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Die Leiden eines Chinesen in China

Die Leiden eines Chinesen in China

Titel: Die Leiden eines Chinesen in China Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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ist.
    – Wir haben ausgemacht, heute Abend an der Großen Mauer einzutreffen, erklärte Kin-Fo. Ich will und werde dahin gelangen!«
    Die Entschiedenheit des Tones seiner Stimme schnitt jeden Einwurf ab. Selbst Soun, dem vor Angst schon die Zähne klapperten, wagte keinen Widerspruch.
    Nach beendigter Mahlzeit – es mochte gegen neun Uhr sein – gab der Führer das Zeichen zum Aufbruch.
    Kin-Fo begab sich nach seinem Reitthier. Craig und Fry suchten die ihrigen.
    »Sie sind also fest entschlossen, sagten sie, Lao-Shen in die Hände zu laufen?
    – Unbedingt! versicherte Kin-Fo. Ich muß und will meinen Brief um jeden Preis wieder haben.
    – Sie setzen aber Alles auf’s Spiel, erwiderten jene, wenn Sie sich in das Lager des Taï-Ping wagen.
    – Ich bin nicht bis hierher gekommen, um zuletzt feig zurückzuweichen! entgegnete Kin-Fo. Es steht ja ganz bei Ihnen, ob Sie mir weiter folgen wollen!«
    Der Führer hatte inzwischen eine kleine Taschenlaterne entzündet. Die beiden Agenten näherten sich ihm und sahen ein zweites Mal nach ihren Uhren.
    »Es wäre offenbar klüger, bis morgen hier zu warten! sagten sie gleichzeitig.
    – Weshalb? erwiderte Kin-Fo. Lao-Shen ist morgen oder übermorgen nicht minder gefährlich als heute. Also vorwärts.
    – Vorwärts!« wiederholten Craig-Fry.
    Der Führer hatte die letzten Worte gehört. Mehrmals schon, wenn die beiden Agenten Kin-Fo zu bestimmen suchten, nicht weiter zu ziehen, nahm sein Gesicht den Ausdruck der Unzufriedenheit an. Als sie jetzt wiederum darauf zurückkamen, schien seine Geduld fast am Ende.
    Kin-Fo war das zwar nicht entgangen, doch vermochte nichts seinen einmal gefaßten Beschluß zu erschüttern. Höchst erstaunt war er aber doch, als der Führer, während er ihm beim Aufsteigen half, sich zu seinem Ohre neigte und ihm die Worte zuflüsterte.
    »Hüten Sie sich vor jenen beiden Männern!«
    Hatte in dem Geiste des Clienten Craig-Fry’s ein Samenkorn des Mißtrauens Wurzel geschlagen? Vermochten jene unerwarteten und unerklärlichen Worte des Führers in ihm die Erinnerung an die von den beiden Agenten stets bewiesene Ergebenheit zu verlöschen? Nein, gewiß nicht! Und doch legte Kin-Fo sich die Frage vor, warum Craig-Fry ihm wohl gerathen haben möchten, seinen Besuch im Lager des Tat-Ping zu verschieben oder auch gänzlich aufzugeben. Waren sie denn nicht so plötzlich von Peking abgereist, nur um jenen aufzusuchen? Lag es nicht jedenfalls im Interesse der beiden Agenten der »Hundertjährigen«, ihn im Besitz seines albernen und ihn stets gefährdenden Briefes zu wissen? Er verstand ihre Bitte auf keine Weise.
    Kin-Fo verbarg die Gefühle, welche in ihm aufstiegen. Er nahm wiederum seinen Platz dicht hinter dem Führer ein. Craig-Fry folgten ihm und so zogen Alle zwei gute Stunden hin.
    Es mochte gegen Mitternacht sein, als der Führer, stehen bleibend, nach einer langen, dunklen Linie im Norden hinwies, die sich nur undeutlich von dem etwas helleren Himmel abhob. Hinter derselben strebten einige Hügel empor, deren Gipfel das Licht des noch unter dem Horizont verborgenen Mondes versilberte.
    »Die Große Mauer! sagte der Führer.
    – Können wir noch diese Nacht durch dieselbe gelangen? fragte Kin-Fo.
    – Wenn Sie es mit aller Gewalt wollen, ja!
    – Ich will es!«
    Die Kameele hielten an.
    »Ich will nach einem Durchgang sehen, sagte da der Führer. Erwarten Sie mich hier!«
    Er entfernte sich.
    Da traten Craig und Fry zu Kin-Fo heran.
    »Mein Herr!…. begann Craig.
    – Mein Herr!« sagte auch Fry.
    Beide fügten dann in einem Tone hinzu:
    »Waren Sie, während der zwei Monate, seit der ehrenwerthe Herr William J. Bidulph uns Ihnen zur Seite gab, mit den Ihnen geleisteten Diensten zufrieden?
    – Vollkommen!
    – Würden Sie auch die Freundlichkeit haben, dieses kleine Papier zu unterzeichnen, um zu bezeugen, daß Sie keine Ursache hatten, über Vernachlässigung zu klagen?
    – Dieses Papier? erwiderte Kin-Fo erstaunt über den Anblick eines aus dem Notizbuche Craig’s gerissenen Blattes, das ihm der Genannte vorhielt.
    – Ja, das Zeugniß von Ihnen, setzte Fry hinzu, wird uns zur Empfehlung bei dem Director der Gesellschaft dienen.
    – Und vielleicht – eine Extraprämie einbringen.
    – Hier, mein Rücken kann Ihnen als Pult dienen, sagte Fry, sich niederbeugend.
    – Und hier ist die nöthige Tinte, um uns diesen schriftlichen Beweis ihrer Anerkennung geben zu können!« fügte Craig hinzu.
    Kin-Fo fing an zu lachen und unterschrieb

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