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Die Legenden von Attolia 4: Die Verschwörer (German Edition)

Die Legenden von Attolia 4: Die Verschwörer (German Edition)

Titel: Die Legenden von Attolia 4: Die Verschwörer (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Megan Whalen Turner
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»dass sich hier alles gut entwickelt.« An mich gewandt fügte er hinzu: »Du musst dir keine Sorgen machen. Du wirst so oder so König.« Dann tätschelte er mir das Knie und stand auf; er sagte, er müsse nach seinen Männern sehen.
    An jenem Abend stand ich am Fenster und blickte im Mondschein auf das Amphitheater hinaus. Nomenus räumte hinter mir im Zimmer auf und legte meine Nachtgewänder bereit. Die Nacht war kühl. Die Armeen, die auf der dem Land zugewandten Seite der Hügel auf die Rückkehr ihrer Barone warteten, mussten in der Hitze braten, aber Elisa, hoch oben in den Hügeln, lag im Einflussbereich der Meeresbrise. Ich lauschte dem Schwirren der Nachtinsekten, sah, wie sich das Laub vor dem Hintergrund des weißen Marmors des Amphitheaters bewegte, der im Widerschein des Lichts zu funkeln schien, und fragte mich, was mein Vater von mir hielt.
    Ich hatte keine Gelegenheit, noch einmal mit ihm zu sprechen, sieht man von einer unpersönlichen Unterhaltung beim Abendessen ab. Ich hatte außerhalb meiner Gemächer keine Privatsphäre. Akretenesh begleitete mich überallhin oder reichte mich an Brimedius oder irgendeinen anderen kriecherischen Rebellenbaron weiter. Es war Akretenesh, der bei mir war, als ich eine vertraute Gestalt vor mir in einem Gang erspähte, eine Gestalt, die sich gerade eine Treppenflucht hinunterschleichen wollte.
    »Basrus!«, rief ich aus voller Kehle, und zu meinem unendlichen Erstaunen blieb Hanaktos’ Sklavenhändler wie vom Donner gerührt stehen.
    Ganz anders Akretenesh, der sich eilig zwischen uns beide schob und mit einer Hand beinahe meine Brust berührte, als wolle er mich von einem tätlichen Angriff abhalten. Das war unnötig. Ich war unerwartet erfreut, das vertraute, hässliche Gesicht zu sehen.
    »Euer Majestät, Ihr irrt Euch«, sagte Akretenesh warnend. »Das hier ist, äh …« Er hielt inne; offenbar war er um eine gute Lüge verlegen. »Das ist der Rattenfänger«, sagte er schließlich mit Nachdruck. Zu meinem Entzücken fiel ihm immer noch kein Name ein.
    »Bruto«, sagte Basrus mit ungerührter Miene.
    »Ja, genau! Euer Majestät, Bruto.« Akretenesh, der ja Meder war, erkannte den Namen aus dem Kinderreim von Bruto und den Ratten nicht wieder. Es half auch nicht, dass Basrus mir über seine Schulter hinweg zuzwinkerte.
    »Wir leiden unter einer Schädlingsplage, und Bruto ist dabei, das Anwesen zu säubern«, sagte Akretenesh und enthüllte damit vielleicht mehr, als er wollte. Ich fragte mich, ob die Ratten menschlich waren und ob die Zielpersonen sich tatsächlich auf dem Anwesen oder weiter entfernt aufhielten.
    »Ich wünsche dir Erfolg bei allem, was du um meinetwillen unternimmst, Ba… Bruto«, sagte ich. Es hatte kaum einen Zweck, die Geschichte des Meders in Zweifel zu ziehen. Wenn irgendjemand, der sich außer mir noch im Gang befand, wusste, wer Basrus war, wusste er auch, dass ich es ebenfalls wusste, und würde die Ironie darin erkennen, dass ich das »um meinetwillen« so betonte.
    »Es ist mir eine Ehre, für Eure Majestät zu arbeiten.« Basrus verneigte sich. Er richtete sich wieder auf und sah mir in die Augen. »Wenn es mir zu sagen erlaubt ist: Ich war entzückt, von der unbeschadeten Ankunft Eurer Mutter und Eurer Schwestern in Brimedius zu hören.« Er verbeugte sich erneut.
    »Danke, Basrus«, sagte ich.
    »Bruto«, sagte er.
    »Ja, natürlich.«
    Akretenesh begann uns beiden finstere Blicke zuzuwerfen. Er schickte Basrus herrisch fort, und der Sklavenhändler wandte sich wieder der Treppe zu. Ich kehrte in meine Gemächer zurück.
    Es gab weitere Treffen. Jeden Tag dachte ich neidvoll an Polystrictes. Ich hätte seine Ziegen meinen Baronen vorgezogen. Jeder einzelne schien Fragen an mich zu haben, und ich musste jegliche Besorgnis zerstreuen, bevor ich auch nur hoffen konnte, dass sie sich anhören würden, was ich zu sagen hatte. Ich wollte mir den Kopf halten und schreien.
    Stattdessen erklärte ich wieder und wieder, dass wir, nein, unsere Oligarchie nicht abschaffen würden: Bei uns hatten die Barone immer über den Patronoi und die Patronoi über den Okloi gestanden. Mein Vater war selbst einer der vier Herzöge, die mein Großvater in Nachahmung der Höfe des Kontinents ernannt hatte. Ich würde ihn wohl kaum entmachten. Ich meinte doch nur, dass das Gesetz für alle gelten würde: König, Barone, Patronoi und Okloi. Dass ich die Barone nicht ständig gegeneinander aufstacheln würde, wie mein Onkel es getan hatte, und dass

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