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Die Letzte Arche

Die Letzte Arche

Titel: Die Letzte Arche Kostenlos Bücher Online Lesen
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Sauerstoff-Stickstoff-Atmosphäre.«
    Holle schaute angestrengt auf die verstreuten Landmassen. Würden die Formen dieser seltsamen Kontinente den Kindern der Arche ebenso vertraut werden, wie es die von Afrika, Amerika und Asien einst, bevor sie in den Fluten versanken, ihren Eltern und Großeltern gewesen waren? »Für mich sieht das ziemlich gut aus, Venus. Wo liegt das Problem?«
    »Schau dir diese Sequenz an. Der Tag auf der Erde II ist länger als der Erdtag, ungefähr dreißig Stunden. Diese Bilder wurden im Abstand von ein paar Stunden aufgenommen.«
    Es war wie eine primitive, verschwommene Animation, die zeigte, dass die Welt sich auf einer horizontalen Achse drehte. Die langgestreckte, zentrale Landmasse bewegte sich abwärts, und der andere Kontinent verschwand unter dem Bauch der Welt. Der Schattengürtel veränderte sich nicht. Die Sonne war außer Sicht, irgendwo rechts von ihr …

    Auf einmal verstand sie. »Oh. Es ist ein Uranus. Die Achse ist umgekippt und zeigt auf die Sonne.«
    »Die Achsneigung beträgt fast neunzig Grad. Gegenüber wie viel, dreiundzwanzigeinhalb Grad bei der Erde? Tatsächlich glauben wir, dass es eher so ist wie beim Mars, wo die Achse über Perioden von Jahrhunderttausenden hin und her schwankt. Die Erde wird vom Mond stabilisiert; dem Mars fehlt ein Mond von ausreichender Größe – und der Erde II auch. Die Achsneigung scheint mit Gezeiteneffekten der beiden Riesenplaneten weiter draußen zusammenzuhängen.«
    »Deshalb gibt es kein Eis.«
    »Ja. Jeder Pol wird ein halbes Jahr lang pausenlos von Sonnenlicht beschienen, während der andere ständig im Schatten liegt.«
    »Wie kann es dazu gekommen sein?«
    »Planeten und Planetensysteme sind etwas Alltägliches, Holle. So viel haben wir gelernt – der Himmel ist voll davon. Aber ihre Entstehungsprozesse sind chaotisch. Sie bilden sich aus Staubund Eiswolken und erleiden dann eine Abfolge immer stärkerer Einschläge, von aufeinanderprallenden Staubkörnchen bis zur Kollision planetengroßer Massen. Und nicht nur das, es gibt auch noch die sogenannte Migration. Sterne werden in überfüllten Sternenwiegen geboren, und die verbleibende Wolke wird ziemlich schnell vom Licht benachbarter Babysterne weggeblasen. Vorher kann die Gezeitenreibung mit der Wolke allerdings dazu führen, dass Welten mit der Masse des Jupiter einwärts durchs System driften und kleinere Welten wie eine Schar Vögel auseinandertreiben. Bei diesem Prozess spielt der Zufall also eine große Rolle. Jedenfalls ist das wahrscheinlich der Grund, weshalb wir so wenige ›Erden‹ in hübschen, stabilen, kreisförmigen Umlaufbahnen in genau der richtigen Entfernung von
ihrem Stern entdeckt haben. Und wenn man auch noch bestimmte Arten von Sternen ausschließt, bleibt eine noch kleinere Auswahl übrig.«
    Holle zupfte sich an der Nase. »Ich habe das Gefühl, du willst mich in eine Auseinandersetzung hineinziehen.«
    Venus seufzte. »Na ja, diese Auseinandersetzung war schon gestorben, bevor wir den Jupiter verlassen haben. Wir haben Erden gefunden, die andere Arten von Sternen umkreisen, Holle, Sterne, die ganz und gar nicht so sind wie Sol. Zum Beispiel rote Zwerge der M-Klasse. Wenn die Umlaufbahn nah genug an einem solchen Stern liegt, ergeben sich brauchbare Temperaturen. Einige dieser M-Erden sind bessere Kandidaten als die Erde II – sogar auf Grundlage dessen, was wir schon beim Jupiter wussten. Aber eine Fraktion im Kontrollzentrum wollte nicht gutheißen, dass wir woanders hinfliegen als zu einer gelben Sonne.«
    »Ich erinnere mich«, sagte Holle. »Ich habe versucht, mich da rauszuhalten. Gordo Alonzo hat schließlich ein Machtwort gesprochen, nicht?«
    »Ja. ›Ich schicke diese Crew doch nicht zu dem verdammten Planeten Krypton!‹ Im Grunde haben wir uns auf eine Wette eingelassen, dass dieser Kandidat aus der begrenzten Menge der Planeten, die wir in Erwägung zu ziehen bereit waren, so sein würde, wie wir es uns erhofft haben. Tja, wir haben verloren. Wir arbeiten gerade an ein paar Modellen für die Oberflächenbedingungen der Erde II. Es gibt komplexe Wettersysteme, ganz anders als auf der Erde. Einfache Lebensformen können sich dort offenbar halten. Aber …«
    »Aber es ist vielleicht keine Welt für Menschen.«
    »Ich weiß es nicht. Ich hoffe, es ist eine. Ich fürchte aber, das ist sie nicht.« Venus seufzte und schaltete ihre Bildsequenz aus. »Das sollte uns lehren, dass schon ein einziger astronomischer
Parameter, in diesem Fall

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