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Die Legenden von Attolia 4: Die Verschwörer (German Edition)

Die Legenden von Attolia 4: Die Verschwörer (German Edition)

Titel: Die Legenden von Attolia 4: Die Verschwörer (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Megan Whalen Turner
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niemand befürchten musste, nur als Favorit des Königs vor seinen Nachbarn sicher zu sein.
    Aber die Gerüchte waren wie eine Hydra: So oft ich sie niederschlug, wuchsen wieder neue nach. Ich verließ mich dabei auf Nomenus, der mir jeden Morgen das Frühstück brachte und mir dabei von der neuen Ernte an Unwahrheiten berichtete, die über Nacht aufgekeimt war. Er trug Geschichten an mich weiter, die er hörte, weil sie unter den Dienern im Umlauf waren, und ich benutzte diese Informationen, um meine Argumente beim nächsten Baron richtig zu gewichten. Ich war mir sicher, dass Akretenesh die Verwirrung schürte, aber ich konnte nichts dagegen unternehmen, außer zu versuchen, meine Barone zu überzeugen, dass sie an mich glauben konnten. Ich traf mich weiterhin täglich mit so vielen, wie ich nur konnte, obwohl Nomenus mich fragte, ob ich mich nachmittags nicht lieber ausruhen wollte. Nach all den Verhandlungen in Attolia war ich kampferprobt.
    Am Abend, bevor ich mich mit Baron Comeneus treffen sollte, kam Nomenus noch spät mit etwas zu essen in meine Gemächer. Er trug eine Amphore in der Hand und ließ einen Diener ein Tablett mit Brot und Käse auftragen. Gewöhnlich kam er damit ganz gut allein zurecht, und ich musterte den zusätzlichen Mann neugierig. Zögernd stellte Nomenus ihn mir als einen Freund aus Tas-Elisa vor. Er betonte das Wort »Freund« vielsagend. Meine Hoffnungen schwangen sich empor wie Vögel, und so dachte ich erst, der Magus hätte ihn geschickt. Ich fragte ihn, ob er Neuigkeiten hätte, aber er wusste nichts vom Magus oder von den Eddisiern und Attoliern. »Man sagt, dass die Bocksfüße in die Berge zurückgekehrt sind; die Attolier sollen mit ihnen abgezogen sein«, erklärte er.
    Ich seufzte, da ich nicht wusste, ob das gute oder schlechte Nachrichten waren, und obwohl ich begonnen hatte, Nomenus mehr als angebracht zu vertrauen, war ich immer noch zu misstrauisch, um weitere Fragen zu stellen.
    »Was ist mit Comeneus?«, fragte ich. »Führt er die Barone wirklich an?« Ich konnte mir immer noch nicht vorstellen, dass Comeneus Verantwortung für etwas Bedeutenderes als eine Jagdgesellschaft übernehmen konnte.
    »Die anderen Barone beugen sich ihm alle«, sagte Nomenus. »Es heißt, er soll Regent für Euch werden.«
    »Erwähnt irgendjemand Hanaktos? Seine Armee sperrt die Königsstraße. Sagt irgendjemand, welchen Gewinn er aus seiner Beteiligung ziehen wird?«
    Nomenus und der andere Mann schüttelten die Köpfe. »Wir haben nichts über ihn gehört«, sagte der Mann, »aber immer wieder einiges über Comeneus.«
    »Wir werden es Euch berichten, wenn wir mehr herausfinden, mein König«, sagte Nomenus, und ich war gerührt, dass er mich seinen König und nicht bloß »Euer Majestät« nannte.
    Am Morgen sprach ich nicht so sehr mit Comeneus, als dass ich dasaß und mir von ihm einen Vortrag halten ließ. Im Vergleich zu Xorcheus war seine Baronie recht neu, erst ein paar Generationen alt, und so war er einer der letzten Barone. Ich hatte mich gefragt, warum er sich nicht an einen früheren Baron angehängt hatte, aber als er ins Zimmer kam, verstand ich das schon viel besser. Er wollte mich für sich allein haben. Was ihm an Vorrang fehlte, machte er durch prahlerisches Auftreten wieder wett. Er war genau so, wie ich ihn in Erinnerung hatte: ein massiger Mann mit kräftigem Kiefer, einer schweren Haarmähne und eng beieinanderstehenden Augen. Er sah hochmütig auf mich herab und weigerte sich, sich zu verneigen. Er setzte sich hin, ohne dazu aufgefordert worden zu sein, und schien mich förmlich dazu provozieren zu wollen, eine Bemerkung darüber zu machen. Er sah über meine Schulter Akretenesh und dann mit einiger Befriedigung wieder mich an.
    »Danke, dass Ihr Euch mit mir trefft, Baron.«
    »Mir ein Vergnügen«, sagte er kurz angebunden. »Hat doch keinen Zweck, um den heißen Brei herumzureden. Euer Onkel hat Leute befehligt, ihnen Beine gemacht. Das erwarten wir von einem König, aber Ihr könnt das noch nicht, oder? Ein Jährling muss noch ein bisschen wachsen, bevor er eine Last tragen kann. Ein junger Falke muss Erfahrungen sammeln. Bei einem Olivenbaum muss man Jahre warten, bis er Früchte trägt.«
    Muse der Dichtkunst, eile ihm zu Hilfe! , dachte ich. Würde der Mann sich etwa noch eine landwirtschaftliche Metapher einfallen lassen? Er schien es ernsthaft zu versuchen.
    »Grünes Holz?«, schlug ich vor, aber sogar er spürte, dass eine Metapher für einen König, in

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