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Die Letzte Arche

Die Letzte Arche

Titel: Die Letzte Arche Kostenlos Bücher Online Lesen
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Meeresspiegel erreicht. Damals lautete der wissenschaftliche Konsens, das Wasser könne nicht höher als etwa achtzig Meter steigen, weil das die Obergrenze der Eiskappenabschmelzung sei. Nun, genau wie von meinen Modellen damals vorhergesagt, sind wir inzwischen bei einem Anstieg von ungefähr zweihundert Metern angelangt. Der weitere Anstieg beträgt gegenwärtig rund dreißig Meter pro Jahr und folgt dabei einer Exponentialkurve aufwärts. Trotz aller Dementis der wissenschaftlichen Gemeinde und der Regierungen scheint kein Zweifel daran zu bestehen, dass das Schlimmste erst noch kommt. Was die Quelle des Anstiegs betrifft, so haben wir weiterhin Daten gesammelt, und wieder hat jedes neue Faktum meine Prognosen von 2018 bestätigt.«
    Thandie hatte bewiesen, dass der Anstieg des Meeresspiegels nicht von schmelzendem Eis herrührte, sondern von Ejektionen aus unterirdischen Meeren, aus Wasserspeichern im Erdinnern. Sie zeigte ihnen Bilder von U-Boot-Erkundungsfahrten zu gewaltigen, turbulenten Unterwasserquellen, wo heißes, mit Mineralien versetztes Wasser aus den Tiefen des felsigen Erdmantels sich gewaltsam seinen Weg durch den Untergrund bahnte.
    Niemand wusste, warum die Wasserspeicher in der Tiefe gerade jetzt aufgebrochen waren. Es hatte auch früher schon drastische und plötzliche Veränderungen des Erdklimas gegeben. Vielleicht war dies ebenfalls nur solch ein dramatischer, aber natürlicher Übergang. Vielleicht war jedoch auch der Mensch daran schuld.

    »In der Praxis spielt die Ursache allerdings keine Rolle«, sagte Thandie, »und alle Schuldzuschreibungen sind zwecklos. Was auch immer die Ursache sein mag, wir müssen mit den Folgen fertigwerden. Und die sind von nun an unbekannt. Bisher haben wir uns noch an einigen Präzedenzfällen orientieren können. In der Kreidezeit, als die Dinosaurier noch munter herumliefen, war die Erde zum Beispiel wärmer und feuchter, und die Meeresspiegel waren viel höher. Jetzt lassen wir solche Präzedenzfälle jedoch hinter uns und treten in eine Ära ein, in der die Meere so hoch sein werden wie noch nie seit Entstehung der Kontinente vor mehr als zwei Milliarden Jahren.
    Mir ist bekannt, dass die Bundesregierung wie auch andere Behörden und Organisationen bei ihren Planungen weiterhin von einem Rückgang der Flut und der Chance auf eine Erholung ausgehen. Diverse Ressorts arbeiten beispielsweise an Plänen für die ordnungsgemäße Wiederbesiedlung ehemals überfluteter Gebiete. Ich muss jedoch sagen, ich sehe keinen Grund, weshalb die Überschwemmungen in absehbarer Zeit aufhören sollten. Tatsächlich fällt es uns schwer, eine Obergrenze für den Anstieg des Meeresspiegels festzulegen. Wenn die von uns entdeckten unterirdischen Kammern all ihr Wasser freisetzen, werden unsere Ozeane meiner Einschätzung nach das fünffache Volumen der Meere des Jahres 2010 besitzen. Natürlich werden wir schon lange vorher sämtliche Landflächen der Erde verloren haben.« Nach dieser unverblümten Feststellung ließ sie ein Schweigen eintreten.
    Edward Kenzie nickte. »Also, Dr. Jones, was sollen wir Ihrer Ansicht nach tun?«
    Sie zuckte die Achseln. »Sie haben drei Möglichkeiten, soweit ich sehe. Sie treffen Vorkehrungen für ein Leben auf dem Meer. Oder unter dem Meer. Oder Sie verlassen die Erde.« Patrick
merkte, dass er bei diesen letzten Worten nickte. »Oh«, sagte Thandie, »und Ihnen bleiben ungefähr fünfzehn Jahre, um eine Entscheidung zu treffen und Ihren Plan in die Tat umzusetzen.«
    »Warum fünfzehn Jahre?«
    »Weil Denver in fünfzehn Jahren von der Flut verschlungen werden wird.« Sie ließ den Blick durch die alte Bibliothek schweifen – die staubige Stille, die sonnenhelle Luft. »Das Wasser wird hierherkommen. Egal was Sie tun, Sie müssen jetzt damit anfangen. Noch irgendwelche Fragen?«
    Nachdem die LaRei-Mitglieder noch eine Viertelstunde lang einigermaßen sachkundige Fragen gestellt hatten, war der Vortrag beendet, und Thandie begann, ihre Gerätschaften zusammenzupacken.
    »Noch eine Frage«, sagte Patrick. »Wie sehen Ihre eigenen Zukunftspläne aus, Dr. Jones?«
    Sie lächelte. »Weiter beobachten. Es geschehen Dinge, die noch kein Mensch gesehen hat und die auch nie wieder einer sehen wird. Ich kann keine Kinder bekommen. Die Zukunft interessiert mich nicht. Aber die Gegenwart hat mir mehr als genug zu bieten.«

7
    Edward Kenzie stand erneut auf. »Tja, meine Damen und Herren, da haben Sie’s – ein so klares und eindeutiges Bild, wie

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