Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Die Lerche fliegt im Morgengrauen

Titel: Die Lerche fliegt im Morgengrauen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack Higgins
Vom Netzwerk:
nicht mitkommen, Mr. Dillon?«
    Er stellte seine Tasse ab und legte seine Hände auf ihre Schultern. »Das ist nicht nötig, Angel. Ich bin auf der Flucht, nicht Sie oder Danny. Sie wissen ja noch nicht einmal, daß ihr überhaupt existiert.«
    Er ging zum Telefon und rief den Flugplatz in Grimethorpe an. Grant nahm sofort ab. »Ja, wer ist da?«
    »Peter Hilton, alter Junge.« Dillon spielte wieder den Mana­ ger. »Können wir fliegen? Oder liegt zuviel Schnee?«
    »Im Westen ist alles klar«, sagte Grant. »Lediglich der Start hier könnte etwas heikel werden. Wann wollten Sie fliegen?«
    »Ich bin in einer halben Stunde bei Ihnen. Klappt das?«
    »Ich erwarte Sie.«
    Während Dillon den Hörer auflegte, rief Angel: »Nein, Onkel Danny!«
    Dillon fuhr herum und sah Fahy in der Türöffnung stehen. Er hielt eine Schrotflinte in den Händen. »Aber ich bin nicht damit einverstanden, Sean«, meinte er und spannte die Hähne.
    »Danny!« Dillon hob in einer beschwichtigenden Geste die Hände. »Tu das nicht.«
    »Wir gehen mit dir, Sean, und damit basta.«
    »Machst du dir Sorgen wegen deines Geldes, Danny? Habe ich dir nicht erklärt, daß dieser Mann dich überall auszahlen kann?«
    Fahy zitterte jetzt, die Schrotflinte schwankte in seiner Hand.
    »Nein, es ist nicht das Geld.« Er sackte ein wenig in sich zusammen. »Ich habe Angst, Sean. Mein Gott, als ich den Fernsehbericht sah. Wenn ich erwischt werde, verbringe ich den Rest meines Lebens hinter Gittern. Dazu bin ich zu alt, Sean.«
    »Warum hast du dann überhaupt mitgemacht?«
    »Wenn ich das wüßte. Die ganzen Jahre habe ich hier geses­
    sen, hab’ mich zu Tode gelangweilt. Der Lieferwagen, der Granatwerfer, ich hatte etwas zu tun, es war ein Traum, und dann bist du aufgetaucht und hast ihn wahr gemacht.«
    »Ich verstehe«, sagte Dillon.
    Fahy hob die Schrotflinte. »So steht es jetzt, Sean. Wenn wir hier nicht weggehen, dann gehst du auch nicht.«
    Dillons Hand fand den Griff der Beretta, sein Arm schwang herum, und er schoß Fahy zweimal mitten ins Herz, so daß er rückwärts in die Halle stolperte. Er prallte am anderen Ende gegen die Wand und rutschte langsam daran herunter.
    Angel stieß einen Schrei aus, rannte los und kniete neben ihm nieder. Dann stand sie langsam auf und starrte Dillon an. »Sie haben ihn getötet.«
    »Er ließ mir keine andere Wahl.«
    Sie fuhr herum und riß die Tür auf, und Dillon setzte ihr nach. Sie rannte über den Hof und verschwand in einer der Scheunen. Dillon folgte ihr und blieb stehen und lauschte. Ein Rascheln ertönte irgendwo, und Staub rieselte herunter.
    »Angel, hören Sie zu. Ich nehme Sie mit.«
    »Nein, das tun Sie nicht. Sie wollen mich genauso töten wie Onkel Danny. Sie sind ein verfluchter Mörder.« Ihre Stimme klang gedämpft.
    Für einen Moment streckte er die Hand mit der Beretta aus. »Und was haben Sie erwartet? Was glauben Sie denn, worum es die ganze Zeit ging?«
    Stille trat ein. Er wandte sich um, eilte ins Haus, stieg über Fahys Leiche hinweg. Er schob sich die Beretta wieder auf dem Rücken in den Hosenbund, griff nach seinem Aktenkoffer und der Reisetasche mit seinen Kleidern, kehrte in die Scheune zurück und stellte beides auf den Beifahrersitz des Morris.
    Er versuchte es noch einmal. »Kommen Sie mit mir, Angel. Ich tue Ihnen nichts, ich schwöre es.« Es kam keine Antwort. »Dann zur Hölle mit Ihnen«, sagte er, schob sich hinter das Lenkrad und fuhr davon.

    Einige Zeit später, als alles ruhig war, kam Angel die Leiter herunter und ging ins Haus. Sie setzte sich neben die Leiche ihres Onkels und lehnte sich mit dem Rücken an die Wand. Sie hatte einen fernen Ausdruck im Gesicht und rührte sich nicht, auch nicht, als sie hörte, wie draußen ein Wagen auf den Hof fuhr.

    14

    Die Rollbahn in Grimethorpe war völlig mit Schnee bedeckt. Die Hallentore waren geschlossen, und von den beiden Flug­ zeugen war nichts zu sehen. Rauch kräuselte aus dem eisernen Ofenrohr. Es war das einzige Lebenszeichen, als Dillon zu den Baracken und dem alten Tower hinüberfuhr und anhielt. Er stieg aus und ging mit Reisetasche und Aktenkoffer zur Barak­ kentür. Als er eintrat, stand Bill Grant am Ofen und trank Kaffee.
    »Aha, da sind Sie ja. Es sah richtig verlassen aus«, sagte Dillon. »Ich habe mir schon Sorgen gemacht.«
    »Nicht nötig.« Grant, der einen alten schwarzen Fliegerover­ all und eine lederne Fliegerjacke trug, nahm eine Flasche Scotch vom Tisch und schüttete sich etwas in seine

Weitere Kostenlose Bücher