Wunde, seine Arme waren glitschig vor Blut und mit Kratzern übersät. Darrick, der neben ihm stand, war aschfahl unter dem roten Blutspritzern und presste eine Hand auf die Hüfte. Rebraal starrte wie unter Schock ins Leere, vielleicht staunte er auch nur, dass sie überlebt hatten.
Auum drängte sich durch die Leichen und die tödlich Verwundeten.
»Denser?«
Hirad deutete zum Forschungsraum und folgte dem TaiGethen mit seinem Blick. Der Elf wandte sich an Denser, packte ihn am Arm und deutete zur Treppe.
»Evunn«, sagte er, als reichte dies als Erklärung aus.
»Was?« Denser, der Eriennes Haare gestreichelt hatte, fuhr gereizt auf.
»Bitte!« Auum runzelte die Stirn und seufzte. Er rief Rebraal zu sich und stieß einen Wortschwall in der Elfensprache aus. Irgendetwas in seiner Stimme ließ Hirad aufmerken. Rebraal war bereits zur Treppe unterwegs.
»Evunn«, erklärte Rebraal im Gehen. »Er wurde von einem Spruch getroffen.«
»Da ist er nicht der Einzige«, erwiderte Hirad grimmig.
»Nein, aber er lebt noch. Auum sagt, sein Geist sei nicht mehr anwesend.«
»Oh, nein«, murmelte Denser. Er eilte aus dem Forschungsraum. »Diese Bastarde, das ist grausam.«
»Was ist es?«, fragte Hirad verwirrt. Er konnte sich kaum noch auf den zitternden Beinen halten und lehnte sich an die Wand.
»Geistschmelze«, sagte Denser. »Das muss es gewesen sein.«
Auum folgte ihm hinaus. Hirad fasste seinen Arm und
deutete auf die verkohlten Leichen der Elfen an der Tür. »Es tut mir leid«, sagte er.
Auums Augen flackerten leicht, und unter der verschmierten Farbe spielten seine Gesichtsmuskeln. Dann blickte er zur Treppe, wo Duele und Rebraal mit Denser warteten. Er ging langsam zu den Toten, und Hirad bedeutete Darrick, ihm Platz zu machen. Einige Augenblicke schaute er auf sie hinunter. Sie hatten sich im Tod zusammengekrümmt, als die Feuerkugeln sie erfasst hatten. Sechs TaiGethen und zwei Al-Arynaar-Magier. Sie waren bis zur Unkenntlichkeit verkohlt. Kleidung und Haut waren verbrannt, Knochen und Sehnen lagen blank.
Ehrfürchtig kniete Auum vor jedem nieder, legte ihm eine Hand auf den Kopf, sprach ein paar Worte und küsste den lippenlosen Mund. Als er sich umdrehte und aufstand, sah Hirad den Kummer und Zorn in seinen Augen.
»Wir sind hier nicht sicher«, warnte Myx. Schwer auf Sian’erei gestützt, kam er aus dem Salon herüber.
Hirad blieb seine sarkastische Bemerkung im Hals stecken. Eine Hälfte von Myx’ Gesicht war verbrannt und voller Blasen, ein Auge angeschwollen und geschlossen. Auf der gleichen Seite war auch seine Rüstung zerfetzt, Blut quoll aus den offenen Stellen. Er zuckte bei jedem Atemzug zusammen, wenn die Luft in seine versengten Lungen eindrang. Der Barbar nickte und bot sich an, ihn zu stützen, damit Sian entlastet wurde.
»Thraun, kannst du Erienne tragen?«, fragte er.
Thraun nickte und humpelte mit der blutenden Nase in den Forschungsraum zurück. Auf seiner Hose unterhalb des rechten Knies hatte sich ein dunkler Fleck gebildet. Hirad sah einen Moment zu, wie der Gestaltwandler Erienne aufhob, bevor er sich umdrehte und die Treppe hochstieg.
»Sage mir bitte, dass wir dem Ausgang nahe sind«, flehte er.
»Nein«, antwortete Myx. »Sie wussten, dass wir hier entlangkommen würden, weil ich bei euch war, und sie werden erkennen, in welche Richtung ich mich bewege. Wenn wir uns beeilen, sind wir aber vielleicht schon am Ausgang, ehe sie uns wieder einholen.«
Hirad zog die Augenbrauen hoch. »Wir sind nicht in der richtigen Verfassung für einen langen Marsch.«
»Es gibt keinen anderen Weg«, entgegnete Myx. »Dies ist unsere einzige Chance.« Er hustete und verzog das Gesicht. Vor seinem Mund entstand ein feiner roter Nebel.
»Immer mit der Ruhe, Myx.«
Vom Treppenabsatz her waren laute Stimmen zu hören. Auum machte Denser offenbar Vorwürfe, und Rebraal versuchte, so gut wie möglich zu übersetzen.
»Sage ihm, dass ich ihn nicht heilen kann. Das ist nicht so einfach«, sagte Denser.
»Er sagt, deine Magier haben ihm das angetan, und du kannst es wieder in Ordnung bringen.«
»Vielleicht. Aber nicht hier und jetzt.« Densers Gesicht lief rot an, er stand kurz vor der Explosion.
Auf diese Erklärung reagierte Auum äußerst erbost und zielte mit dem Finger irgendwo in den Flur. Der Unbekannte
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