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Die Leopardin

Titel: Die Leopardin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Chadwick Elizabeth
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Grenze auf, mitten unter Barden und
Geschichtenerzählern.«
    Sie schob den Becher zu ihm
hinüber. »Mein Vater war Waliser«, sagte sie in sanfterem Ton als
bisher. »Er kam mit Herzog Robert hierher, begegnete meiner Mutter und
blieb auch nach der Belagerung von Antiochia. Als ich elf Jahre alt
war, starb er.« Plötzlich warf sie das Haar in den Nacken, und ihre
Augen verengten sich. Die Maske, die sie für kurze Zeit hatte fallen
lassen, verbarg ihre Gefühle wieder. »Ihr seid sehr klug, nicht wahr?«
    Renard schnitt eine Grimasse. »Wäre ich das, würde ich gewiß keine halbe Mark auf diesen Tisch legen.«
    Â»Ihr könnt's Euch leisten.« Fast verächtlich musterte sie seine kostbare Seidentunika und den vergoldeten Dolchgürtel.
    Â»Da
bin ich mir nicht so sicher«, widersprach er mit einem gequälten
Lächeln. »Ein Pferd würde ich niemals auf diese Weise kaufen.«
    Â»Mit einem Pferd geht Ihr ja auch nicht ins Bett.«
    Seine
Mundwinkel zuckten. »Ebensowenig mit einer Xanthippe, die so bedrohlich
den Dolch schwingt â€“ es sei denn, sie verspricht, sich gut zu
benehmen.« Mit großen, feindseligen Augen starrte sie ihn an. Er
glaubte, in saphirblauen Meerestiefen zu versinken. »Sie müßte sich
verhalten wie Olwen fy anghariad «, fügte er
leise hinzu. Durch gesenkte Wimpern beobachtete er, welche Wirkung die
walisischen Worte auf sie ausübten. Sie erinnerte ihn an eine
angriffslustige Löwin und erhitzte sein Blut, wie er es seit der
Entdeckung seiner körperlichen Lust, in jenen Anfangszeiten, nicht mehr
erlebt hatte.
    Â»Nennt mich nicht so!« erwiderte sie mit scharfer Stimme. »Ich bin nicht Eure Geliebte!«
    Â»Nicht
einmal für eine Nacht voll geheuchelter Leidenschaft?« Er holte Münzen
hervor und legte sie auf den Tisch. Seufzend sah er Madam FitzUrse
herankommen und wunderte sich über seine eigene Dummheit.
    Â»Ihr
habt Euch also anders besonnen, Mylord?« Ein triumphierendes Grinsen
breitete sich auf dem runden Gesicht der Bordellwirtin aus.
    Â»Ich
habe wohl eher den Verstand verloren«, antwortete er und beobachtete,
wie sie die Hälfte der Münzen in ihren Ausschnitt schob.
    Am
anderen Ende des Raums entspann sich ein Kampf, und Renard schaute
instinktiv hinüber. Geschrei, fliegende Fäuste, eine umgestürzte Bank,
verschütteter Wein. Eine Frau kreischte. Madam FitzUrse reckte den
üppigen Busen vor, gab zwei muskulösen, eigens für solche Zwecke
eingestellten Kellnern ein Zeichen und eilte zum Schauplatz des
Geschehens, um die Schurken voneinander zu trennen und hinauswerfen zu
lassen.
    Grinsend wandte sich Renard wieder zu Olwen,
doch sie war mitsamt dem Geld verschwunden. Er stieß einen Fluch
hervor, sprang auf und schaute sich rasch um. Dann drängte er sich
zwischen den Zechern zum Hinterausgang und rannte in den Hof, wo er das
Mädchen zuerst gesehen hatte. Niemand ließ sich blicken, abgesehen von
einem schwankenden Betrunkenen, der in den Rinnstein zu urinieren
versuchte und statt dessen seine Stiefel bespritzte.
    Wütend
fuhr Renard herum â€“ entschlossen, seine Suche anderswo
fortzusetzen. Und da versperrte sie ihm den Weg. Sie trug ein kleines
Bündel bei sich und betrachtete ihn, den Kopf schief gelegt. »Dachtet
Ihr, ich wäre mit Eurem Geld davongelaufen?«
    Er holte tief Atem. »Diese Möglichkeit kam mir tatsächlich in den Sinn.«
    Â»Mir auch.« Leicht verächtlich lächelte sie. »Ihr kennt doch den Weg zu den Zimmern?«
    Renard streckte eine Hand aus. »Gebt mir Euren Dolch.«
    Rebellisch
hob sie das Kinn. Mit einer Hand umklammerte er blitzschnell ihre
Unterarme, mit der anderen tastete er zwischen die Falten ihres
Umhangs, fand die sorgsam eingenähte Scheide und zog den Dolch hervor.
Halb schluchzend, halb keuchend wand sich Olwen in seinem Griff.
    Er
ließ die Waffe fallen, trat auf die Klinge und preßte Olwen an sich.
»Ein Dolch hat bei unseren Geschäften nichts zu suchen«, flüsterte er
dicht an ihren Lippen. »Und für eine halbe Mark begnüge ich mich nicht
mit einem Zimmer in diesem Haus. Ich wohne ganz in der Nähe.«
    Â»Ohne meinen Dolch gehe ich nicht mit.« Aufreizend rieb sie sich an seinem Körper.
    Â»Den bekommt Ihr nicht.«
    Ihre
Lippen fanden sich, und der Kuß durchfuhr ihn wie ein Blitzschlag.
Leise stöhnte sie, als er eine ihrer

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