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Die Letzte Arche

Die Letzte Arche

Titel: Die Letzte Arche Kostenlos Bücher Online Lesen
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die Achsneigung, eine Welt aus der Sicht des Menschen zugrunde richten kann. Vielleicht haben wir deshalb nirgends eine Spur von intelligentem Leben gefunden.«
    Holle machte große Augen. »Ihr habt danach gesucht?«
    »Ja, natürlich. Würdest du das nicht tun? Wir haben in unserer Flugrichtung gesucht, und auch im Zentrum der Galaxis, wo die meisten Sterne sind. Wir haben nichts gesehen, Holle, keine Anzeichen von orbitalen Infrastrukturen in der Umgebung der Planeten – keine Dyson-Sphären, keine Ringwelten – , keine Hinweise darauf, dass sich jemand in die Evolution der Sterne eingemischt hat. Und keine Spur von organisierten Daten im Funkrauschen. Es ist eine große, leere Galaxis. Leer bis auf uns. Und das ist unheimlich .« Ihre Stimme war dünn, und die Pupillen ihrer an die Dunkelheit angepassten Augen waren im schwachen Licht ihres Bildschirms riesengroß, als sie zu den Sternen hinausschaute.
    Holle sah sie an und fragte sich, was für langfristige Auswirkungen das Betrachten eines schweigenden Universums auf Venus und ihre Leute haben mochte. Die Arche brauchte jedenfalls ganz bestimmt keine weiteren Verrückten. »Ich finde, wir sollten mit den Leuten darüber reden, Venus. Über deine Skepsis in Bezug auf die Erde II. Je eher wir anfangen zu planen, wie wir damit umgehen, desto besser.«
    Venus grunzte. »Klar. Fang mit Wilson an, der wird sowieso mitgehört haben. Aber halte es vorläufig noch vor der Crew geheim. Hat keinen Sinn, negative Reaktionen auszulösen.«
    »Danke für den Kaffee. Ähm … Könntest du die Luke entriegeln? «

69
    Holle wollte zwar mit Wilson über Venus’ Probleme sprechen, aber sie verschob den Besuch bei ihm noch ein wenig. Sie hatte das Gefühl, dass sie Zeit brauchte, um alles gründlich zu durchdenken.
    Stattdessen stieg sie nach ihrer Rückkehr ins Modul zu Deck zehn hinunter, wo sie mit Doc Wetherbee und Grace Gray verabredet war, um sich anzusehen, welche Fortschritte Zane Glemps Therapie machte. Wetherbee hatte gesagt, Zane nehme dort heute an einem Traumzirkel teil, und Wetherbee wollte ihn dabei beobachten.
    Als Holle die Luftschleuse zur Kuppel verließ, traf sie Grace, und sie überquerten das Deck und gingen zur Leiter, die nach unten führte. Im offenen Bereich im Zentrum des Decks musste Grace Holle zurückreißen, damit sie nicht mit dem harten Körper eines Kindes zusammenprallte, das an der Rutschstange von ganz oben nach ganz unten sauste.
    »Juhu!«
    »Heilige Mutter Gottes«, sagte Holle schwer atmend. »Diesmal hätte es mich beinahe erwischt.«
    »Ja. Die werden jeden Tag schneller. Sie veranstalten einen regelrechten Wettstreit, wie weit sie fallen können, ohne sich an der Stange festzuhalten.« Die beiden Frauen erreichten die Leitern und machten sich an den Abstieg. »Ich habe Wilson überredet, ein Netz über das Loch in Deck vierzehn zu
spannen, damit sie wenigstens nicht in die Hydrokulturen knallen.«
    »Die kleinen Bastarde sind nicht ganz dicht.«
    Grace, die unter Holle hinabkletterte, grinste. »Es ist schwer, sie rund um die Uhr unter Kontrolle zu halten, Holle. Ich meine, Helen ist jetzt sieben.«
    »Ich höre ihnen manchmal zu. Selbst ihre Sprache ist anders als unsere. Sie veranstalten komplizierte Fangspiele und haben bestimmt fünfzig Worte für ›hab dich!‹.«
    »Ja. Aber keins für ›Himmel‹ oder ›Meer‹ …«
    Sie erreichten Deck zehn. Mehr als ein Jahr nach dem Brand bot das Deck mit seinen geschwärzten Wänden und ausgebrannten Instrumenten-Racks immer noch ein Bild der Verwüstung. Selbst der Fußboden war nur ein behelfsmäßiger Ersatz für die geschmolzenen Gitterelemente. Im Grunde hatte sich das gesamte Modul nie richtig erholt; alles wirkte irgendwie schäbig und alt.
    Der Traumzirkel begann gerade, und die Träumer entrichteten ihre Teilnahmegebühren mit einem Daumendruck auf das Eingabefeld am Handheld des Kassierers. Wilson hatte eine neue Währung aus Credits eingeführt, die elektronisch abgebucht und im Datenspeicher des Schiffes verwahrt wurden; man bekam Lohn für seine Arbeit und musste seinerseits für alles außer Luft und Wasser bezahlen – sogar dafür, dass man seine Träume auf einem ausgebrannten Deck mit anderen teilen durfte. Und ein bestimmter Prozentsatz jeder Zahlung wanderte direkt in die gemeinsame Kasse, die Wilson verwaltete.
    Einer der Träumer war Zane. Er wirkte schüchtern und bedrückt. Holle fragte sich, welches Alter heute dominant war.
    Grace redete immer noch über die

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