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Die Letzte Arche

Die Letzte Arche

Titel: Die Letzte Arche Kostenlos Bücher Online Lesen
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beschrieben.
    Selbst jetzt, wo sie draußen unter den Sternen waren, blieb es jedoch schwierig, das schwache Licht eines Planeten zu entdecken,
der nur einen Bruchteil der Strahlungsmenge seines Muttergestirns reflektierte. Darum ließ Venus ihre Teleskope Ausschau nach den kaum merklichen Helligkeitsveränderungen eines Sterns halten, vor dessen Antlitz ein Planet vorbeizog – eine Technik, die nur funktionierte, wenn die Umlaufbahn des Planeten zufällig auf der Ebene der Flugbahn der Arche lag. Oder sie suchte nach den Schwankungen in der Bewegungscharakteristik eines Sterns, die von der umlaufenden Masse von Planeten hervorgerufen wurden. Bei der in Holles Augen raffiniertesten Technik brauchte man zwei Teleskope, die in gewissem Abstand voneinander denselben Stern beobachteten. Licht verhielt sich wie eine Welle, und wenn sich Wellen überlagerten, ergab sich eine konstruktive oder destruktive Interferenz. Die Signale der beiden Teleskope wurden so kombiniert, dass eine destruktive Resonanz zwischen den beiden Lichtströmen des Sterns auftrat – und wenn der Stern dann unsichtbar war, konnte man etwaige Planeten ausmachen, deren Helligkeit nur etwa ein Milliardstel der Leuchtkraft des Sterns betrug.
    Mit solchen Techniken konnte man einen Planeten eingehend beobachten, man konnte seine Masse und Schwerkraft schätzen und sein Lichtspektrum auf Anzeichen von Wasser und Atmosphärenbestandteilen wie Methan und Sauerstoff analysieren. Vor dem Aufbruch der Arche vom Jupiter waren solche erdähnlichen Signaturen bei einem Planeten von 82 Eridani festgestellt worden, einem Stern, der Ähnlichkeit mit der Sonne besaß.
    »Aber wir starren nicht nur die ganze Zeit auf die Erde II«, sagte Venus. »Wir haben weiter hinausgeschaut, so weit es ging, über eine Sphäre mit einem Radius von hundert Lichtjahren hinweg, und alles zu kartografieren versucht, was wir erfassen können. Warum auch nicht? Selbst wenn wir zur Erde II gelangen,
wird es lange dauern, bis wieder jemand eine Chance bekommt, nach Planeten Ausschau zu halten, und dann garantiert nicht von einer Plattform wie dieser aus. Es gibt Grenzen der Nachweisbarkeit, ein astrophysikalisches Grundrauschen, durch das man nicht hindurchschauen kann. Aber unsere Instrumente sind auf jeden Fall empfindlich genug, um einen erdähnlichen Planeten in einer erdählichen Entfernung von einem sonnenähnlichen Stern zu finden, zum Beispiel anhand stellarer Geschwindigkeitsoszillationen von einem Zentimeter pro Sekunde oder so. Wir stellen also einen Katalog zusammen, ein Vermächtnis für künftige Generationen.« Sie grinste, und die Venus, mit der Holle aufgewachsen war, lugte aus dem Innern dieser ernsten dreißigjährigen Frau hervor. »Außerdem, was sollen wir sonst den ganzen Tag lang machen? Entweder das, oder die Wände abschrubben.«
    »Ich glaube dir.«
    »Also, bist du bereit für die Erde II?«
    »Nur zu.«
    Der Bildschirm vor Holle leuchtete auf, und sie sah eine Scheibe, eine Welt. Sie war fast voll, nur eine Sichel auf der linken Seite lag im Schatten. Und der helle Teil, die rechte, ins Sonnenlicht von 82 Eridani getauchte Hemisphäre, wurde von einem grau glänzenden Ozeanschild beherrscht. Holle sah ein blendendes Glanzlicht am rechten Rand, das von dem nicht sichtbaren Stern geworfen wurde. In dieser taghellen Halbkugel gab es einen Wolkenwirbel, irgendein großes Sturmsystem. Woanders sah sie Land, einen schmalen grauen Gürtel um die Taille des Planeten, darunter eine weitere Landmasse und eine Art Archipel darüber. Das Bild war verschwommen, ein Artefakt der Teleskopie; Details unterhalb der Größe von Kontinenten waren nicht zu erkennen.

    Venus beobachtete sie grinsend. »Selbst Wilson hat das noch nicht gesehen.«
    Holle schüttelte den Kopf. »Sieht aus wie ein Spezialeffekt in einem HeadSpace-Spiel. Und so erdähnlich. Keine Polkappen?«
    »Nein, obwohl die Oberflächentemperatur nicht viel anders ist als auf der Erde. Aber es hat ja auch Zeiträume in der Vorgeschichte gegeben, in denen die Erde eisfrei war.«
    »Sind das Echtfarben? Die Landmassen sind vielleicht ein bisschen dunkler als auf der Erde.«
    Venus nickte. »Stimmt. Nicht so grün wie die Erde. 82 Eridani ist eher ein G5-Stern als ein G2-Stern wie Sol, und das Licht ist ein wenig anders. Wir vermuten, dass es da unten eine andere Photochemie gibt.«
    »Aber es gibt Leben.«
    »O ja, davon sind wir überzeugt. Sonst hätte der Planet nicht diese typische

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