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Die Lerche fliegt im Morgengrauen

Titel: Die Lerche fliegt im Morgengrauen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack Higgins
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hätten diese Art von Beschäftigung aufgegeben«, sagte er. »Aber das hier sieht schon wieder nach einem wilden Wochenende in Bombay aus.«
    Flood saß in einem Sessel, hatte das Jackett ausgezogen, während eine junge indische Krankenschwester seinen Arm behandelte. Sie hatte den Hemdsärmel abgeschnitten und tupfte die Wunde ab. Brosnan und Mary schauten aufmerksam zu.
    Flood sagte zu Aziz: »Was ist mit ihm?«
    »Er wird wohl zwei oder drei Tage hierbleiben müssen. Ich kann einige der Schrotkugeln nur unter Betäubung entfernen, und außerdem ist eine Arterie verletzt. Und jetzt lassen Sie sich
    selbst mal anschauen.«
    Er ergriff Floods Arm und tastete mit einer kleinen Pinzette vorsichtig die Wunde ab. Die Krankenschwester hielt eine Emailleschüssel bereit. Aziz ließ eine Schrotkugel hineinfallen, dann gleich zwei. Flood krümmte sich vor Schmerzen. Der Inder fand wieder eine. »Das könnte schon alles sein, Harry, aber wir müssen eine Röntgenaufnahme machen.«
    »Verbinden Sie ihn einstweilen, und geben Sie mir eine Armschlinge«, verlangte Flood. »Ich komme später zurück.«
    »Wenn Sie unbedingt wollen.«
    Er bandagierte den Arm sehr geschickt, unter Mithilfe der Krankenschwester, dann öffnete er einen Schrank und fand ein Päckchen mit Morphiumampullen. Eine davon spritzte er in Floods Arm.
    »Genauso wie in Vietnam, Harry«, sagte Brosnan.
    »Das lindert die Schmerzen«, sagte Aziz zu Flood, während die Krankenschwester ihm in sein Jackett half. »Ich rate Ihnen, nicht später als heute abend herzukommen.«
    Die Krankenschwester verknotete die Armschlinge in Floods Nacken. Während sie ihm seinen Mantel über die Schultern zog, flog die Tür auf, und Charlie Salter kam herein. »Die Hölle ist los, es kam gerade im Radio. Ein Granatwerferangriff auf Downing Street zehn.«
    »O mein Gott!« rief Mary Tanner.
    Flood geleitete sie zur Tür, und sie drehte sich zu Brosnan um. »Kommen Sie, Martin, wenigstens wissen wir, wohin der Scheißkerl verschwunden ist.«

    Das Kriegskabinett war an diesem Vormittag umfangreicher als üblich und bestand aus fünfzehn Personen, den Premiermi­ nister eingeschlossen. Das Kabinett hatte soeben seine Sitzung im Kabinettzimmer im hinteren Teil von Downing Street 10 begonnen, als die erste Mörsergranate auf einer sauberen Flugbahn von dem in einer Entfernung von zweihundert Metern an der Ecke Horse Guards Avenue und Whitehall geparkten Ford Transit herüberflog und einschlug. Eine laute Explosion ertönte, so laut, daß sie auch von Brigadier Charles Ferguson in seinem Büro im Verteidigungsministerium, von dem aus man auf die Horse Guards Avenue hinuntersah, deutlich zu hören war.
    »Heiliger Schreck!« sagte Ferguson und eilte wie die meisten Leute im Ministerium zum nächsten Fenster.
    Im Kabinettzimmer in der Downing Street zerbrachen die armierten Fensterscheiben, doch der Großteil des Explosions­ drucks wurde von den speziellen, sprengungssicheren Netzvor­ hängen aufgefangen. Die erste Granate hinterließ einen tiefen Krater im Garten und entwurzelte einen Kirschbaum. Die beiden anderen landeten etwas weiter neben dem ursprüngli­ chen Ziel im Mountbatten Green, wo einige Rundfunkübertra­ gungswagen standen. Nur eine von ihnen explodierte, doch im gleichen Moment flog auch der Transporter in die Luft, als Fahys Selbstvernichtungsladung gezündet wurde. Im Kabinett­ zimmer herrschte überraschend wenig Panik. Alle duckten sich, einige suchten unter dem Tisch Schutz. Ein kalter Luft­ hauch wehte durch die zerbrochenen Fenster herein, und in der Ferne waren Stimmen zu hören.
    Der Premierminister stand auf und brachte tatsächlich ein Lächeln zustande. Mit einer unglaublichen Ruhe und Gelas­ senheit sagte er: »Gentlemen, ich glaube, wir müssen umziehen und noch einmal von vorne anfangen.« Damit verließ er den Raum.

    Mary und Brosnan saßen im Mercedes. Harry Flood saß auf dem Beifahrersitz neben Salter, der sich alle Mühe gab, sich so zügig wie möglich durch den dichten Verkehr zu schlängeln. Mary sagte: »Hören Sie, ich muß mit Brigadier Ferguson
    sprechen. Es ist überaus wichtig.«
    Sie überquerten die Putney Bridge. Flood drehte sich um und sah Brosnan an, der nickte. »Okay«, sagte Flood. »Tun Sie, was Sie wollen. Wir fahren auf jeden Fall erst zu dieser Cadge End Farm.«
    Sie benutzte ihr Autotelefon, wählte die Nummer des Vertei­ digungsministeriums, doch Ferguson war nicht da. Es herrschte einige Verwirrung darüber, wo er

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