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Die leichten Schritte des Wahnsinns

Die leichten Schritte des Wahnsinns

Titel: Die leichten Schritte des Wahnsinns Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Polina Daschkowa
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Katjas Wange und ging schnell in die Küche.
    Katja blieb einen Moment im Flur zurück, ihr einer Pantoffel hatte sich am Bein des Hockers verfangen. Als sie in die Küche
     kam, sah sie, wie ihre Besucherin den Telefonhörer auf die Gabel legte.
    »Ich habe sofort versucht, dich zurückzurufen«, erklärte Regina, »aber bei dir war ständig besetzt. Wie ich jetzt sehe, hast
     du vergessen, den Hörer aufzulegen.«
    »Nein, das habe ich nicht vergessen. Ich hatte gerade noch ein Gespräch«, sagte Katja verlegen. »Ich muß zurückrufen, das
     ist mir sonst unangenehm.«
    »Mit wem führst du so spät in der Nacht noch Gespräche, oder ist das ein Geheimnis?« Reginas Hand im Wildlederhandschuh lag
     immer noch auf dem Hörer. Katja merkte nicht, wie sie sich bewegte und den Hörer ein kleines Stückchen zur Seite schob, so
     daß er nicht mehr richtig auf der Gabel lag.
    Wie immer duftete Regina Valentinowna nach einem zarten, leicht herben französischen Parfum. Katja gefiel dieser Duft sehr,
     er war geheimnisvoll und ein wenig erregend.
    »Nein, wieso? Ich habe eine Freundin von Olga angerufen,Lena Poljanskaja. Erinnern Sie sich, ich habe Ihnen doch von ihr erzählt?«
    Regina nickte.
    »Wissen Sie«, fuhr Katja fort, »ich dachte einfach, ich müßte ihr von dem Zettel erzählen, den ich gefunden habe. Ihr Name
     stand ja drauf. Und außerdem arbeitet ihr Mann bei der Miliz, womöglich kann er etwas herausfinden … Ein Milizhauptmann von
     der Petrowka ist schließlich was anderes als die Polypen hier vom Revier.«
    »Katja, Katja«, seufzte Regina Valentinowna traurig. »Ich habe dir doch erklärt, vorläufig darfst du noch nichts herumerzählen.
     Was bist du doch für ein Plappermaul. Was hat die Poljanskaja denn gesagt?«
    »Sie …« Katja wurde plötzlich flammend rot, als ihr einfiel, daß sie Reginas Bedingung verletzt und sie im Gespräch mit einem
     Außenstehenden erwähnt hatte. Sie hatte allerdings keinen Namen genannt, aber trotzdem.
    »He, wieso wirst du rot wie eine Tomate?« fragte Regina lächelnd. »Sicher hast du auch über mich getratscht?«
    »Nein, von Ihnen habe ich überhaupt nicht gesprochen! Ich habe ihr nur vorgelesen, was auf dem Zettel stand, und gefragt,
     ob sie auch glaubt, daß Mitja sich selbst …«
    »Na und? Glaubt sie’s?«
    »Jedenfalls ist sie nicht der Meinung, daß meine Vermutungen bloß Fieberphantasien sind, als hätte ich mir das alles im Drogenrausch
     ausgedacht. Eigentlich hat sie noch gar nichts weiter sagen können, denn da ging die Türklingel, und ich habe Ihnen aufgemacht.«
    Katja wurde dieses Gespräch plötzlich unangenehm. Wozu all diese Details? War es so wichtig, wer was gesagt hatte? Erst war
     sie von der Poljanskaja über Regina Valentinowna ausgefragt worden, und nun war es umgekehrt. So ein Blödsinn. Gerade als
     wollten sie etwas Bestimmtes herausbekommen, die eine wie die andere. War das denn jetzt noch von Bedeutung?
    »Übrigens«, Regina besann sich, »weshalb ich eigentlich hergekommen bin – ich habe ein gutes Medikament für dich aufgetrieben.
     Ein neues amerikanisches Präparat, entwickelt speziell für Leute wie dich. Die Wirkung ist ungefähr die gleiche wie bei Morphium,
     nur schwächer. Vor allem aber hat es keinen Gewöhnungseffekt, das heißt, es ersetzt dir eine Zeitlang die Drogen und hilft
     dir, ohne die schlimmen Entzugserscheinungen, vor denen du solche Angst hast, gesund zu werden.«
    »Tatsächlich, so ein Medikament ist erfunden worden?« rief Katja aufgeregt. »Sicher ist es unheimlich teuer.«
    »Aber nicht doch, Kindchen, ich weiß doch, daß du kein Geld hast. Ich tue das weniger für dich als für mich selber.«
    »Mein Gott, Regina Valentinowna, vielen, vielen Dank, ich weiß gar nicht, wie ich Ihnen danken soll.«
    »Hör auf, ich bitte dich!« Regina wedelte abwehrend mit ihrer in feines Wildleder gehüllten Hand, schob dann den glockigen
     Aufschlag des Handschuhs etwas zurück und blickte auf ihre Uhr. »Jetzt ist es schon sehr spät. Die erste Spritze gibst du
     dir in meiner Gegenwart, ich muß beobachten, wie dein Organismus reagiert, um die Dosierung festzusetzen. Hier hast du die
     erste Ration.«
    Regina holte ein kleines dunkelbraunes Fläschchen ohne Etikett aus ihrer Handtasche.
    »Wie viele Portionen sind denn da drin?« fragte Katja und starrte wie verzaubert das Fläschchen an.
    »Das ist nur eine Probe. Ich will sehen, wie es wirkt, und lasse dir dann so viel da, wie nötig. Du verstehst, es

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