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Die Leopardin

Titel: Die Leopardin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Chadwick Elizabeth
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beantwortete die walisischen Worte in derselben Sprache.
»Nein!« fauchte sie erbost. »Das Geld gehört mir. Ich arbeite dafür,
und es soll nicht durch deine Kehle rollen.«
    Â»Du kleines Biest! Du wirst tun, was ich dir sage!« Renard sah, wie eine Faust hochschwang.
    Â»Geh zum Teufel!« Die Frau spuckte dem Mann ins Gesicht und schlüpfte unter seinem ausgestreckten Arm hindurch.
    Er
griff nach ihrer dunklen Kleidung, und plötzlich blitzte ein Dolch in
seiner Hand, als er sie zu sich herumdrehte. »Dein Gesicht ist dein
einziges Vermögen, Mädchen. Zwing mich nicht, es zu zerstören!«
    Die
Hand auf seinem eigenen Dolchgriff, trat Renard vor. Doch ehe er sich
einmischen konnte, zog die Frau mit einer geschmeidigen Bewegung eine
Klinge aus den Falten ihres voluminösen arabischen Gewands hervor.
»Sehen wir doch, wer schneller ist!« zischte sie. Kleine Glöckchen
klingelten an den Reifen, die ihre Fußknöchel umgaben. Geschickt zückte
sie die Waffe, und ihr Gegner starrte sie ängstlich an. »Hör mal, es
ist doch nicht nötig â€¦Â«
    Â»Du Feigling!« spottete
sie und ging zum Angriff über. Metall stieß klirrend gegen Metall, der
Dolch des Mannes wirbelte wie ein blinkender Komet in den Staub hinab.
    Waffenlos
stand er da und schluckte. Die Frau lachte verächtlich. Renard sah
einen glitzernden Schleier zwischen den Falten des dunklen Umhangs
schimmern, als sie mit der exquisiten Sarazenerschneide zustach.
Heulend krümmte sich ihr Opfer zusammen, die Hände auf den Bauch
gepreßt.
    Da entschied Renard, daß sie weit genug gegangen war â€“ womöglich schon zu weit. »Halt!« rief er und rannte zu den beiden.
    Verwirrt
wandte sich die Frau zu ihm. Nur sekundenlang konnte er große dunkle
Augen und eine Münzenkette über einer hellen Stirn betrachten, ehe sie
die Kapuze ihres Umhangs über den Kopf zog. Den Dolch immer noch in der
Hand, verschmolz sie mit den Schatten des steinernen Torbogens, der in
die Taverne führte.
    Â»Dieses Biest!« keuchte der immer
noch zusammengekrümmte Mann. »Dieses gemeine, undankbare kleine Biest!«
Er hob eine Hand und starrte seine blutbefleckten Finger an. »Biest!«
    Â»Ihr
habt nichts anderes verdient.« Glöckchen bimmelten hinter Renard, und
er drehte sich um. Aus dem Haus tönten Trommelschläge. Der Tanz hatte
begonnen. »Ist es schlimm?«
    Â»Natürlich ist es schlimm!« klagte der Betrunkene. »Seht doch, was diese Hure getan hat!«
    Renard
musterte die Wunde und lachte. Der Dolch hatte den Narren tatsächlich
getroffen, aber nur einen winzigen Riß in das schmutzige, zerschlissene
graue Beinkleid unterhalb des Bindfadens gerissen. Nach der schwachen
Blutung zu schließen, hatte der Mann nur einen kleinen Kratzer
erlitten. Um so schmerzlicher war seine Würde verletzt.
    Nun
sah er sich suchend um, aber Renard war schneller und hob den Dolch
auf, dessen Griff zu zerbröckeln drohte. Die oftmals geschliffene
Klinge war hauchdünn. Er hieb sie gegen die Mauer, ein blauer Funke
beleuchtete die endgültige Zerstörung der Waffe. Der Griff zerbrach,
die Einzelteile landeten am Boden.
    Renard wandte sich
zu dem Betrunkenen, der langsam davonschlurfte und einen kurzen Blick
über die Schulter warf. Verwirrt schüttelte er den Kopf, murmelte etwas
Unverständliches und entfernte sich.
    Die Trommeln
pulsierten sinnlich. Eine Grille zirpte an der Wand neben Renard, und
er sah die Kerbe im Stein, von der Dolchspitze geritzt. Dann blickte er
auf die Reste der Waffe im Staub. Ein Unbehagen erfaßte ihn, das er
sich nicht erklären konnte. Plötzlich bereute er seinen Entschluß, den
›Krummsäbel‹ aufzusuchen, und er wäre dem Betrunkenen beinahe in die
Sternennacht gefolgt.
    Â»Renard?« rief de Lorys durch den
Torbogen. »Wollt Ihr die ganze Nacht hier draußen herumlungern? Ihr
verpaßt die neue Tänzerin.«
    Da verflog Renards
Bedürfnis, die Flucht zu ergreifen. Er lächelte über seine eigenartigen
Bedenken, kehrte ins Leben und Treiben der Taverne zurück.
    Da
er sehr groß war, konnte er über die Köpfe der meisten Männer
hinwegschauen. Ancelin bildete eine Ausnahme. Deshalb drängte sich
Renard vor ihn und brachte den Protest seines Ritters mit einem
Ellbogenstoß in den Bauch zum Schweigen. Beim Anblick der neuen
Tänzerin im ›Krummsäbel‹

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