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Die Legenden von Attolia 4: Die Verschwörer (German Edition)

Die Legenden von Attolia 4: Die Verschwörer (German Edition)

Titel: Die Legenden von Attolia 4: Die Verschwörer (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Megan Whalen Turner
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mochte, eine Armee dort entlangzuführen.
    Es gab also nur noch eine weitere Straße, die breit genug war, um eine Armee schnell nach Elisa vorrücken zu lassen.
    »Was ist mit der Königsstraße?«, fragte ich.
    »Baron Hanaktos wird seine Männer dort lagern lassen«, sagte Akretenesh.
    Wir erreichten Elisa bei Sonnenuntergang. Das große Theater liegt in einer natürlichen Ausbuchtung der Hügel, und man hat aus einer gewissen Entfernung von der Küstenstraße aus den besten Blick darauf. Niemand weiß, wann die Hänge von Elisa terrassiert und mit Marmorsitzen versehen wurden, aber der Tempel bewahrt Listen der Stücke auf, die hier während der Frühlings- und Herbstfeste aufgeführt worden sind, und sie reichen Jahrhunderte zurück bis in die Zeit, in der die Stücke noch auf Archaisch in der offenen Orchestra vor den Sitzen aufgeführt wurden.
    Heute gibt es eine Bühne, unter der Lagerräume und Garderoben für den Kostümwechsel liegen, aber die Schauspieler kommen immer noch auf die offene Fläche vor den Sitzreihen herab. Jedes Stück enthält eine besondere Rede, die dort gehalten wird, um das Wunder der Bauweise von Elisa auszunutzen. Wenn ein Schauspieler an der richtigen Stelle steht, kann er seinen Text flüstern und ist doch bis in die letzte Reihe zu hören.
    Wenn es nach mir ginge, würden alle Stücke auf die alte Art und Weise aufgeführt, und es gäbe keine Bühne. Das Gebäude an der offenen Seite des Amphitheaters verstellt die Sicht über das Tal und die niedrigeren Hügel zwischen Elisa und dem Meer. Ich gebe aber zu, dass es mich so entzückt wie jeden anderen, wenn ein Schauspieler in der Rolle eines Gottes auf die Bühne herabgelassen wird, und sogar noch mehr, wenn er durch eine Luke verschwindet und dann durch die Tür unten wieder hervorkommt, um seinen Text weiterzusprechen. Solche Effekte kann man nicht einsetzen, wenn man nur auf der freien Fläche spielen kann.
    Unterhalb des Amphitheaters liegen ohne erkennbare Ordnung die übrigen Gebäude verstreut: Schlafsäle, Villen, Tempel und ein Stadion, alle zwischen den Bäumen verborgen. Noch weiter unten liegt die Stadt. Bei Festen lebten die Menschenmassen, die dort keinen Platz fanden, in Zelten, aber zur Versammlung der Barone würden nicht so viele Leute zusammenkommen. Ich war bestimmt nicht auf dem Weg in ein Zelt. Wir ritten direkt zum Anwesen des Königs, wo uns unter Ehrbezeugungen des Verwalters die Diener empfingen, die uns schon erwartet hatten.
    Mir war übel vor Anspannung – dies hier waren nicht die Lakaien von Brimedius, sondern Leute, die mich als den Erben von Sounis kannten. Ich war, solange ich zurückdenken konnte, jedes Jahr hier gewesen, um den Theateraufführungen beizuwohnen. Ich konnte meine Erfolgsaussichten an ihrer Reaktion ablesen, als ich ankam. Als ich vom Pferd stieg, war ich mir nicht sicher, ob meine Knie mich tragen würden. Ich würde mich lieber erneut an Hanaktos’ Pfahl auspeitschen lassen, als diese Begrüßung noch einmal durchmachen zu müssen.
    Der Verwalter war sehr höflich. Er hieß mich in genau den Worten willkommen, die ich ihn auch meinem Onkel gegenüber hatte gebrauchen hören, während ich auf die Verachtung wartete, die ich in seiner Stimme zu hören fürchtete. Als er fertig war, verneigten er und alle Diener sich zugleich. Dann stellte er mir die ranghöchsten Mitglieder der Dienerschaft vor. Ich kannte viele von ihnen, sagte freundliche Dinge und versuchte, mir die Namen zu merken, die ich nicht kannte. Ich suchte nach irgendeinem Anzeichen dafür, dass sie mich verachteten, und redete mir, als ich keines sah, ein, dass ich blind sein musste. Ich war aufrichtig dankbar, als Akretenesh andeutete, dass ich müde sei und vielleicht gern ein Bad nehmen würde, während meine Gemächer bereitgemacht wurden.
    Ich flüchtete in die Bäder, begleitet nur von Nomenus, der aus Brimedius mitgekommen war, um mir aufzuwarten. Ich hatte mich in meinen Zimmern in Brimedius immer nur gewaschen und seit meinem ersten Abend dort nicht mehr richtig gebadet. Ich versteckte mich im Dampfbad, bis mir so schwindelig war, dass es mich nicht mehr kümmerte, was die Elisier von mir halten mochten. Nachdem ich im Tauchbecken gewesen war, erwartete Nomenus mich mit einem Bademantel.
    »Euer Majestät«, sagte er, als er ihn mir umlegte, »ich glaube, Ihr seid hier hochwillkommen.«
    Ich verrenkte mich, um ihm ins Gesicht zu sehen, aber er senkte den Blick.
    »Ich wollte Euch nicht kränken, Euer

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