Die Leopardin
den Hof zum Bad. William de Lorys folgte
ihm, und Ancelin, der Fruchtsäfte ebenso verabscheute wie Bäder, winkte
angewidert ab und eilte zur Küche, um sich anständigen Wein zu
beschaffen.
»Endlich zu Hause!« rief Renard etwas
später, als er mit gekreuzten Beinen am Boden saÃ, in einem Hemd, einem
engen Beinkleid und einer dünnen Seidentunika, und einen Pilaw aus
safrangelbem wildem Reis und würzigem Lammfleisch aÃ. »Wäre ich jetzt
in meiner Heimat, würde ich in meiner dicksten Tunika unter einem
Umhang frieren und Pökelfleisch mit Roggenbrot runterwürgen.«
»Besser
als dieses Zeug«, murrte Ancelin und spuckte ein fettiges zähes
Fleischstück auf den bunten Teppich. »Hier gibt's doch nur Kameldreck
zum Essen und Kamelpisse zum Trinken.«
Grinsend griff
Renard in die Pilawschüssel. Obwohl er den östlichen Lebensstil
schätzengelernt hatte, machte ihm der Gedanke ans einst verachtete
Pökelfleisch mit Roggenbrot den Mund wässerig.
William
de Lorys warf seinem jungen Herrn einen nachdenklichen Blick zu. »Was
würdet Ihr sonst noch tun, wenn Ihr jetzt auf Ravenstow wäret?«
Renard
seufzte. »Wahrscheinlich würde ich mit meinem Vater über die Grafschaft
streiten oder mich auf schändliche Weise vergnügen.«
»Klingt verlockend!« Ancelins Augen leuchteten auf.
De
Lorys zupfte eine Fleischfaser aus seinen Zähnen. »Das finde ich nicht.
Die Frauen daheim sind nicht so gut ausgebildet wie die hiesigen.«
»Ja,
wenn man will, kann man's hier mit einem Bein auf dem Dach und mit dem
anderen auf dem Diwan treiben. Ich möchte bloà wissen, was aus der
guten, ehrlichen Bumserei geworden ist.«
Renard
musterte die zwei Männer belustigt, fühlte sich aber nicht bemüÃigt,
Partei zu ergreifen. Beide Standpunkte hatten ihre Vor- und Nachteile.
Seine Gedanken wanderten in die Sternennacht hinaus. Was würde er jetzt
wirklich in seiner Heimat tun? Mit dem Vater streiten? Vielleicht. Aber
er würde wohl eher versuchen, die Grafschaft ins rechte Lot zu bringen,
während Stephen und Mathilda dem armen England die schlimmsten Qualen
seit der Ankunft des Eroberers bereiteten.
Bei seinem
Aufbruch nach Antiochien war England so ruhig gewesen wie ein Mühlteich
im Sommer, von dem scharfsinnigen, klugen, sparsamen König Henry
regiert, der alles unter Kontrolle gehabt hatte auÃer der eigenen
Sterblichkeit. Zwei Monate nach Renards Abreise war er an einem
verdorbenen Aaleintopf gestorben, und im ganzen Land herrschte Aufruhr,
während seine Tochter und sein Neffe um den Thron kämpften.
Renard
wollte heimkehren, doch sein Vater riet ihm davon ab. Nachdem Stephen
die Krone an sich gerissen hatte, verlangte er Pfänder für den Gehorsam
seiner Untertanen, in Form von Geiseln, die er jenen Aristokraten
abnahm, denen er miÃtraute. Dazu gehörte auch Renards Vater. Solange
sich der Sohn im Ausland aufhielt, brauchte er sich dem König weder zu
beugen noch Widerstand zu leisten, und eine lächelnde Diplomatie konnte
aufrechterhalten werden.
Seine beiden jüngeren Brüder
waren bereits Landbesitzer in ihren eigenen Rechten, und deshalb muÃte
man nicht befürchten, daà sie ihre Zeit in Geiselhaft am Hof vertrödeln
würden. John, der ältere, diente als Kaplan im Haus des Grafen von
Leicester und setzte sich wie dieser für Stephen ein. Also drohte ihm
keine Gefahr.
Ancelin und de Lorys diskutierten immer
noch über Frauen. Während Renard seine Hände in einer Schüssel mit
duftendem Wasser wusch und dann mit dem Tuch abtrocknete, das Johad ihm
reichte, dachte er kurz an Eleanor. Wie alt war sie jetzt? Fast
siebzehn und längst heiratsfähig. Schon vor vier Jahren hatte sie seine
Frau werden wollen. Aber ihr Körper war noch unreif gewesen, im
Gegensatz zu ihrem Geist, und so hatte man die Hochzeit bis zu seiner
Rückkehr verschoben.
Nell mit ihrer Ergebenheit und
ihrer Freude an häuslichen Pflichten ⦠Sie würde eine wunderbare
Ehefrau und Mutter all der vielen Kinder sein, die sie ihm schenken
wollte. Diese Aussicht beglückte weder sein Herz noch seine
körperlichen Gefühle. Die Verlobung war ein geschäftliches Arrangement,
vor zehn Jahren beschlossen, keine Last, aber auch kein erfreulicher
Umstand, der ihn nach Hause trieb, ins Ehebett. Hier in Levante fiel es
keinem Mann schwer, Frauen für die Befriedigung der
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