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Die Letzte Arche

Die Letzte Arche

Titel: Die Letzte Arche Kostenlos Bücher Online Lesen
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geargwöhnt, dass Wilson sie irgendwie dazu gebracht hatte, Kelly als Erste die Gefolgschaft aufzukündigen. Sie fühlte sich verraten. Sie gab zu, dass sie Wilson eine gewisse Stabilität verdankten, die unter Kelly gefehlt hatte. Aber sie wies auch immer wieder daraufhin, dass nach Wilsons Amtsantritt ausgerechnet jene Klausel seines Verfassungsentwurfs still und heimlich gestrichen worden war, mit der die Amtszeit eines Sprechers auf vier Jahre begrenzt wurde. Zumindest war diese eigentümliche Beziehung zwischen Venus und Wilson stabil. Holle hoffte, dass es für die verbleibenden paar Jahre der Reise zur Erde II so bleiben würde.
    Und um über die Erde II und Venus’ neueste Daten über sie zu sprechen, war Holle heute in die Kuppel gerufen worden.
     
    Die beiden Astronominnen erreichten einen Punkt, an dem sie ihre Arbeit unterbrechen konnten. Sie lehnten sich zurück, atmeten tief durch und streckten sich, als kämen sie an die Oberfläche, um Luft zu holen. Cora lächelte Holle an und verließ die Kuppel durch die Luftschleuse. Venus und Holle blieben allein zurück. Venus drückte eine Taste auf einem Laptop, und Holle hörte das leise Klackern von Riegeln.
    »Du hast uns eingeschlossen«, sagte Holle überrascht.
    »Ganz recht.« Venus nahm eine Thermosflasche aus dem niedrigen Regal neben ihrer Workstation. »Einen Schluck Kaffee?«

    »Ich fühle mich geehrt.«
    Venus schenkte zwei Becher voll.
    Holle trank dankbar. Dass die Verarbeitungssysteme fast acht Jahre nach dem Start von Gunnison immer noch eine heiße Flüssigkeit produzierten, die halbwegs wie richtiger Kaffee schmeckte, war eines der kleinen Wunder der Arche. »Du scheinst hier drin immer das beste Gebräu zu haben, Venus.«
    Venus lächelte. Der schwache Widerschein ihres leuchtenden Bildschirms erhellte ihr Gesicht. »Irgendeinen Anreiz muss man den Leuten ja bieten, damit sie einen besuchen kommen. Übrigens, wenn diese Luke verschlossen ist, ist auch der Datenstrom ins übrige Schiff unterbrochen. Wir sind also ganz unter uns.«
    Holle starrte sie an. »Du hast sogar die Verbindung zu Wilson unterbrochen?«
    »Oh, unser großer Führer sieht und hört immer zu.« Sie zwinkerte Holle zu. »Was nicht heißt, dass er auch immer die ungeschminkte Wahrheit zu sehen und zu hören kriegt.«
    »Du manipulierst den Datenstrom?«
    »Wilson braucht uns, unsere Arbeit. Solange ich keine direkte Gefahr für ihn bin, lässt er mir meine kleinen Geheimnisse, glaube ich.«
    Und das beschrieb zugleich die elementarste Überlebenstaktik auf dieser Arche: sich ein wenig Macht zu verschaffen und sie festzuhalten.
    »Und heute hast du also ein ›kleines Geheimnis‹?«
    Venus nickte. »Ich erzähle Wilson davon, wenn ich so weit bin. Wir brauchen noch mehr Daten, um Klarheit zu gewinnen. Aber …«
    »Du hast gesagt, es gibt ein Problem.«
    »Mit der Erde II«, bestätigte Venus. »Ich glaube, es gibt ein Problem mit unserem Ziel, Holle. Du musst mir helfen – ich weiß noch nicht recht, wie ich damit umgehen soll.«

    »Scheiße.«
    Venus grinste. »Das trifft es nicht mal annähernd.« Sie drehte einen Bildschirm zu Holle herum. »Wir haben Bilder von der Erde II. Noch rudimentär, aber …«
    Holle war erstaunt. »Wow. Bilder. Und ihr habt sie für euch behalten?«
    »Bisher.«
    »Ich fühle mich auf einmal wie Kolumbus.«
    »Eher wie die Crew von Apollo 8«, sagte Venus. »Weißt du noch, dass Gordo immer behauptet hat, er habe sie alle kennengelernt, Borman, Lovell und Anders? Die Ersten, die zum Mond geflogen sind, die Ersten, die unsere Erde im Ganzen gesehen haben …« Ihr Finger hing über einer Taste. »Ich zeige dir, wie wir an die Daten gekommen sind.«
     
    Auch nach dem Übergang in den Warp-Modus hatten Venus und ihr Team die Arche als mobile Teleskop-Plattform für die Beobachtung der nahe gelegenen Sterne und ihrer Planeten benutzt. Sie spähten bei ihrem Suchaktionen tiefer ins All hinein und erzielten detailliertere und bessere Ergebnisse, als es von der Erde und sogar von der Arche beim Jupiter aus möglich gewesen war. Holle fand es erstaunlich, dass man im Innern der Warp-Blase so hervorragende Arbeit leisten konnte; immerhin mussten die Teleskope durch eine Wand aus gefalteter Raumzeit hinausschauen. Aber die Linsenwirkung, der das Licht ausgesetzt war, ließ sich leicht eliminieren; man verfolgte den Weg der Strahlen einfach zurück, folgte Lösungen durch den Wald relativistischer Gleichungen, die den Alcubierre-Warp

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