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Die Leibwächterin (German Edition)

Die Leibwächterin (German Edition)

Titel: Die Leibwächterin (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Leena Lehtolainen
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Metallkappen. Da ich in diesen Schuhen nicht an den Metalldetektoren der Einkaufszentren vorbeigekommen wäre, trug ich sie in Moskau selten. Doch bevor ich mein neues Hotel verließ, hatte ich sie angezogen, denn es war eine beruhigende Vorstellung, mit einem einzigen Tritt einen erwachsenen Mann außer Gefecht setzen zu können.
    Ich ging zu dem Hotel, in dem Anita und ich abgestiegen waren. Gleich beim ersten Blick auf die Fassade erkannte ich Anitas Fenster, denn ich hatte die Angewohnheit, mir immer und überall die grundlegenden Fakten einzuprägen, die für den Personenschutz wichtig waren. Unter Umständen verriet ein erleuchtetes Fenster einen Eindringling. In Anitas Zimmer brannte Licht, sie hatte die Vorhänge nicht zugezogen. Die dumme Kuh tat genau das Gegenteil von dem, was ich ihr geraten hatte. Es würde ihr nur recht geschehen, wenn ihr etwas zustieße.
    Wieder hörte ich Mike Virtues Stimme: Es ist falsch, deine Klientin im Stich zu lassen. Aber Mike hätte ja nicht ahnen können, wieso der Kauf eines Luchspelzes mich so in Rage brachte. Er hatte selbst gesagt, jeder müsse selbst entscheiden, wen er beschützen wolle. Auch Gangster engagierten Leibwächter. Ich hatte eine ganze Reihe von Paskewitschs Handlangern und Bodyguards zu Gesicht bekommen, schon vor längerer Zeit, als er noch mit Anita liiert war und die beiden häufig im Restaurant Chez Monique speisten, für dessen Besitzerin ich damals arbeitete. Und ich hatte es ganz allein geschafft, Anita vor diesem Männerrudel zu schützen. Eigentlich durfte ich stolz auf mich sein.
    Ich vergewisserte mich, dass der Mann, der mich beim Auschecken angesprochen hatte, nicht mehr an der Rezeption saß, bevor ich das Foyer betrat und zu der Telefonkabine eilte, die sich am Gang zur Bar befand. Ich rief in Anitas Zimmer an, legte aber sofort auf, als sie sich meldete. Sie war wohlauf, würde am Mittwoch mit der Frühmaschine nach Finnland zurückkehren, und bis dahin würde sie allein zurechtkommen. Morgen früh hatte sie noch eine letzte Besprechung mit dem Verwalter ihrer Immobilien in Moskau. Sie kannte den Weg zu seinem Büro, außerdem würde Sergej Schabalin sie chauffieren. Also konnte ich diesen Abend und den nächsten Tag unbesorgt für mich allein verbringen.
    Ich merkte, dass der Empfangschef mich anstarrte, ebenso der Wächter, dem man den Zimmerpass vorweisen musste, bevor man den Aufzug betreten durfte. Ich hatte Anita erklärt, dass der Aufzugwächter keinen hundertprozentigen Schutz bot. Immerhin waren im Hotel zum Beispiel auch Zimmermädchen beschäftigt, über deren Hintergrund wir nichts wussten. Nun plagte mich doch wieder der Gedanke, Anita werde von allen Seiten bedroht, nachdem ich sie im Stich gelassen hatte. Da ertönte die Fahrstuhlglocke. Ich sah die Spitze von Anitas Lacklederstiefel auftauchen und zog mich blitzschnell in die Telefonnische zurück. Anita trug ihren neuen Luchsmantel, hatte sich aber nicht die Mühe gemacht, die verdeckten Knöpfe zu schließen. Sie stolzierte schnurstracks zum Ausgang, und als ich ihr nachsah, erkannte ich das gewohnte Taxi: Schabalin erwartete sie. Eigentlich hatte sie für diesen Abend keine Verabredung, wir hatten vorgehabt, das Abendessen aufs Zimmer zu bestellen und früh schlafen zu gehen. Was hatte Anita veranlasst, ihre Pläne zu ändern?
    Vor dem Hotel standen Wagen von verschiedenen Taxiunternehmen. Eins davon kannte ich von früheren Fahrten. Ich stieg ein und wies den Fahrer an, Schabalin zu folgen. Der Mann murmelte nur «Da» und tat wie geheißen. Wir fuhren am Kreml vorbei zum Grundstück des ehemaligen Hotels Rossija, dann über den Fluss in Richtung Süden. Diese Route führte zu den Immobilien, um die Anita diesen Paskewitsch betrogen hatte. Hatte sie die Besprechung mit ihrem Verwalter vorverlegt?
    Anfang der neunziger Jahre, auf dem Tiefpunkt der Rezession, hatte Anita von ihrer Mutter ein mehrere hundert Hektar großes Areal geerbt, das sich seit jeher im Familienbesitz befunden hatte. Es handelte sich um Ufergrundstücke und ganze Inseln in Savitaipale am Saimaa-See. Da zu dieser Zeit in Finnland kaum Sommerhäuser gebaut wurden und die Arbeitslosenrate hoch war, schaffte Anita es überraschend leicht, einen neuen Bebauungsplan durchzusetzen. Der Gemeinderat rechnete sich aus, dass die Bautätigkeit Arbeitsplätze schuf und die künftigen Bewohner der neuen Sommerhäuser die lokale Wirtschaft beleben würden. Allerdings fehlte Anita das Kapital zum Bauen.
    Da lernte

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